Tnd Co Working Netzwerk Nerds Business 02

Aufbauend auf der ernüchternden Erkenntnis des großen Netzwerk-Paradoxons, offenbart sich eine weitere, nicht minder frustrierende Beobachtung: Wenn es um ambitionierte Projekte mit echtem Anspruch und klarer Zielstellung geht, wird die Luft im vermeintlich so tragfähigen Netzwerk oft noch dünner. Die enthusiastischen „Ja, da bin ich dabei!“ verwandeln sich in ein zögerliches Räuspern, und die versprochene Unterstützung entpuppt sich als flüchtiger Schatten. Man sucht Rat, man bittet um Expertise, man braucht tatkräftige Hilfe – und findet stattdessen… erstaunliche Leere.

Dieses Phänomen nährt den unschönen Verdacht, dass ein nicht unerheblicher Teil der „Netzwerker“ eher der Kategorie der Schaumschläger zuzuordnen ist. Menschen, die im oberflächlichen Austausch glänzen, große Reden schwingen und sich gerne im Glanz anderer sonnen, aber wenn es ans Eingemachte geht, an die tatsächliche, substanzielle Mitarbeit, plötzlich abtauchen wie U-Boote im Nebel.

Die Anatomie der substanzlosen Netzwerk-Blase:

Warum aber diese Diskrepanz zwischen der lauten Beteuerungsbereitschaft und der stillen Kapitulation vor echter Arbeit? Die Gründe dafür sind vielfältig und werfen ein trauriges Licht auf so manche Dynamik in der modernen Berufs- und Projektwelt:

  • Die Illusion der Kompetenz: Manche Menschen sind Meister der Selbstinszenierung. Sie verkaufen sich exzellent, präsentieren sich als Experten auf allen Gebieten und hinterlassen einen beeindruckenden ersten Eindruck. Doch unter der glänzenden Oberfläche verbirgt sich oft eine erschreckende Leere an tatsächlichem Know-how und praktischer Erfahrung. Wenn es darum geht, konkrete Beiträge zu leisten, offenbart sich die Fassade.
  • Die Jagd nach dem unverbindlichen Glanz: Es gibt jene „Netzwerker“, die primär darauf aus sind, im Umfeld erfolgreicher Projekte und ambitionierter Persönlichkeiten zu glänzen, ohne selbst einen wesentlichen Beitrag leisten zu müssen. Sie sind die Trittbrettfahrer des Erfolgs, die hoffen, von der harten Arbeit anderer zu profitieren und sich im Nachhinein mit fremden Federn zu schmücken.
  • Die Angst vor dem Scheitern (und der Arbeit): Echte Projekte mit Anspruch bergen Risiken und erfordern harte Arbeit, Ausdauer und die Bereitschaft, auch mal unbequeme Wege zu gehen. Für Schaumschläger, die den schnellen und einfachen Erfolg suchen, sind solche Herausforderungen abschreckend. Sie bevorzugen das unverbindliche „Dabei sein“ ohne die potenzielle Fallhöhe des aktiven Mitwirkens.
  • Die Ablenkung durch Oberflächlichkeiten: Die Welt des Netzwerkens ist oft von Oberflächlichkeiten geprägt. Es geht um Visitenkarten, LinkedIn-Profile, kurze Elevator Pitches und das „richtige“ Auftreten. Die tatsächliche Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen oder substanzielle Beiträge zu leisten, tritt dabei oft in den Hintergrund.
  • Die Hoffnung auf den Glückstreffer: Manche „Netzwerker“ scheinen darauf zu spekulieren, zufällig in ein Projekt hineinzustolpern, das ohne ihr zutun erfolgreich wird und ihnen so einen unverdienten Lorbeerkranz beschert. Sie sind die Glücksritter der Projektwelt, die auf den großen Zufall hoffen, anstatt sich durch harte Arbeit zu qualifizieren.

Die traurige Wahrheit und ihre Konsequenzen:

Ihre Einschätzung, dass dies traurig, aber wahr ist, trifft ins Schwarze. Denn diese substanzlose Netzwerkerei hat reale negative Konsequenzen für ambitionierte Projekte:

  • Verlangsamung des Fortschritts: Wenn auf vollmundige Zusagen keine Taten folgen, verzögern sich Projekte, Ressourcen werden verschwendet und die Motivation sinkt.
  • Qualitätsverlust: Ohne echte Expertise und engagierte Mitarbeit leidet die Qualität der Ergebnisse. Oberflächlichkeit ersetzt Tiefgang.
  • Frustration und Demotivation: Diejenigen, die tatsächlich etwas bewegen wollen und auf die Unterstützung ihres Netzwerks angewiesen sind, erleben Frustration und Demotivation, wenn sie auf leere Versprechungen stoßen.
  • Verlust von Vertrauen: Das Vertrauen in das Netzwerk als wertvolle Ressource erodiert, wenn sich immer wieder herausstellt, dass viele Kontakte keinen echten Mehrwert bieten.

Was tun gegen die Schaumschläger-Falle?

Um nicht in die Falle der substanzlosen Netzwerk-Blase zu tappen, braucht es ein geschärftes Bewusstsein und eine veränderte Herangehensweise:

  • Fokus auf Qualität statt Quantität (Teil 2): Noch wichtiger als die schiere Anzahl der Kontakte ist die Qualität der Beziehungen. Investieren Sie Zeit und Energie in den Aufbau von Verbindungen zu Menschen, deren Kompetenzen und Integrität Sie schätzen.
  • Prüfen Sie die Substanz: Seien Sie kritisch bei der Bewertung von vermeintlichen Experten. Fragen Sie nach konkreten Erfahrungen, Referenzen und Arbeitsproben.
  • Fordern Sie Engagement ein: Bei ambitionierten Projekten ist es legitim, konkrete Beiträge und messbare Ergebnisse zu erwarten. Wer nur glänzen will, aber keine Substanz liefert, sollte aussortiert werden.
  • Bauen Sie auf echte Beziehungen: Wahre Unterstützung kommt oft aus langjährigen, vertrauensvollen Beziehungen, in denen man sich aufeinander verlassen kann.
  • Seien Sie selbst ein Macher: Der beste Weg, wertvolle Unterstützung zu finden, ist, selbst jemand zu sein, der etwas zu bieten hat. Substanz zieht Substanz an.

Denn am Ende des Tages sind echte Projekte wie ein anspruchsvolles Bergmassiv: Man braucht verlässliche Seilschaften, erfahrene Bergführer und Mitstreiter, die nicht nur gut aussehen, sondern auch anpacken können. Wer sich nur für den glänzenden Gipfel interessiert, aber die mühsame Kletterarbeit scheut, wird in der rauen Realität ambitionierter Vorhaben schnell den Halt verlieren. Und die traurige Wahrheit ist: Auf dem Weg nach oben sind Schaumschläger meist nur unnötiger Ballast.