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Wenn man von der slawischen Küche spricht, fallen den meisten sofort Borschtsch, Pelmeni oder Blini ein. Doch es gibt ein Gericht, das tiefer in der Seele vieler osteuropäischer Länder verwurzelt ist und die Herzen der Eingeweihten höherschlagen lässt: Kholodets (russisch: холодец, ukrainisch: холодець, polnisch: galareta, oft auch als „Fleischsülze“ oder „Aspik“ übersetzt). Es ist ein Gericht, das polarisiert – geliebt für seinen reichen Geschmack und seine einzigartige Textur, manchmal aber auch missverstanden von Unkundigen. Begleiten Sie uns auf eine kulinarische Reise in die Welt dieses wackligen Köstlichkeit.

Was ist Kholodets eigentlich? Eine Definition

Im Kern ist Kholodets ein herzhafter Fleisch-Aspik, der aus stundenlang gekochten Fleisch- und Knochenteilen hergestellt wird. Das Besondere daran ist, dass die Gelatine, die das Gericht nach dem Abkühlen fest werden lässt, ausschließlich aus dem Kollagen der Knochen und Sehnen gewonnen wird – es wird keine zusätzliche Gelatine hinzugefügt. Das Ergebnis ist eine klare, würzige Brühe, die mit zarten Fleischstücken und manchmal Gemüse gefüllt ist und nach dem Erkalten zu einer wackligen, aber festen Masse geliert.

Eine Reise durch die Geschichte: Von der Notwendigkeit zum Festtagsgericht

Die Ursprünge von Kholodets reichen weit zurück und sind eng mit dem Überleben und der cleveren Verwertung von Nahrungsmitteln in ländlichen Regionen verbunden.

  • Der pragmatische Ursprung: In Zeiten, in denen nichts verschwendet wurde, war es naheliegend, auch die Knochen und bindegewebsreichen Teile von Tieren – die beim Schlachten übrig blieben – zu nutzen. Das lange Kochen machte sie nicht nur essbar, sondern auch die Brühe, die dabei entstand, war nahrhaft und sättigend. Das Gelieren im kalten Klima war ein natürlicher Weg, die Speise haltbar zu machen, lange bevor es Kühlschränke gab. Es war also ursprünglich ein Gericht der Arme-Leute-Küche und der effizienten Resteverwertung.
  • Vom Bauernhof zur Tafel: Im Laufe der Zeit entwickelte sich Kholodets von einem reinen Nutzgericht zu einer beliebten Speise, die insbesondere zu Festtagen wie Neujahr oder Weihnachten auf den Tisch kam. Das Kochen von Kholodets war eine zeitraubende Angelegenheit und zeugte von Fülle und Gastfreundschaft. Jede Familie hatte ihr eigenes, oft geheim gehaltenes Rezept.
  • Regionale Variationen: Kholodets ist in vielen slawischen Ländern verbreitet, wobei jede Region ihre eigene Note hinzufügt. In der Ukraine (Kholodets) wird oft Schweinefleisch verwendet, in Russland (Kholodets) sind Schweine- und Rindfleisch gleichermaßen beliebt. In Polen (Galareta) findet man oft auch Geflügel. Die Gewürze und die Beilagen können variieren, aber das Grundprinzip bleibt gleich.

Die Zubereitung: Geduld ist die wichtigste Zutat

Die Herstellung von Kholodets erfordert vor allem eines: Zeit. Die meisten Stunden gehen für das lange, langsame Kochen der Fleisch- und Knochenteile drauf.

Hier ein klassisches Rezept für Kholodets (ca. 8-10 Portionen):

Zutaten:

  • Fleischkomponenten:
    • 1 kg Schweinefüße (gespalten oder in große Stücke geschnitten)
    • 500 g Schweineohren (optional, aber für zusätzliche Gelierung gut)
    • 500 g Schweinehaxe (mit Knochen und Schwarte)
    • 500 g Rinderwade oder Rinderbeinscheibe (mit Knochen)
    • (Optional: 200-300 g mageres Schweine- oder Rindfleisch ohne Knochen für mehr Fleischeinlage)
  • Gemüse & Gewürze:
    • 2-3 große Zwiebeln (ungeschält, für Farbe und Geschmack)
    • 2-3 Karotten (geschält, ganz oder halbiert)
    • 1 ganzer Kopf Knoblauch (oder nach Geschmack, am Ende des Kochvorgangs)
    • 1 Lorbeerblatt
    • 10-15 schwarze Pfefferkörner
    • Salz nach Geschmack (vorsichtig salzen, da die Brühe stark reduziert wird)
  • Für die Garnitur (optional):
    • Gekochte Karottenscheiben
    • Frische Petersilie oder Dill
    • Gekochte Eierscheiben
    • Erbsen (aus der Dose oder TK)

Zubereitungsschritte:

