In unseren Gärten wird er oft als lästiges Unkraut bekämpft, dabei ist er einer der vielseitigsten und nahrhaftesten Superstars der heimischen Flora: der Löwenzahn (Taraxacum officinale). Dieses goldgelbe Gewächs, das mit unerschütterlicher Hartnäckigkeit Asphalt durchbricht und jede Wiese ziert, ist weit mehr als nur eine Spielwiese für Kinder, die Pusteblumen in den Wind schicken. Er ist ein seltenes Beispiel in der Natur, denn der Löwenzahn ist komplett essbar – von der Blüte bis zur Wurzel.
Die meisten Menschen kennen Löwenzahn höchstens aus nostalgischen Erzählungen, dabei hat die traditionelle europäische Küche über Jahrhunderte von den Qualitäten dieser Wildblume profitiert.
Die kulinarische Dreifaltigkeit: Blüte, Blatt und Wurzel
Der große Vorteil des Löwenzahns liegt in seiner ganzjährigen Verfügbarkeit und der Tatsache, dass sich seine kulinarische Verwendung mit den Jahreszeiten ändert:
- Die Blätter (Frühling): Die jungen Blätter, die im zeitigen Frühjahr sprießen, sind relativ mild und nur leicht bitter. Sie sind reich an Vitaminen (besonders Vitamin C und K) und Mineralstoffen. Sie wurden traditionell als Salat (Salade de pissenlit in Frankreich) oder als kräftiges Pesto zubereitet. Je älter die Blätter werden, desto herber wird ihr Geschmack.
- Die Blüten (Frühling/Sommer): Die leuchtend gelben Blütenblätter sind mild und süßlich. Sie werden oft verwendet, um Löwenzahn-Gelee oder Löwenzahn-Wein herzustellen. In der Küche dienen sie als farbenfrohe und essbare Dekoration für Salate und Suppen.
- Die Wurzeln (Herbst): Die Wurzeln werden meist im Herbst geerntet, wenn die Pflanze ihre gesamte Energie in den unterirdischen Speicher verlagert. Die Wurzeln wurden getrocknet, geröstet und gemahlen und dienten über Generationen als Kaffeeersatz. Dieser „Löwenzahn-Kaffee“ ist nicht nur koffeinfrei, sondern hat auch einen angenehm erdigen Geschmack.
Mehr als nur Essen: Ein unterschätzter Überlebenskünstler
Der Löwenzahn ist ein Überlebenskünstler, der sich nicht nur an extrem unterschiedliche Böden anpasst, sondern auch schnell regeneriert. Seine tiefe Pfahlwurzel ermöglicht es ihm, Mineralien aus tieferen Erdschichten zu ziehen, was seine Blätter ernährungsphysiologisch besonders wertvoll macht.