Tnd wetterbericht vorhersage glaskugel

Ach, der Wetterbericht im Radio. Diese sonore Stimme, die uns Tag für Tag mit unerschütterlicher Selbstsicherheit mitteilt, was der Himmel so plant. Und dann kommt er, der ewige Klassiker, die Königin der Nicht-Aussagen: „Heiter bis wolkig, vereinzelt Schauer.“ Jedes Mal, wenn dieser Satz erklingt, frage ich mich, ob da nicht jemand in der Regie heimlich ein Schild mit der Aufschrift „Wir wissen es auch nicht!“ hochhält.

Es ist eine Meisterleistung der Vagheit, ein sprachliches Kunstwerk, das es schafft, absolut alles zu implizieren, ohne jemals etwas Konkretes zu versprechen. „Heiter bis wolkig“ – das deckt so ziemlich jeden Zustand ab, der nicht gerade Weltuntergang oder strahlender Wüstentag ist. Die Sonne könnte scheinen. Es könnten Wolken da sein. Oder beides gleichzeitig. Welch eine Offenbarung!

Die Präzision der Unbestimmtheit

Und dann erst das Sahnehäubchen: „vereinzelt Schauer“. Dieses „vereinzelt“ ist der eigentliche Geniestreich. Es ist das meteorologische Äquivalent zu „vielleicht“, „könnte sein“ oder „ist nicht auszuschließen“. Es gibt dem ganzen eine Prise wissenschaftlicher Seriosität, während es in Wahrheit die komplette Verantwortung von der Vorhersage abwälzt.

„Oh, Sie wurden nass? Tja, das war dann wohl dieser ‚einzelne Schauer‘, der Sie getroffen hat. Pech gehabt, denn zehn Kilometer weiter war’s heiter!“

Es ist wie ein Horoskop, das so allgemein gehalten ist, dass es auf jeden zutrifft und doch niemanden festnagelt. „Sie werden heute eine Begegnung haben, die Ihre Stimmung beeinflusst.“ Ja, klar. Nennt sich Alltag.

Der Nutzen des Nichtssagenden

Man könnte meinen, ein solcher Wetterbericht sei völlig sinnfrei. Doch ich behaupte: Er hat einen tieferen, fast philosophischen Nutzen. Er ist die perfekte Metapher für das moderne Leben.

  • Die Illusion der Kontrolle: Wir bekommen eine „Information“, die uns das Gefühl gibt, auf das Kommende vorbereitet zu sein. Wir haben einen „Plan“, auch wenn dieser Plan lautet: „Es kann alles passieren.“
  • Die Akzeptanz des Unkontrollierbaren: Wenn der Profi am Mikrofon nicht weiß, ob wir einen Regenschirm brauchen, warum sollten wir dann die Last tragen? Es befreit uns von der Pflicht, uns zu entscheiden. Wir können einfach so tun, als wären wir vorbereitet, egal was passiert.
  • Der universelle Alibi: Egal, ob wir klitschnass werden oder einen Sonnenbrand bekommen, der Wetterbericht hatte ja recht. Irgendwo war es „heiter“, und irgendwann fiel ein „Schauer“. Die Vorhersage ist unfehlbar, weil sie keine Fehler zulässt.

Vielleicht ist „Heiter bis wolkig, vereinzelt Schauer“ gar keine schlechte Vorhersage. Es ist die Vorhersage des Lebens selbst: Mal scheint die Sonne, mal ziehen Wolken auf, und ab und zu erwischt uns ein unerwarteter Guss. Manchmal wissen wir nicht genau, was uns erwartet, aber wir machen das Beste daraus.

Und während wir uns das nächste Mal von dieser wolkigen Heiterkeit berieseln lassen, können wir ja schmunzeln. Denn tief im Inneren wissen wir: Sie wissen es auch nicht. Und das ist vielleicht die ehrlichste Wettervorhersage von allen.