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Belgien ist weltberühmt für seine Pralinen und Pommes frites, doch die Backstuben des Landes bergen eine reiche Tradition an regionalen Kuchen und Tarten, die tief in der flämischen und wallonischen Kultur verwurzelt sind. Sie sind meist rustikal, cremig und verwenden oft einfache, reichhaltige Zutaten wie Reis, Käsebruch und braunen Zucker.

Hier sind die fünf beliebtesten Kuchen und Gebäckspezialitäten, die das süße Herz Belgiens ausmachen:


1. Tarte au Riz (Belgische Milchreistorte)

Die Tarte au Riz, auf Niederländisch auch Rijsttaart genannt, ist eine cremige Spezialität, die aus dem wallonischen Raum, insbesondere aus Verviers bei Lüttich, stammt.

  • Beschreibung & Herkunft: Die Tarte besteht aus einem dünnen Hefeteig-Boden, der mit einer dicken Schicht Milchreis-Pudding gefüllt wird. Die Tradition dieses Milchreiskuchens reicht mindestens bis in das Jahr 1604 zurück, was historische Kochbücher belegen.
  • Geschmack: Der Geschmack ist sättigend, cremig und milchig-süß, oft leicht parfümiert mit Zimt oder Vanille. Beim Backen bildet der Pudding eine dunkelbraun karamellisierte, fast krustige Oberfläche, die einen angenehmen Kontrast zur weichen Füllung bildet.
  • Besonderes Merkmal: Die Tarte wird traditionell lauwarm zu einer Tasse starkem Kaffee gegessen. Sie ist ein beliebtes Aushängeschild der Stadt Verviers.

2. Mattentaart (Käsebruch-Törtchen aus Geraardsbergen)

Die Mattentaart ist eine berühmte flämische Spezialität und ein kleines, geschichtetes Küchlein.

  • Beschreibung & Herkunft: Dieses Törtchen stammt ursprünglich aus der Stadt Geraardsbergen in Ostflandern. Die Hauptzutat ist die sogenannte „Matte“, ein Frischkäse oder Käsebruch, der aus frischer Milch und Buttermilch hergestellt wird. Die Tarte besteht aus einem Boden und einem Deckel aus Blätterteig, die die Käsebruch-Füllung umschließen.
  • Geschmack: Der Geschmack ist reichhaltig und nussig-süß. Die Füllung, die der eines Käsekuchens ähnelt, enthält oft Mandeln und Eier. Der Geschmack ist milder und weniger zitronig als beim deutschen Käsekuchen.
  • Besonderes Merkmal: Die Mattentaart ist ein geschütztes Europäisches Regionalprodukt (g.g.A.). Die gesamte Milch für die „Matte“ muss aus Geraardsbergen oder der Nachbargemeinde Lierde stammen, was ihre lokale Identität schützt.

3. Tarte au Sucre (Zuckertarte)

Die Tarte au Sucre ist ein rustikaler, zuckersüßer Klassiker aus der Wallonie.

  • Beschreibung & Herkunft: Sie wird typischerweise auf einem dicken Hefeteig-Boden zubereitet, der großzügig mit einer Mischung aus braunem Zucker (Cassonade), Crème fraîche und Eiern bestreut oder bedeckt wird. Die Tarte ist in den Provinzen Hennegau und Wallonisch-Brabant weit verbreitet.
  • Geschmack: Die Tarte au Sucre schmeckt intensiv süß und karamellig. Der braune Zucker bildet beim Backen eine leicht knusprige, karamellisierte Kruste, während der Hefeteig darunter weich und buttrig bleibt.
  • Besonderes Merkmal: Die Süße kommt von der belgischen Cassonade (brauner Zucker), der oft eine feuchte, leicht klebrige Textur hat und den intensiven Karamellgeschmack der Tarte prägt.

4. Vlaai (Limburger Vlaai)

Obwohl die Vlaai (oder Vla im Niederländischen) auch in den Niederlanden beliebt ist, ist sie in der belgischen Region Limburg ein fester Bestandteil der Bäckereikultur.

  • Beschreibung & Herkunft: Die Vlaai ist ein flacher Kuchen aus einem süßen Hefeteig, der traditionell mit einer Schicht Obst (Kirschen, Aprikosen, Äpfel) gefüllt wird. Sie ist typisch für die Euregio Maas-Rhein, zu der Teile des belgischen Limburgs gehören.
  • Geschmack: Je nach Füllung variiert der Geschmack, ist aber immer durch den weichen Hefeteig und die saftige Füllung gekennzeichnet. Er ist weniger cremig als eine Torte, dafür fruchtig und rustikal.
  • Besonderes Merkmal: Der Hefeteig wird sehr dünn ausgerollt und belegt. Oft wird die Oberseite mit einem Gittermuster aus Teigstreifen verziert. Traditionell wird Vlaai als Ganzes verkauft und zu besonderen Anlässen gereicht.

5. Miserable (Belgischer Mandelkuchen)

Die Miserable ist ein Name, der ihrem luxuriösen Geschmack in keiner Weise gerecht wird – es handelt sich um eine elegante, klassische Torte.

  • Beschreibung & Herkunft: Die Miserable ist eine Mandel-Bisquit-Torte. Sie besteht aus zwei oder mehr dünnen Schichten Dacquoise (ein Mandel-Meringue-Boden) oder Mandelkuchen, die mit einer dicken Schicht Vanille-Buttercreme oder Mokka-Creme zusammengehalten werden. Sie gilt als klassische belgische Konditoreiware.
  • Geschmack: Der Geschmack ist eine Kombination aus dem intensiven Mandelaroma des Bodens und der cremigen, reichhaltigen Süße der Vanille- oder Mokka-Buttercreme. Die Konsistenz ist weich und zergeht auf der Zunge.
  • Besonderes Merkmal: Die Torte wird oft mit Puderzucker bestäubt und die Seiten mit gerösteten Mandelsplittern bestreut, was ihr ein sehr raffiniertes und festliches Aussehen verleiht. Ihr ironischer Name, der im Französischen „erbärmlich“ oder „miserabel“ bedeutet, steht im krassen Gegensatz zu ihrem opulenten Geschmack.