Die tunesische Küche ist ein Fest für die Sinne: aromatisch, farbenfroh und voller mediterraner Lebensfreude. Während die Hauptgerichte oft deftig und würzig sind, spielen Salate eine entscheidende Rolle als erfrischende Beilagen, leichte Vorspeisen oder sogar als eigenständige Mahlzeiten, besonders in den heißen Sommermonaten. Sie spiegeln die Fülle der tunesischen Gärten und die kreative Nutzung einfacher, frischer Zutaten wider. Lass uns einen Blick auf die fünf beliebtesten Salate werfen, die du bei deinem Besuch in Tunesien unbedingt probieren solltest.
1. Salata Mechouia (سلطة مشوية): Der gegrillte Star
Wenn es einen Salat gibt, der untrennbar mit Tunesien verbunden ist, dann ist es die Salata Mechouia. Der Name bedeutet wörtlich „gegrillter Salat“ und er ist ein absolutes Muss für jeden Tunesien-Reisenden.
- Zutaten: Die Basis bilden gegrillte Paprika (oft rot und grün), Tomaten und Zwiebeln. Manchmal werden auch Knoblauch und Chilis mitgegrillt, um dem Salat eine zusätzliche Schärfe zu verleihen. Nach dem Grillen werden die Zutaten gehäutet (falls nötig), grob gehackt und vermischt.
- Zubereitung: Das Geheimnis liegt im Grillen, das den Gemüsen einen rauchigen, süßlichen Geschmack verleiht und ihre Aromen intensiviert. Nach dem Hacken wird der Salat mit Olivenöl, Salz, Pfeffer und oft etwas Kreuzkümmel oder Koriander gewürzt.
- Besonderheit: Salata Mechouia wird meist lauwarm oder bei Raumtemperatur serviert und oft mit Thunfisch (ein Grundnahrungsmittel in Tunesien!), hartgekochten Eiern, Oliven und frischer Minze garniert. Er ist nicht nur eine Beilage, sondern oft eine vollständige Vorspeise, die man traditionell mit frischem Brot aufschöpft. Die Konsistenz ist eher grob, nicht fein püriert.
2. Salata Tounsia (سلطة تونسية): Der tunesische Nationalsalat
Der „tunesische Salat“ ist ein frischer und farbenfroher Klassiker, der in seiner Einfachheit besticht und zu fast jeder Mahlzeit passt.
- Zutaten: Typischerweise besteht Salata Tounsia aus fein gewürfelten Tomaten, Gurken, Zwiebeln und grüner Paprika. Häufig werden auch Radieschen oder Karotten hinzugefügt.
- Zubereitung: Die Würfel sollten wirklich klein und gleichmäßig sein, was ein Merkmal dieses Salats ist. Das Dressing ist denkbar einfach: gutes Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Pfeffer. Manchmal wird auch etwas getrocknete Minze oder Kreuzkümmel hinzugefügt.
- Besonderheit: Wie bei Salata Mechouia wird auch dieser Salat oft mit Thunfisch, hartgekochten Eiern und schwarzen Oliven garniert. Frische Minzblätter sind ebenfalls eine beliebte Ergänzung. Er ist leicht, knackig und ungemein erfrischend – perfekt für die heißen tunesischen Sommer.
3. Umek Houria (أمك حورية): Der Möhren-Salat der Mutter Houria
Dieser Salat, dessen Name übersetzt „Mutter Hourias Salat“ bedeutet, ist ein Cremiger und würziger Genuss, der beweist, wie viel Geschmack aus wenigen Zutaten gezaubert werden kann.
- Zutaten: Die Hauptzutat sind gekochte Karotten, die entweder grob gestampft oder püriert werden. Hinzu kommen Knoblauch, Harissa (die tunesische Chili-Paste), Kreuzkümmel, Koriander und Olivenöl.
- Zubereitung: Die gekochten Karotten werden zerdrückt und dann mit den Gewürzen und Olivenöl vermischt. Das Ergebnis ist eine Art würziger Karotten-Dip oder -Püree.
- Besonderheit: Umek Houria hat eine cremige Textur und eine angenehme Schärfe von der Harissa, die durch die Süße der Karotten perfekt ausbalanciert wird. Er wird oft als Vorspeise mit Brot serviert und ist eine hervorragende Quelle für Vitamine. Auch hier sind Thunfisch, Oliven und ein Spritzer Olivenöl als Garnitur sehr beliebt.
4. Salata Batata (سلطة بطاطا): Der herzhafte Kartoffelsalat
Auch wenn man bei „Kartoffelsalat“ eher an Deutschland denkt, hat Tunesien seine eigene, köstliche Variante, die sich stark von europäischen Versionen unterscheidet.
- Zutaten: Gekochte Kartoffeln, die in Würfel oder Scheiben geschnitten werden, sind die Basis. Dazu kommen oft gekochte Erbsen, manchmal gekochte Karottenwürfel, Zwiebeln, frische Petersilie oder Koriander.
- Zubereitung: Das Dressing ist typisch tunesisch: Olivenöl, Essig oder Zitronensaft, Salz, Pfeffer und oft eine Prise Kreuzkümmel oder Paprikapulver. Manchmal wird auch etwas Harissa für die Schärfe untergemischt.
- Besonderheit: Tunesischer Kartoffelsalat ist in der Regel nicht cremig von Mayonnaise, sondern frisch und würzig durch das Öl-Essig-Dressing. Er ist eine sättigende Beilage zu Fisch- und Fleischgerichten und wird gerne lauwarm oder bei Raumtemperatur serviert.
5. Salata Lablabi (سلطة لبلابي): Der Kichererbsen-Salat (oft als Eintopf bekannt)
Während Lablabi in Tunesien primär als deftiger Kichererbsen-Eintopf mit Brot und Eiern bekannt ist, gibt es auch leichtere, salatähnliche Varianten, die man probieren kann. Wenn es als Salat serviert wird, konzentriert es sich auf die Kichererbsen als Hauptbestandteil, abseits der Suppenform.
- Zutaten: Gekochte Kichererbsen sind die Stars. Dazu kommen oft fein gehackte Zwiebeln, Knoblauch, frischer Koriander oder Petersilie und je nach Vorliebe auch Tomatenwürfel.
- Zubereitung: Die Kichererbsen werden mit Olivenöl, Zitronensaft, Kreuzkümmel, Salz und Harissa angemacht. Die Menge der Harissa bestimmt den Schärfegrad.
- Besonderheit: Diese Salatversion ist reich an Proteinen und Ballaststoffen, sehr sättigend und unglaublich aromatisch. Sie kann als Beilage oder als eigenständige, leichte Mahlzeit dienen. Die Gewürze, insbesondere Kreuzkümmel und Harissa, sind entscheidend für den authentischen Geschmack. Es ist die „leichtere“ oder „kältere“ Form des berühmten Eintopfs.
Die tunesischen Salate sind ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine Küche mit einfachen, frischen und regionalen Zutaten eine unglaubliche Geschmackstiefe und Vielfalt kreieren kann. Sie sind nicht nur köstlich, sondern auch ein integraler Bestandteil der tunesischen Esskultur, die Frische, Geselligkeit und den Genuss am Tisch zelebriert. Guten Appetit!