Liebe Freunde des gepflegten Mischgetränks, haltet euch fest! Wir befinden uns heute inmitten eines kuriosen Phänomens, das die Cocktailwelt in ein humorvolles, wenn auch leicht verwirrendes Dickicht verwandelt: der ebenso eigennützige wie charmante Empfehlungs-Wettstreit zwischen Herstellern von Schlüsselzutaten. Es ist ein bisschen so, als würden sich Katze und Maus gegenseitig als Hauptdarsteller in ihrem Lieblingscartoon anpreisen.
Nehmen wir zum Beispiel unseren geschätzten Kräuterlikörfabrikanten, nennen wir ihn der Einfachheit halber „Meister Bittermann & Söhne“. Meister Bittermann hat erkannt, dass sein edler Tropfen nicht nur pur nach dem deftigen Sonntagsbraten seine Liebhaber findet, sondern auch eine glänzende Karriere in der Welt der Cocktails hinlegen könnte – und damit natürlich den Umsatz ankurbelt. Sein revolutionärer Cocktail-Vorschlag, der auf allen Hochglanzbroschüren prangt: „Mixen Sie 6 cl unseres unnachahmlichen Spitzenlikörs, verfeinern Sie das Ganze mit 4 cl irgendeines x-beliebigen Orangensaftes Ihrer Wahl und garnieren Sie es mit ein paar Kirschen. Prost!“
Man beachte die subtile Eleganz dieser Empfehlung. Der eigene Likör – das unbestrittene Herzstück, die klare Hauptrolle mit satten 6 cl. Der Orangensaft? Eine austauschbare Randnotiz, eine bloße Staffage von 4 cl, deren Herkunft und Qualität scheinbar zweitrangig sind. Die Kirschen? Nun, die sind einfach nur dekorativ, das bunte i-Tüpfelchen auf dem bitter-süßen Glück.
Doch halten wir kurz inne, denn die Konkurrenz schläft nicht! Nur ein paar Marketingabteilungen weiter sitzt der ebenso findige Geschäftsführer des „Sonnenfrucht Orangensaft-Imperiums“. Auch er hat die lukrative Welt der Cocktails für sich entdeckt. Seine ebenso bahnbrechende wie überraschend ähnliche Empfehlung, die in leuchtendem Orange auf allen Saftkartons prangt: „Für ein unvergessliches Geschmackserlebnis mischen Sie 4 cl unseres sonnengereiften Premium-Orangensaftes mit großzügigen 6 cl irgendeines Kräuterlikörs Ihrer Wahl und vergessen Sie nicht die Kirschen als fruchtigen Akzent!“
Aha! Hier sehen wir die charmante Kehrtwende. Plötzlich ist der Organgensaft der Star der Show, mit stolzen 4 cl, während der Kräuterlikör zur austauschbaren Nebenrolle degradiert wird, dessen Wahlfreiheit dem Konsumenten gnädigerweise überlassen bleibt. Und natürlich dürfen die Kirschen nicht fehlen – sie scheinen in dieser kuriosen Cocktail-Symphonie eine unumstößliche Konstante zu sein, vielleicht als stiller Pakt zwischen den streitenden Getränkegiganten.
Das wirklich Komische an dieser Situation ist die offensichtliche, aber auf charmante Weise ignorierte Eigenwerbung. Jeder Hersteller versucht auf Teufel komm raus, sein eigenes Produkt als die unverzichtbare Basis des perfekten Cocktails zu etablieren, während die Zutat des Konkurrenten zur variablen Staffage degradiert wird. Es ist ein bisschen wie zwei Maler, die sich gegenseitig anpreisen, wobei jeder betont, dass seine Farbe die einzig wahre Grundlage für ein Meisterwerk sei, während die Farbe des anderen nur für unwichtige Details tauge.
Der arme Konsument steht nun vor der amüsanten Herausforderung, diesen widersprüchlichen Ratschlägen zu folgen. Soll er nun dem Likör-Guru vertrauen und mehr Bitterstoffe riskieren, oder dem Saft-Propheten folgen und auf die fruchtige Süße setzen? Und was ist mit den Kirschen? Spielen die eine heimliche Hauptrolle, von der niemand spricht?
Vielleicht liegt die Wahrheit ja, wie so oft, in der Mitte. Oder vielleicht sollten wir einfach beide Rezepte ausprobieren und uns selbst ein Bild machen – natürlich mit einer ordentlichen Portion Humor und der Erkenntnis, dass im Kampf um die Gunst des Cocktail-Liebhabers jeder Hersteller seine eigenen, leicht verzerrten Regeln aufstellt. In diesem Sinne: Mixen Sie nach Herzenslust – und vergessen Sie die Kirschen nicht! Man weiß ja nie, wessen geheime Agenda sie wirklich unterstützen.