Der Spreewald, das UNESCO-Biosphärenreservat südöstlich von Berlin, ist weit mehr als nur ein Ziel für Kahnfahrten und Gurkenliebhaber. Seine einzigartige Wasserlandschaft, die dichten Erlenwälder und die idyllischen Streusiedlungen machen ihn zu einem Paradies für Wanderfreunde. Während der Spätsommer die letzten warmen Tage verspricht, lockt der goldene Herbst mit einem Farbspektakel und der Winter verzaubert die Fließe in eine Märchenlandschaft. Für Wanderer, die das „Grüne Venedig“ der Mark Brandenburg zu Fuß erkunden möchten, haben wir fünf besondere Empfehlungen zusammengestellt – abgestimmt auf unterschiedliche Ansprüche und die Schönheit der jeweiligen Jahreszeit.
1. Die Klassische: Lübbenau-Lehde-Wanderung
Ideal für: Spätsommer, Einsteiger, Genießer Touristische Ansprüche: Die Essenz des Spreewaldes erleben, Einkehrmöglichkeiten, Kultur
Diese Tour ist ein Muss für jeden Spreewald-Besucher. Sie startet in Lübbenau, dem „Tor zum Spreewald“, und führt auf malerischen Wegen in das berühmte Inseldorf Lehde. Hier ersetzen Wasserwege die Straßen, und Müllabfuhr, Post und Feuerwehr kommen per Kahn. Auf dem Weg dorthin wandern Sie entlang des Lehder Fließes, vorbei an traditionellen Holzhäusern und unter idyllischen Brücken hindurch. Der Weg ist gut ausgeschildert und bietet die perfekte Gelegenheit, die Ruhe der Natur mit einem Besuch im Freilandmuseum oder dem Gurkenmuseum zu verbinden. Zahlreiche Gasthäuser laden zum Verweilen und zur Stärkung mit regionalen Spezialitäten wie dem traditionellen Hecht mit Spreewaldsoße ein.
2. Die Anspruchsvolle: Rundtour um Lübbenau (Hochwald)
Ideal für: Herbst, ambitionierte Wanderer Touristische Ansprüche: Tiefe Naturerfahrung, sportliche Herausforderung, Einsamkeit
Wenn die Blätter der Erlen und Eichen in goldgelben und roten Tönen leuchten, ist der Innere Oberspreewald am schönsten. Diese anspruchsvolle Rundtour beginnt ebenfalls in Lübbenau und führt tief in den sogenannten Hochwald. Der Weg schlängelt sich durch ein Labyrinth aus Fließen und Kanälen, führt zur berühmten Erleninsel Wotschofska und durch das Fischerdorf Leipe. Die Tour ist länger, bietet aber die absolute Spreewald-Idylle. Hier ist die Natur am ursprünglichsten, und man kann sich in aller Stille vom Farbenspiel der Bäume und dem Rascheln des Herbstlaubs verzaubern lassen.
3. Die Malerische: Fontane-Weg in Burg
Ideal für: Ganzjährig, Kulturinteressierte Touristische Ansprüche: Kultur und Natur im Einklang, thematische Wanderung, Aussichtspunkte
Auf den Spuren des berühmten Dichters Theodor Fontane, der den Spreewald in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ verewigte, wandert man auf diesem Weg durch die einzigartige Streusiedlung Burg. Die Route führt vorbei an alten, denkmalgeschützten Spreewaldhöfen, durch dichten Wald und entlang von Fließen. Informationstafeln erzählen Wissenswertes über Fontane und sein Leben. Ein Highlight ist der Bismarckturm, der einen fantastischen Ausblick über die gesamte Landschaft bietet. Im Winter ist dieser Weg besonders reizvoll, wenn die schneebedeckten Dächer der Häuser und die zugefrorenen Fließe eine märchenhafte Kulisse bilden.
4. Die Ruhige: Nowy-Rundweg in Burg
Ideal für: Winter, Erholungssuchende Touristische Ansprüche: Stille, klare Luft, winterliche Romantik
Der Nowy-Rundweg in Burg ist mit seinen 5,5 Kilometern perfekt für einen gemütlichen Winterspaziergang. Wenn der Spreewald in einen Mantel aus Schnee gehüllt ist, kehrt eine besondere Stille ein. Fernab der Sommertouristen kann man die unberührte Natur genießen. Die verschneiten Heuschober und die vereisten Fließe strahlen eine zauberhafte Ruhe aus. Die klare, kalte Luft schärft die Sinne und lässt die Schönheit der Landschaft intensiver wahrnehmen. Diese Tour lässt sich wunderbar mit einer Tasse heißem Kakao oder Glühwein in einem der gemütlichen Gasthäuser in Burg kombinieren.
5. Die Überraschende: Wanderung am Groß Leuthener See
Ideal für: Spätsommer, Naturliebhaber Touristische Ansprüche: Abwechslung zur Fließlandschaft, Bademöglichkeiten
Wer glaubt, der Spreewald bestehe nur aus Fließen, wird am Groß Leuthener See eines Besseren belehrt. Diese Wanderung bietet eine willkommene Abwechslung zur typischen Auenlandschaft. Sie führt um den See herum und durch idyllische Wälder. Im Spätsommer lädt das Ufer zu einer erfrischenden Pause oder einem kurzen Bad ein. Die Tour ist relativ flach und unkompliziert und eignet sich hervorragend für alle, die eine Kombination aus Wald, Wasser und Ruhe suchen.
Praktische Tipps für Ihre Wanderung
- Ausrüstung: Festes Schuhwerk ist unerlässlich.
- Wegmarkierung: Achten Sie auf die einheitliche Beschilderung der Wanderwege.
- Einkehrmöglichkeiten: Viele Wege führen an Gasthäusern vorbei, die meist traditionelle Küche anbieten.
- Vorsicht: Im Winter können die Wege rutschig sein. Einige Fließe frieren zu und laden zum Schlittschuhlaufen oder „Eiswandern“ ein – achten Sie hier aber unbedingt auf die Freigaben der Behörden.
- Kahnfahrt: Viele Wanderwege lassen sich ideal mit einer Kahnfahrt kombinieren, um die Landschaft auch vom Wasser aus zu erleben.