Paraguay, ein Land, das oft im Schatten seiner größeren südamerikanischen Nachbarn steht, pflegt eine tief verwurzelte, rustikale und sättigende Küche. Das paraguayische Streetfood ist nicht einfach nur ein schneller Snack, sondern ein direktes Echo der Guaraní-Kultur, in der Maniok (Yuca) und Mais die Grundpfeiler der Ernährung bilden.
Auf den Straßen, Märkten und in den Bussen des Landes lässt sich die kulinarische Seele Paraguays am besten erleben.
Die Beliebtesten Speisen: Der Tyra und seine Stars
Das Streetfood in Paraguay ist oft unter dem Guaraní-Begriff tyra zusammengefasst – Speisen, die als Beilage zu Mate Cocido (gekochtem Mate-Tee) oder als Snack dienen. Die dominierenden Gerichte sind herzhaft, käsig und sättigend.
1. Chipa (Das Nationalgebäck)
- Beschreibung: Chipa ist der unbestrittene König des paraguayischen Streetfoods. Es handelt sich um ein kleines, hartes Gebäck, das oft in Ringform gebacken wird.
- Geschmack & Herkunft: Die Chipa wird traditionell aus Maniokstärke (oder Maniokmehl), Käse (oft queso paraguayo), Eiern und Fett hergestellt. Der Geschmack ist salzig-käsig und durch die Maniokstärke leicht zäh und elastisch. Die Wurzeln liegen bei den indigenen Cario-Guaraní.
- Verbreitung: Chipa-Verkäufer (chiperos) sind omnipräsent. Sie verkaufen die heißen Teigringe aus großen Körben, oft an Bushaltestellen, in Bussen und an jeder Straßenecke, besonders morgens und nachmittags.
2. Mbeju (Der maniokbasierte Fladen)
- Beschreibung: Der Mbeju ist ein einfacher, runder, flacher „Kuchen“ oder Fladen, der ähnlich einem Pfannkuchen in der Pfanne gebacken wird.
- Geschmack & Herkunft: Auch hier dominieren Maniokstärke, Butter oder Fett, Milch und viel Käse. Der Teig ist vor dem Backen trocken und krümelig, wird aber beim Braten zu einem dicken, runden Fladen mit knusprigen Rändern. Er wird oft als warmer Snack oder zum Frühstück genossen.
- Besonderes Merkmal: Mbeju ist glutenfrei, da er hauptsächlich auf Maniok basiert, was ihn auch für Zöliakie-Patienten zu einem beliebten traditionellen Gericht macht.
3. Pastel Mandi’o (Die Maniok-Empanada)
- Beschreibung: Ähnlich den Empanadas, aber die Pastel Mandi’o ist eine Teigtasche, deren Teig nicht aus Weizen, sondern aus einer Mischung aus Maismehl und gekochtem Maniok besteht.
- Geschmack: Die Teigtaschen sind meist frittiert und haben eine süße Note durch den Maniokteig, gefüllt mit einer herzhaften Mischung aus Hackfleisch (Rind oder Huhn), Zwiebeln und hart gekochtem Ei.
- Verbreitung: Besonders beliebt sind sie bei Volksfesten wie dem San Juan und als sättigender Snack in Bars und an Straßengrills.
4. Empanadas und Sopa Paraguaya
- Empanadas: Die paraguayische Version der Empanada (gefüllte Teigtasche, gebacken oder frittiert) ist ein Alltags-Snack. Die Füllungen reichen von Rindfleisch (carne) über Schinken und Käse (jamón y queso) bis hin zu Hühnchen (pollo).
- Sopa Paraguaya: Obwohl wörtlich „Paraguayische Suppe“ übersetzt, handelt es sich hierbei nicht um eine Suppe, sondern um ein festes Maisbrot oder einen Auflauf aus Maismehl, Käse, Milch und Zwiebeln. Sie wird zwar als Beilage zum Asado (Grillfleisch) gereicht, aber oft auch in Stücken von Straßenverkäufern angeboten.
Qualität, Preisniveau und Verbreitung
Das paraguayische Streetfood ist das Rückgrat der Ernährung für viele Einheimische und zeichnet sich durch seine Zugänglichkeit aus.
Preisniveau
Das Preisniveau ist im Vergleich zu europäischen Standards extrem niedrig. Ein Stück Chipa, Mbeju oder eine Empanada kostet oft nur zwischen 3.000 und 5.000 Guaraní (PYG), was je nach Wechselkurs deutlich unter 1 Euro liegt. Das macht diese Speisen zur günstigsten und schnellsten Möglichkeit, sich unterwegs zu versorgen.
Verbreitung
Das Streetfood-Netzwerk in Paraguay ist flächendeckend und informell. Die Speisen werden verkauft:
- Von ambulanten Händlern mit Körben, die durch Busse, Parks und über Märkte ziehen.
- An festen Ständen (Puestos) in der Hauptstadt Asunción und in anderen Städten.
- An kleinen Grills (Asaditos), die abends Fleisch und Chorizo (Würstchen) verkaufen.
Qualität und Hygiene
Die Qualität ist aufgrund der einfachen, traditionellen Zutaten (Maniok, Mais, lokal hergestellter Käse) oft sehr rustikal und authentisch. Ein hoher Grad an Frische ist gegeben, da die Snacks, insbesondere Chipas und Mbeju, oft direkt vor Ort oder nur Stunden zuvor zubereitet werden.
Hinsichtlich der Hygiene entspricht das Streetfood dem üblichen Standard in Südamerika: Während viele Stände sauber arbeiten, empfiehlt es sich für Reisende, dort zu kaufen, wo hohe Frequenz und schnelle Rotation der Ware herrschen, um sicherzustellen, dass die Speisen tatsächlich caliente (heiß) sind.