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Die finnische Backkunst, bekannt als leivonnainen oder leivos, ist ein Spiegelbild des Landes selbst: bodenständig, oft von der kargen Natur inspiriert und tief in Traditionen verwurzelt. Im Gegensatz zu den opulenten Torten Mitteleuropas setzen finnische Kuchen auf Klarheit im Geschmack, frische Beeren und eine gemütliche Einfachheit. Sie sind die perfekte Begleitung zur täglichen Kaffeepause, dem pullakahvit.

Hier ist ein Blick auf die fünf beliebtesten Kuchen und Gebäckstücke, die man in Finnland einfach probieren muss.


1. Korvapuusti – Die „Ohrfeige“

Die Korvapuusti sind die finnische Antwort auf die schwedischen Kanelbullar und zählen zu den beliebtesten süßen Gebäckstücken überhaupt.

  • Beschreibung: Es handelt sich um eine große, gedrehte Hefeschnecke, die ihren kuriosen Namen „Ohrfeige“ oder „Stoß auf das Ohr“ ihrer charakteristischen Form verdankt.
  • Herkunft: Die Skandinavischen Länder sind die Heimat dieser Zimtschnecken, die in Finnland durch die Größe und die Art des Drehens (die typische „gerollte“ Form) perfektioniert wurden.
  • Geschmack & Merkmal: Der Teig ist reichhaltig, weich und enthält oft Kardamom, was ihm ein einzigartiges, warmes Aroma verleiht, das über den reinen Zimtgeschmack hinausgeht. Die Korvapuusti werden großzügig mit Zimt und braunem Zucker gefüllt und vor dem Backen oft mit grobem Perlzucker bestreut.

2. Runebergintorttu – Die elegante National-Torte

Die Runebergintorttu (Runeberg-Törtchen) sind ein zarter, kleiner Kuchen, der eine feste Tradition im finnischen Kalender hat.

  • Beschreibung: Ein kleines, zylindrisches Törtchen, das meist in Papierförmchen gebacken wird. Es wird von einem Ring aus rosa oder rotem Zuckerglasur umgeben, in dessen Mitte ein Klecks Himbeermarmelade thront.
  • Herkunft: Benannt nach dem finnlandschwedischen Nationaldichter Johan Ludvig Runeberg (1804–1877). Der Legende nach wurde der Kuchen von seiner Frau Fredrika erfunden, die aus wenigen Zutaten ein besonderes Dessert zaubern musste. Traditionell werden sie am 5. Februar, dem Geburtstag Runebergs, serviert.
  • Geschmack & Merkmal: Der Teig ist kräftig und feucht, da er traditionell gemahlene Mandeln, Kekskrümel und oft etwas Arrak oder Rum enthält. Der Geschmack ist nussig und würzig, perfekt kontrastiert durch die fruchtige Marmelade und die süße Glasur.

3. Mustikkapiirakka – Der Blaubeerkuchen des Sommers

Der Mustikkapiirakka (Blaubeerkuchen) ist der Inbegriff des finnischen Sommers und der Erntezeit.

  • Beschreibung: Ein einfacher, großer Blechkuchen oder eine Tarte, die großzügig mit wilden finnischen Blaubeeren (oft Mustikka, eine Art Waldheidelbeere) bedeckt ist.
  • Herkunft: Entsteht direkt aus der finnischen Naturtradition des Beerenpflückens. Sobald die Wälder im Juli und August Beeren tragen, steht dieser Kuchen in jeder Küche.
  • Geschmack & Merkmal: Der Kuchenteig ist oft ein einfacher Mürbeteig oder ein Rührteig. Das Besondere ist die Füllung, die meist mit einer dicken Schicht Schmand (kermaviili) oder Joghurt überzogen wird, bevor die Beeren darauf verteilt werden. Dadurch entsteht ein cremiges, leicht säuerliches Gleichgewicht zum süßen Obst.

4. Laskiaispulla – Der Fastnachts-Hefeball

Die Laskiaispulla sind saisonale süße Hefebälle, die die finnische Version der Fastnachtsgebäcke wie der deutschen Berliner oder schwedischen Semlor darstellen.

  • Beschreibung: Ein weiches Hefeteilchen (oft wieder mit Kardamom verfeinert), das halbiert, ausgehöhlt und mit Mandelmasse (Marzipan) sowie einer großen Haube aus Schlagsahne gefüllt wird.
  • Herkunft: Sie werden traditionell zur Fastnacht (Laskiainen), der Zeit vor der Fastenzeit, gegessen. Sie symbolisieren das Ende der Völlerei vor der Entbehrung.
  • Geschmack & Merkmal: Das Gebäck wird leicht erwärmt, sodass die Marzipanfüllung weich wird und mit der eiskalten, luftigen Sahne kontrastiert. Manchmal wird das Gebäck in eine Schüssel mit warmer Milch gelegt und so gegessen (Laskiaispulla maitokulhossa).

5. Mokkapala – Der finnische Schoko-Klassiker

Der Mokkapala (Mokka-Stück) ist der unkomplizierte, schnelle Klassiker, der auf keiner finnischen Kindergeburtstagstafel oder beim Gemeindefest fehlen darf.

  • Beschreibung: Ein saftiger, einfacher Blechkuchen auf Kaffee- und Kakaobasis, überzogen mit einer dicken Schicht Schokoladen-Mokka-Glasur und bestreut mit bunten Streuseln.
  • Herkunft: Ein modernerer Klassiker, der in den 1970er und 1980er Jahren populär wurde, als Blechkuchen in Skandinavien sehr beliebt wurden. Er ist schnell gemacht und leicht zu transportieren.
  • Geschmack & Merkmal: Trotz seiner Einfachheit ist er durch den Zusatz von starkem Kaffee oder Espressopulver in Teig und Glasur intensiv schokoladig und aromatisch. Die bunten Streusel sind dabei ein unverzichtbares visuelles Merkmal.