Liebe Freunde der Effizienz (und alle anderen, die sich gerade genüsslich auf dem Sofa räkeln), lasst uns über eine tief verwurzelte menschliche Eigenschaft sprechen: unsere angeborene Bequemlichkeit. Ja, geben wir es ruhig zu. Im Grunde unseres Seins sind wir Meister des minimalen Aufwands. Warum rennen, wenn man auch gemütlich schlendern kann? Warum kompliziert, wenn einfach auch reicht?
Man könnte es fast schon als eine Art evolutionäres Überbleibsel sehen. In Zeiten knapper Ressourcen war es schließlich überlebenswichtig, Energie zu sparen. Und dieses Programm scheint in unserer DNA immer noch fleißig zu laufen – auch wenn der Kühlschrank prall gefüllt ist und das nächste Abenteuer meist nur einen Klick auf die Fernbedienung entfernt liegt.
Besonders faszinierend wird diese menschliche Neigung zur Gemächlichkeit bei praktischen Tätigkeiten. Beobachten Sie mal jemanden, der eine repetitive Aufgabe erledigt, bei der es nicht wirklich auf die Sekunde ankommt. Das Tempo sinkt unaufhaltsam. Die Gedanken schweifen ab. Die Welt um uns herum verschwimmt zu einem angenehmen Hintergrundrauschen. Der innere Autopilot übernimmt, und der Körper bewegt sich in einer Art meditativem Slow-Motion.
Das ist ja an sich nichts Schlimmes. Im Gegenteil, manchmal ist diese Art der „Entschleunigung“ sogar wohltuend und kann zu einer Art Flow-Zustand führen. Aber wehe, wenn es sich um relevante Abläufe handelt, bei denen es eben nicht egal ist, ob die Dinge in Trippelschritten oder im zügigen Galopp erledigt werden.
Hier kommt der ungeliebte, aber oft notwendige „Zeitdruck“ ins Spiel. Er ist wie der Wecker, der uns unsanft aus unserer behaglichen Trägheit reißt. Plötzlich ist die Deadline in Sicht, die Aufgabe muss bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erledigt sein, und der innere Faultier wird notgedrungen in den Turbo-Modus gezwungen.
Und das Erstaunliche ist: Es funktioniert! Unter dem Druck der tickenden Uhr mobilisieren wir ungeahnte Energiereserven. Die Konzentration steigt, die Bewegungen werden effizienter, und plötzlich erledigen wir in der Hälfte der Zeit, wofür wir vorher gefühlt den ganzen Tag gebraucht hätten.
Das Problem ist nur: Dieser „Zeitdruck-Booster“ ist keine einmalige Injektion. Er verpufft relativ schnell. Sobald die akute Bedrohung (in Form einer nahenden Deadline) nachlässt, fällt der Mensch wieder in sein bequemes Grundtempo zurück. Deshalb ist es oft notwendig, diesen „Zeitdruck“ immer wieder neu aufzubauen und anzuwenden. Sei es durch klare Deadlines, regelmäßige Kontrollen oder auch nur durch den freundlichen (oder weniger freundlichen) Hinweis des Chefs, dass die Kaffeepause vielleicht doch nicht den ganzen Vormittag dauern sollte.
Man könnte fast philosophisch werden und fragen, ob diese ständige Notwendigkeit des „Zeitdrucks“ nicht eine traurige Erkenntnis über unsere menschliche Natur ist. Sind wir wirklich so ineffizient, dass wir nur unter Zwang zu Höchstleistungen fähig sind? Oder ist es vielleicht eher so, dass wir ohne eine klare Struktur und ein äußeres Ziel dazu neigen, uns in den angenehmen Untiefen der Bequemlichkeit zu verlieren?
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Wir sind bequeme Wesen, ja. Aber wir sind auch unglaublich anpassungsfähig und in der Lage, uns zu Höchstleistungen anzuspornen, wenn es wirklich darauf ankommt. Der „Zeitdruck“ ist dabei vielleicht nicht die eleganteste Lösung, aber oft eine effektive Methode, um unseren inneren Faultier zumindest temporär in den Ruhestand zu schicken und die Dinge zu erledigen, die erledigt werden müssen.
Also, das nächste Mal, wenn Sie sich bei einer eigentlich wichtigen Aufgabe in Zeitlupe bewegen, denken Sie daran: Vielleicht ist es an der Zeit für eine kleine Dosis „Zeitdruck“. Ihr innerer Faultier wird es Ihnen vielleicht nicht danken, aber Ihre To-Do-Liste definitiv. Und wer weiß, vielleicht entdecken Sie ja sogar, dass Sie unter Druck zu erstaunlichen Dingen fähig sind – ganz ohne die meditative Langsamkeit des Anfangs.