  1. Vorbereitung des Fleisches (Wichtig!):
    • Waschen Sie alle Fleisch- und Knochenteile gründlich unter kaltem Wasser.
    • Legen Sie die Schweinefüße und -ohren für mindestens 2-3 Stunden (besser über Nacht) in kaltes Wasser. Dies hilft, Verunreinigungen und überschüssiges Blut zu entfernen und sorgt für eine klarere Sülze. Wechseln Sie das Wasser mehrmals.
  2. Erster Kochvorgang (Klärung):
    • Geben Sie die vorbereiteten Fleisch- und Knochenteile in einen großen Topf und bedecken Sie sie großzügig mit kaltem Wasser.
    • Bringen Sie das Wasser zum Kochen. Sobald es kocht, wird sich viel Schaum und Verunreinigungen an der Oberfläche sammeln.
    • Wichtig: Das Wasser komplett abgießen und die Fleisch- und Knochenteile unter fließendem Wasser gründlich abspülen, um alle Verunreinigungen zu entfernen. Reinigen Sie auch den Topf. Dieser Schritt ist entscheidend für eine klare Sülze!
  3. Zweiter Kochvorgang (Der lange Weg):
    • Geben Sie die gesäuberten Fleisch- und Knochenteile zurück in den Topf. Fügen Sie die ungeschälten Zwiebeln, ganze Karotten, Lorbeerblatt und Pfefferkörner hinzu.
    • Bedecken Sie alles erneut mit kaltem Wasser, sodass das Fleisch ca. 2-3 cm unter Wasser liegt.
    • Bringen Sie die Brühe langsam zum Kochen. Reduzieren Sie die Hitze sofort auf die niedrigste Stufe, sodass die Brühe nur noch leicht simmert (ganz sanft köchelt, keine sprudelnde Blasenbildung).
    • Lassen Sie die Brühe 4-6 Stunden (oder länger, bis zu 8 Stunden) köcheln. Je länger, desto mehr Kollagen löst sich, und desto besser geliert die Sülze. Währenddessen immer wieder Schaum, der sich eventuell noch bildet, abschöpfen. Das Wasser sollte nur sehr langsam verdampfen. Gegebenenfalls ganz wenig heißes Wasser nachgießen, falls die Knochen nicht mehr bedeckt sind (aber sparsam, um die Konzentration nicht zu verdünnen).
    • Salzen: Salzen Sie vorsichtig erst nach etwa der Hälfte der Kochzeit und schmecken Sie am Ende ab. Denken Sie daran, dass sich der Geschmack beim Abkühlen intensiviert.
  4. Fleisch entnehmen und zerlegen:
    • Nehmen Sie nach der Kochzeit alle Fleisch- und Knochenteile aus der Brühe. Das Fleisch sollte nun so zart sein, dass es vom Knochen fällt.
    • Entfernen Sie die Zwiebeln, Karotten, Lorbeerblatt und Pfefferkörner – sie haben ihren Zweck erfüllt.
    • Lassen Sie das Fleisch etwas abkühlen, sodass Sie es anfassen können.
    • Zerlegen Sie das Fleisch von den Knochen. Entfernen Sie alle Knochen, Knorpel, Sehnen und Fett. Das ist die mühsamste, aber wichtigste Arbeit! Zerrupfen Sie das Fleisch in kleine, feine Stücke oder Würfel.
    • Pressen Sie den Knoblauch oder hacken Sie ihn sehr fein und mischen Sie ihn unter das zerlegte Fleisch.
  5. Brühe klären und vorbereiten:
    • Seihen Sie die Brühe durch ein feines Sieb, um alle festen Rückstände zu entfernen. Für eine besonders klare Sülze können Sie die Brühe zusätzlich durch ein mit einem sauberen Küchentuch ausgelegtes Sieb passieren.
    • Schmecken Sie die Brühe final ab und korrigieren Sie eventuell Salz.
  6. Schichten und Garnieren:
    • Verteilen Sie das zerzupfte Fleisch gleichmäßig auf die Servierschalen oder eine große Form.
    • Falls gewünscht, garnieren Sie mit den gekochten Karottenscheiben, Petersilienblättern, Eierscheiben oder Erbsen.
    • Gießen Sie die heiße Brühe vorsichtig über das Fleisch und die Garnitur, sodass alles bedeckt ist.
  7. Kühlen und Gelieren:
    • Lassen Sie die Schalen zuerst bei Raumtemperatur etwas abkühlen.
    • Stellen Sie sie dann für mindestens 6-8 Stunden, besser über Nacht, in den Kühlschrank, bis die Sülze vollständig geliert und fest ist. Die Klärung mit den Schweinefüßen und -ohren sollte für eine natürliche Gelierung ausreichen.

Serviervorschläge:

Kholodets wird traditionell kalt serviert. Dazu passen hervorragend:

  • Scharfer Meerrettich (Kren): Oft mit etwas Essig oder Mayonnaise gemischt.
  • Scharfer Senf: Klassischer russischer Senf ist sehr scharf.
  • Brot: Dunkles Roggenbrot oder Bauernbrot.
  • Wodka: Für Erwachsene ist ein eisgekühlter Wodka der traditionelle Begleiter.
  • Essig: Manche bevorzugen einen Schuss Essig über ihrem Kholodets.

Beliebtheit und Missverständnisse:

Kholodets ist ein Gericht, das tiefe kulturelle Wurzeln hat. Für viele Slawen ist es ein Symbol für Heimat, Familie und Tradition. Die Liebe zu Kholodets wird oft von Kindheit an gepflegt. Westliche Gaumen, die mit dem Konzept von Aspik oder Sülze weniger vertraut sind, könnten zunächst zögern. Doch wer sich auf dieses einzigartige Geschmackserlebnis einlässt, wird mit einem herzhaften, würzigen und überraschend zarten Gericht belohnt, das weit mehr ist als nur „Fleisch in Gelatine“. Es ist ein Stück kulinarischer Geschichte, das es verdient, entdeckt zu werden.