Tnd psychologie gesellschaft forschung

Ach, die menschliche Psyche! Ein schillerndes Biotop voller sturkopfender Kinder, frustrierter Hausfrauen (oder Hausmänner, der Gender-Gott sei Dank!), wichtigtuender Besserwisser und all den anderen liebenswerten Verrücktheiten, die uns zu dem machen, was wir sind: herrlich kompliziert. Man könnte meinen, nach all den Jahrzehnten der psychologischen Forschung, in denen wir tiefer in die Windungen unserer Gehirne gekrochen sind als eine Made in einen Apfel, wüssten wir endlich, wie dieser bunte Haufen Menschheit tickt. Und das tun wir ja auch – bis ins kleinste, neurotische Detail!

Wir kennen die Knöpfchen, die man drücken muss, um ein Kind dazu zu bringen, freiwillig sein Gemüse zu essen (Spoiler: Es hat meistens mit Bestechung in Form von Gummibärchen zu tun). Wir verstehen die subtilen Signale der Frustration bei Menschen, deren Leben sich anfühlt wie ein Dauermontag mit Spülpflicht. Und wir haben die narzisstischen Tendenzen derer seziert, die jede Gelegenheit nutzen, um ungefragt ihre Weisheiten unter das Volk zu streuen (gerne auch online, mit vielen Ausrufezeichen!!!).

Mit diesem geballten Wissen über unsere innersten Triebfedern, Ängste und Sehnsüchte könnten wir doch wahrlich Wunder wirken! Wir könnten eine Gesellschaft formen, die positiver, harmonischer und vielleicht sogar ein bisschen weniger von schlecht gelaunten Morgenmuffeln bevölkert ist. Stellen Sie sich vor: Schluss mit dem ewigen Nörgeln, stattdessen kollektives Vogelgezwitscher und spontane Umarmungen in der Fußgängerzone!

Aber, oh weh, die Realität hat da leider andere Pläne. Denn während die Psychologen im stillen Kämmerlein unsere Seelenlandschaften kartografieren, sitzen in den glitzernden Bürotürmen der Marketingabteilungen Heerscharen von findigen Kreativen, die dieses kostbare Wissen mit geradezu diabolischem Eifer für… nun ja, für Konsumgüter einsetzen.

Die Erkenntnisse über die kindliche Sturheit werden nicht genutzt, um den Nachwuchs zu kooperativem Verhalten zu erziehen. Nein, sie werden angewendet, um das ultimative „Muss-ich-haben!“-Spielzeug zu kreieren, gegen dessen unwiderstehlichen Charme elterliche Vernunft keine Chance hat. Die Frustration der Hausfrau (oder des Hausmanns) wird nicht etwa durch sinnvolle gesellschaftliche Unterstützung gemildert. Stattdessen wird uns das ach so revolutionäre Reinigungsmittel angepriesen, das angeblich in Sekundenschnelle den hartnäckigsten Schmutz besiegt – und nebenbei ein kleines Vermögen kostet.

Und die Wichtigtuer? Nun, deren unstillbarer Drang nach Anerkennung wird nicht etwa in konstruktive Bahnen gelenkt (vielleicht ein Ehrenamt im lokalen Kleingartenverein?). Stattdessen werden sie mit exklusiven Premium-Produkten geködert, die ihnen das erhabene Gefühl geben, endlich zu den „Wichtigen“ zu gehören – auch wenn der einzige Unterschied zum Standardmodell ein goldener Aufkleber ist.

Es ist ein bisschen wie einem genialen Chirurgen das Skalpell in die Hand zu geben und ihn dann ausschließlich dazu zu verpflichten, Butterbrote kunstvoll zu verzieren. Das Potenzial wäre da für Großes, aber es wird für… nun ja, für ästhetisch ansprechende Stullen genutzt.

Man fragt sich schon, was wohl Sigmund Freud dazu sagen würde, wenn er sähe, wie seine tiefgründigen Theorien über das Unbewusste dazu dienen, uns das neueste Smartphone in einer Farbe anzudrehen, die wir eigentlich gar nicht mögen. Wahrscheinlich würde er eine neue Theorie über den „Trieb zum sinnlosen Konsum“ entwickeln und uns alle auf die Couch bitten, um die Wurzeln dieser seltsamen Verhaltensweise zu ergründen – natürlich gegen eine angemessene Honorarnote.

So bleibt uns also die Erkenntnis: Die menschliche Psyche, dieses faszinierende Rätsel, ist zwar bis ins kleinste Detail erforscht, aber die Anwendung dieses Wissens folgt oft den verschlungenen Pfaden des Kommerzes. Während wir also weiterhin versuchen, unsere sturköpfigen Kinder zu verstehen, unsere eigene Frustration im Alltag zu bewältigen und den Wichtigtuern in unserem Umfeld mit einem milden Lächeln zu begegnen, können wir uns zumindest trösten: Irgendjemand da draußen verdient prächtig daran, genau diese Eigenheiten für den Verkauf von Dingen zu nutzen, die wir wahrscheinlich nicht wirklich brauchen. Ist das nicht… irgendwie beruhigend? (Vielleicht ist das auch nur eine weitere psychologische Abwehrstrategie.)