Die vogonische Dichtkunst ist in Douglas Adams‘ Universum berühmt-berüchtigt dafür, die drittschlechteste Lyrik des Universums zu sein – eine Waffe der Massenvernichtung, deren Sinnlosigkeit nur von ihrer unerträglichen Bürokratie übertroffen wird. Dieses Phänomen ist eine brillante Metapher für die Humorlosigkeit und mangelnde Kreativität jener, die sich im Korsett der Verwaltung und des starren Regelwerks verfangen haben.
Es geht um die Tragödie des Humor-Defizits, besonders wenn die Betroffenen – im krampfhaften Versuch, menschlich oder „locker“ zu wirken – nur ihre eigene Lächerlichkeit unter Beweis stellen.
Der Bürokrat: Kreativität im Formularzwang
Der typische Bürokrat (oder die „Vogonische Seele“) ist in der Logik des Systems gefangen. Seine Existenz basiert auf Stabilität, Wiederholung und der Vermeidung von Abweichungen. Kreativität ist dabei eine Störung, Humor eine gefährliche Unbekannte, da beides die Ordnung des Formulars untergräbt.
- Vogonische Dichtkunst: Die Gedichte sind nicht nur schlecht, sie sind funktional schlecht. Sie dienen dazu, den Zuhörer in einen Zustand der geistigen Unterwerfung zu zwingen, in dem jede Rebellion sinnlos erscheint. Sie sind ein Nebenprodukt der Langeweile und der Unfähigkeit, die Welt außerhalb des Verwaltungsakts zu sehen.
- Der Humorlose Beamte: Humor erfordert Assoziationsfähigkeit, das Erkennen von Inkonsistenzen und die Bereitschaft zum Perspektivwechsel. All das ist für den Bürokraten, dessen Welt von $A \rightarrow B$ und $1 \rightarrow 2$ bestimmt wird, gefährlich.
Die komische Katastrophe: Wenn Bürokraten versuchen, lustig zu sein
Die wahre Komödie beginnt, wenn der humorlose Apparat merkt, dass er „menschlicher“ werden muss, um akzeptiert zu werden, und den Versuch unternimmt, sich krampfhaft in Szene zu setzen.
Hier sehen wir die Parallele zum berühmten Sketch von Monty Python beim Arbeitsvermittler.
Der Buchhalter beim Arbeitsvermittler (Monty Python):
Im legendären Sketch will der humorlose, akkurate Buchhalter, der sein Leben der Ordnung und dem Hauptbuch verschrieben hat, seinen Beruf wechseln. Doch nicht etwa zum Piloten oder Abenteurer. Er möchte Löwenbändiger oder Fallschirmspringer werden.
- Die Tragik: Er versucht, die Wildheit und die Gefahr dieser Berufe mit der Logik der Buchhaltung zu bewältigen. Er diskutiert, ob Löwenbändiger eine gute Versorgungskasse haben oder ob das Ausfallrisiko beim Fallschirmspringen steuerlich absetzbar ist.
- Die Lächerlichkeit: Seine Versuche, die Leidenschaft und das Risiko in Zahlen zu fassen, scheitern kläglich. Er macht sich lächerlich, weil er die Regeln des Spiels nicht versteht. Er imitiert die Idee von Kreativität, ohne die Emotion oder die Logik dahinter zu erfassen.
Ähnlich ist es, wenn moderne Institutionen mit „vogonischer Seele“ versuchen, in Social Media „locker“ zu sein oder mit künstlicher Ironie zu arbeiten. Sie sind wie der Buchhalter, der in den Käfig des Löwen steigt: Sie bringen ihre bürokratische Steifheit in ein Feld, das Spontaneität und Authentizität verlangt, und zeigen nur, wie weit sie von der Realität entfernt sind.
Die Lächerlichkeit entsteht aus der uneingestandenen Inkompetenz zur Lockerheit. Sie sind in ihrer eigenen Ernsthaftigkeit gefangen, und jeder Versuch, diese zu durchbrechen, führt nur zu noch schlechterer Dichtkunst – oder eben zu peinlicher PR. Es ist die letztendliche Rache der Vogonen an sich selbst.