Tnd Pkw Ddr Automobil Moped 08

Freunde der automobilen Nostalgie und alle, die schon einmal versucht haben, einen Trabant mit einer Büroklammer zu reparieren, spitzt die Ohren! Heute tauchen wir ein in ein ebenso faszinierendes wie haarsträubendes Kapitel der DDR-Automobilgeschichte: die Beschaffung von Ersatzteilen für französische Importe, genauer gesagt für den futuristisch-federnden Citroën GSA. Ein Unterfangen, das mitunter abenteuerlicher war als eine Urlaubsfahrt an den Balaton im vollbeladenen Wartburg.

Stellen wir uns vor: Genosse Erich, ein fortschrittlich denkender Bürger mit einem Faible für hydropneumatische Federung und dem Mut zur Individualität, hat sich – auf verschlungenen Pfaden und mit Beziehungen, die bis in die höchsten Zirkel des VEB „Außenhandel“ reichten – einen Citroën GSA ergattert. Ein Raumschiff auf Rädern, verglichen mit dem Rest des DDR-Fuhrparks. Doch was tun, wenn dieses Wunderwerk französischer Ingenieurskunst zickt? Wenn die legendäre Federung mal nicht federt, sondern eher traurig durchhängt wie eine welkende Sonnenblume? Dann beginnt die Ersatzteil-Odyssee, ein Kampf gegen Windmühlen der Planwirtschaft und die kreative Improvisationskunst des Ostens.

Die erste Anlaufstelle war natürlich der örtliche „VEB Kraftfahrzeugreparaturen“. Dort blickte man Genossen Erich meist mit einem Gesichtsausdruck entgegen, der irgendwo zwischen Mitleid und blankem Entsetzen lag. „Citroën? Französisch? Haben wir nicht. Vielleicht in Moskau?“, lautete dieStandardantwort, gefolgt von einem Schulterzucken, das so vielsagend war wie eine dreiseitige Parteierklärung.

Also hieß es: Beziehungen spielen lassen! Onkel Werner, der zufällig im „Intershop“ arbeitete und ab und zu Westpakete öffnete, wurde aktiviert. Tante Gisela, deren Brieffreundschaft mit einer Genossin in der CSSR manchmal Wunder wirkte, wurde um Hilfe gebeten. Und Genosse Erich selbst? Der verbrachte seine Wochenenden auf staubigen Hinterhöfen, sprach mit Schraubern mit geheimnisvollen Kontakten und tauschte Gerüchte wie Devisen auf dem Schwarzmarkt. „Ich hab gehört, im Kombinat ‚Fortschritt‘ soll einer einen GSA geschlachtet haben…“

Die Beschaffung eines simplen Ölfilters konnte sich so zu einer monatelangen Expedition entwickeln, die einem Agentenroman würdig gewesen wäre. Manchmal half der Zufall: Ein gelangweilter Zollbeamter, der selbst heimlich von einem CX träumte, drückte vielleicht mal ein Auge zu. Ein anderer GSA-Besitzer, den man zufällig auf einem Parkplatz traf, entpuppte sich als wandelndes Ersatzteillager. Und die legendäre „Tauschbörse für Auto-Veteranen“ war ein Ort, an dem Wunder geschahen – wenn man die richtige Mischung aus D-Mark und guten Nerven mitbrachte.

Doch Not macht erfinderisch! Fehlte eine spezielle Schraube, wurde sie eben selbst gedreht – notfalls aus dem Metall eines alten Kochtopfs. War eine Dichtung undicht, tat es vielleicht auch ein Stück Fahrradschlauch. Und wenn die hydropneumatische Federung streikte, nun ja, dann wurde eben geflucht, gebetet und gehofft, dass der nächste Schrottplatz ein Wunder bereithielt. Die GSA-Fahrer der DDR entwickelten eine beeindruckende Expertise in Sachen Improvisation und „Ost-Tuning“. Man munkelt, einige konnten ihren GSA mit nichts weiter als Draht, Klebeband und dem festen Glauben an den sozialistischen Fortschritt am Laufen halten.

Und die Moral von der Geschicht‘? Wer in der DDR einen Exoten fuhr, brauchte mehr als nur einen gut gefüllten Werkzeugkasten. Er brauchte Beziehungen, Geduld, eine gehörige Portion Humor und die Fähigkeit, aus einer Mücke einen Elefanten – oder besser gesagt, aus einem alten Lada-Scheinwerfer eine Notlösung für den französischen Liebling – zu machen. Die Ersatzteilbeschaffung für einen Citroën GSA war eben kein Spaziergang, sondern ein heldenhafter Kampf gegen die Widrigkeiten des sozialistischen Alltags.