Ein kleiner Überblick über kulinarische Kuriositäten in verschiedenen Ländern und Regionen aus Sicht der Touristen, jedoch ein Fest für Einheimische.
Deutschland ist für seine deftige Küche bekannt. Bratwurst, Sauerkraut und Bier sind international geläufige Begriffe. Doch abseits der bekannten Klischees gibt es eine ganze Welt kulinarischer Besonderheiten, die bei Touristen regelmäßig für Verwirrung sorgen. Was für Einheimische zur Tradition gehört, löst bei Besuchern oft fragende Blicke oder sogar leichten Schauder aus. Hier sind fünf Beispiele für deutsche Gerichte, die auf der Speisekarte für Überraschung sorgen.
1. Das Mettbrötchen: Rohes Hack auf dem Brot
In vielen Ländern ist die Idee, rohes Schweinehackfleisch zu essen, undenkbar. In Deutschland gehört das Mettbrötchen, oft mit Zwiebelringen garniert, zum festen Bestandteil von Partys, Empfängen und mancher Frühstückstheke. Der Tourist, der die frisch glänzende Masse im Brötchen sieht, fragt sich unweigerlich: „Ist das wirklich roh?“ und „Ist das sicher?“.
Die Verwirrung ist verständlich. Außerhalb Deutschlands ist der Verzehr von rohem Hackfleisch fast unbekannt oder strengen Hygieneregeln unterworfen. Hierzulande gilt Mett als Delikatesse, die oft sogar das beliebte „Mettigel“-Design annimmt – eine Hommage an die deutsche Vorliebe für rohes Fleisch.
2. Leberkäse: Das Fleisch ohne Leber und Käse
Der Name „Leberkäse“ ist ein gastronomisches Rätsel in sich. Ein Tourist, der im bayerischen Biergarten einen saftigen „Liver Cheese“ bestellt, erwartet möglicherweise etwas ganz anderes, als er am Ende bekommt: ein gebackener Laib aus fein zerkleinertem Fleisch, der weder Leber noch Käse enthält.
Die Verwirrung beruht auf der wörtlichen Übersetzung. Der Name kommt vom althochdeutschen „lab“ (Laib) und „käse“ (eine kompakte Masse). So wird aus einem kompakten Fleischlaib in der englischen Übersetzung ein „Liver Cheese“, der bei Touristen für Stirnrunzeln sorgt.
3. Labskaus: Der matschige Brei aus dem Norden
Im hohen Norden, in Städten wie Hamburg oder Bremen, wird Labskaus serviert. Das Gericht sieht aus wie ein roter bis brauner Brei und ist eine Mischung aus Pökelfleisch, Kartoffeln, Zwiebeln und Roter Bete. Serviert wird es oft mit Spiegelei, Rollmops und Gewürzgurken.
Für einen Unwissenden wirkt Labskaus wie ein unappetitlicher Mix, der sich optisch kaum von einem Haufen matschigem Essen unterscheidet. Sein herzhafter Geschmack und seine nahrhafte Art sind für Touristen eine echte Überraschung, nachdem der erste visuelle Schock überwunden ist. Die Geschichte besagt, dass es ursprünglich ein Seefahrergericht war, das auch bei hohem Seegang in der Schüssel blieb – eine wenig glamouröse, aber sehr pragmatische Erklärung für seine Konsistenz.
4. Himmel und Erde: Ein Gericht voller Kontraste
Der Name „Himmel und Erde“ klingt poetisch und mysteriös, aber die eigentliche Bedeutung ist viel bodenständiger: „Himmel“ steht für die Äpfel (die von den Bäumen fallen) und „Erde“ für die Kartoffeln (die in der Erde wachsen). Das Gericht ist ein schmackhafter Kontrast aus einem warmen Kartoffel-Apfel-Püree, serviert mit gebratener Blutwurst oder Leberwurst und gerösteten Zwiebeln.
Der Tourist fragt sich, was sich hinter dem mystischen Namen verbirgt. Die Kombination aus süßen Äpfeln und herzhafter Wurst kann ungewohnt sein, aber nach dem ersten Bissen ist die Verwirrung meistens vergessen.
5. Saure Kutteln: Innereien für Mutige
Im Schwäbischen gibt es eine Spezialität, die selbst bei manchen Deutschen Skepsis hervorruft: Saure Kutteln. Dabei handelt es sich um Rindermägen, die in Scheiben geschnitten und in einer sauren Soße gekocht werden. Sie werden oft mit Bratkartoffeln oder Brot serviert.
Kutteln sind, ähnlich wie die französische Spezialität „Tripes à la mode de Caen“, in vielen Kulturen unbekannt. Für Touristen, die nicht mit Innereien vertraut sind, ist das Gericht eine echte Mutprobe.
Diese fünf Gerichte sind mehr als nur Essen. Sie sind kulturelle Botschafter, die zeigen, wie vielfältig und manchmal überraschend die deutsche Küche sein kann. Sie laden Touristen dazu ein, über ihren Tellerrand zu blicken und sich auf ein kleines kulinarisches Abenteuer einzulassen, das oft mit einer Prise Verwirrung beginnt.

