Haben Sie auch schon bemerkt, dass unsere digitalen Briefkästen und die Weiten des Internets von einer ganz besonderen Spezies bevölkert werden? Es sind die angeblichen Erfolgscoaches, Kryptowährungsgurus und Wundermittel-Verkäufer, die uns mit ihren scheinbar unwiderstehlichen Angeboten bombardieren. Und schauen Sie mal genauer hin: Ihre Namen sind so exklusiv wie ihre angeblichen Gewinne.
Willkommen in der schillernden Welt von Sarah-Amelie, Anna-Henriette, Virginia-Rosalie, Henrik-Torben und Leander-Maximilian!
Ja, genau diese klangvollen Doppelnamen, die förmlich nach Champagnerfrühstück auf einer Yacht, Business-Meetings in Monaco und Privatjets schreien. Es sind die Namen, die uns suggerieren sollen: „Ich bin nicht wie du. Ich bin elitär. Ich habe es geschafft. Und jetzt will ich dir (gegen eine kleine Gebühr) verraten, wie auch du es schaffst, in einem goldenen Käfig zu leben!“
Der Namens-TÜV des Erfolgs
Haben Sie jemals eine Spam-Mail von einem „Peter Müller“ bekommen, der Ihnen erzählt, wie er über Nacht Millionär wurde? Oder von einer „Katrin Schmidt“, die Ihnen die ultimativen Detox-Tipps für ewige Jugend verkauft? Nein, natürlich nicht!
Peter, Katrin, Sabine, Dirk – diese Namen sind offensichtlich zu bodenständig, zu ehrlich, zu… normal. Sie klingen nach Nachbarschaftsgrillfest, Sonntagsbraten und vielleicht einem Schrebergarten. Nach Menschen, die tatsächlich arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und wer will schon von jemandem lernen, der sich die Hände schmutzig macht, wenn man auch von einem Leander-Maximilian lernen kann, der wahrscheinlich noch nie eine Spülmaschine bedient hat?
Mehr Schein als Sein: Die Fassade des „Erfolgs“
Das ist das perfide Spiel, das hier gespielt wird: Es geht um mehr Schein als Sein. Die Namen sind ein Teil der sorgfältig konstruierten Fassade. Sie sollen uns blenden, uns das Gefühl geben, dass hier jemand spricht, der auf einer höheren Ebene des Seins schwebt. Jemand, der keine alltäglichen Probleme kennt, weil er ja schließlich Anna-Henriette heißt und bestimmt in einem Penthouse wohnt, während wir noch im Reihenhaus sitzen und uns fragen, ob wir uns diese Woche das Bio-Gemüse leisten können.
Die Psychologie dahinter ist einfach: Wir assoziieren diese Namen unbewusst mit einer gewissen Klasse, einem bestimmten sozialen Status, einem unerreichbaren Lifestyle. Und wer möchte nicht ein Stückchen davon abhaben? Selbst wenn es nur ein fragwürdiger Online-Kurs oder ein dubioses Investment ist, das am Ende nur den Absendern zugutekommt.
Ein Hoch auf die Normaleit!
Doch während die Sarah-Amelies dieser Welt uns mit ihren Hochglanzversprechen locken, sollten wir uns vielleicht wieder auf das besinnen, was wirklich zählt. Auf die echten Peters, Katrins, Sabines und Dirks da draußen. Die Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, die Herausforderungen meistern, Erfolge feiern und Misserfolge wegstecken. Die vielleicht keine Privatjets besitzen, aber echte Freundschaften, ehrliche Arbeit und das wohlige Gefühl, etwas Echtes geleistet zu haben.
Wenn Sie also das nächste Mal eine E-Mail von einem Henrik-Torben sehen, der Ihnen den Schlüssel zum ewigen Glück verspricht, lächeln Sie milde. Und dann löschen Sie sie. Und gehen Sie stattdessen lieber zu Ihrem Nachbarn Peter auf ein Bier oder rufen Sie Ihre Freundin Katrin an. Die wissen wahrscheinlich, wie das echte Leben funktioniert – ganz ohne doppelten Namen und doppelten Boden. Und das ist doch viel mehr wert als jeder Fake-Erfolgscoach.
Oder etwa nicht?