Ein kleiner Überblick über kulinarische Kuriositäten in verschiedenen Ländern und Regionen aus Sicht der Touristen, jedoch ein Fest für Einheimische.
Chile, dieses schmale, lange Land am Rande der Welt, ist bekannt für seine atemberaubenden Landschaften, die reichen Weine und die freundlichen Menschen. Doch seine Küche birgt für Touristen so manche Überraschung – oder besser gesagt, kulinarische Stolpersteine, die auf den ersten Blick für Verwirrung sorgen. Was für Chilenen Alltag ist, kann für Reisende zu einem Rätselraten werden. Wir haben fünf Beispiele für Speisen und Getränke gesammelt, die auf den Tellern der Touristen für Stirnrunzeln sorgen.
1. Mote con Huesillo: Das süße Paradoxon
Wer an einem heißen Sommertag durch die Straßen Chiles schlendert, sieht an jeder Ecke Stände, die ein bernsteinfarbenes Getränk mit schwimmenden Objekten anbieten: Mote con Huesillo. Neugierig bestellt man ein Glas und wird von einer unerwarteten Kombination überrascht: getrocknete Pfirsiche („Huesillo“), gekocht in einem süßen Sirup, vermischt mit gekochtem, geschältem Weizen („Mote“).
Für den unvorbereiteten Gaumen ist das ein Schock. Weizenkörner in einem süßen Getränk? Das ist, als würde man Grießbrei mit Apfelschorle mischen. Doch sobald man sich auf die Textur und den Geschmack einlässt, wird klar, warum dies das Nationalgetränk ist. Es ist süß, erfrischend und sättigt zugleich – die perfekte Mischung aus Nachtisch und Durstlöscher.
2. Completo: Der Hotdog, der aus den Fugen gerät
Ein Hotdog ist ein Hotdog, oder? Nicht in Chile. Der Completo ist eine kulinarische Explosion, die mit dem deutschen Hotdog nur noch die Wurst gemeinsam hat. Hier wird das Brötchen mit so vielen Zutaten belegt, dass man fast eine Bauanleitung bräuchte: Ketchup, Mayonnaise, Senf, Tomatenwürfel und das entscheidende Element: Avocado-Mus (palta).
Der Completo ist eine Herausforderung. Man braucht eine gute Technik, um ihn zu essen, ohne dass der Inhalt auf dem Teller oder der Kleidung landet. Es ist eine so glorreiche wie schmutzige Angelegenheit. Für Touristen ist der Anblick oft eine Mischung aus Faszination und Angst – die Sorge, sich zu bekleckern, ist real.
3. Charquicán: Das Eintopf-Mysterium
Der Charquicán ist ein traditioneller Eintopf, der in der kalten Jahreszeit in Chile oft serviert wird. Er besteht aus getrocknetem Rindfleisch („Charqui“), Kürbis, Mais, Kartoffeln und anderen Gemüsesorten. Die Verwirrung entsteht jedoch nicht durch die Zutaten selbst, sondern durch das Endergebnis.
Die Konsistenz des Charquicán ist oft sehr breiig und homogen. Für Touristen, die es gewohnt sind, klare Stücke von Fleisch und Gemüse in einem Eintopf zu finden, kann die Optik etwas gewöhnungsbedürftig sein. Doch der Geschmack, der reich an erdigen Aromen und Fleisch ist, belohnt die Mühe.
4. Pastel de Choclo: Der Maiskuchen-Überraschung
Dieser Auflauf ist in Chile überaus beliebt. Der Pastel de Choclo (Maisschalenkuchen) ist eine Schicht Rindfleisch, Zwiebeln, Oliven und gekochtem Ei, die mit einer dicken Schicht aus cremigem Mais-Püree überbacken wird. Die Überraschung für Touristen ist, dass dieser Kuchen nicht süß, sondern deftig ist.
Der Name „Kuchen“ führt in die Irre. Man erwartet einen Nachtisch, bekommt aber eine Hauptspeise. Die Kombination aus süßem Mais und salzigem Fleisch ist für viele Neuland, aber die Chilenen lieben diesen deftigen Auflauf als vollwertige Mahlzeit.
5. Empanadas Fritas: Der frittierte Happen
Empanadas gibt es in ganz Lateinamerika, aber die chilenische Variante, Empanadas Fritas, hat ihre Eigenheiten. Sie sind oft mit Käse oder einer Mischung aus Hackfleisch, Zwiebeln und Oliven gefüllt. Der überraschende Teil ist jedoch die Art der Zubereitung: Sie werden in Öl frittiert, was sie sehr knusprig und auch sehr fettig macht.
Für Touristen, die eine gebackene Empanada gewohnt sind, ist die Frittier-Variante oft eine Überraschung. Die Füllung ist heiß, die Kruste knusprig und das Fett tropft – ein unvergesslicher kulinarischer Moment, der die chilenische Vorliebe für herzhafte, reichhaltige Speisen unterstreicht.