Sie sind klein, sie sind lästig, und sie sind allgegenwärtig, sobald die Temperaturen steigen: Fliegen! Kaum hat man ein Fenster offen, schwirren sie auch schon durch Küche und Wohnzimmer, landen auf dem Essen oder tanzen einem vor der Nase herum. Doch „die Fliege“ ist nicht gleich „die Fliege“. Auch wenn wir oft pauschal von „Stubenfliegen“ sprechen, tummeln sich in unseren Haushalten oft verschiedene Arten.
Aber wer genau sind diese summenden Besucher eigentlich, und wie unterscheiden sie sich? Tauchen wir ein in die faszinierende (und manchmal eklige) Welt der Hausfliegen und ihrer Verwandten.
Die Hauptdarstellerin: Die Gemeine Stubenfliege (Musca domestica)
Sie ist der Superstar unter den Haushaltsschädlingen und die Fliege, die wir am häufigsten mit unserem Zuhause assoziieren.
Steckbrief:
- Größe: Mittelgroß, etwa 6-8 mm lang.
- Farbe: Grauer Körper mit vier dunklen Längsstreifen auf dem Brustsegment (Thorax). Der Hinterleib (Abdomen) ist oft heller, gräulich bis gelblich.
- Augen: Große, rötliche Komplexaugen. Bei männlichen Stubenfliegen sind die Augen meist näher beieinander als bei weiblichen.
- Mundwerkzeuge: Besitzen leckend-saugende Mundwerkzeuge, die wie ein Schwamm geformt sind. Sie können nicht beißen oder stechen.
- Lebensweise: Weltweit verbreitet und extrem anpassungsfähig. Sie lieben menschliche Behausungen, da diese eine reiche Quelle an Nahrung und Brutplätzen bieten (organische Abfälle, Kot, Essensreste).
- Fortpflanzung: Ein Weibchen kann in ihrem kurzen Leben (ca. 15-30 Tage) Hunderte von Eiern legen, oft in verrottendem Material. Die Larven (Maden) entwickeln sich sehr schnell.
- Gefahr: Obwohl sie nicht beißen, sind Stubenfliegen hygienisch bedenklich. Sie übertragen Krankheitserreger (Bakterien, Viren) von schmutzigen Orten (Müll, Kot) auf unsere Lebensmittel und Oberflächen, da sie bei der Nahrungsaufnahme immer wieder kleine Mengen Verdauungssäfte und Speichel absondern.
Die Fruchtfliege (Drosophila melanogaster & Co.)
Oder auch „Obstfliege“ genannt. Sie taucht wie aus dem Nichts auf, sobald reifes Obst, Essig oder offene Getränke in der Küche stehen.
Steckbrief:
- Größe: Winzig klein, nur 2-4 mm lang.
- Farbe: Meist gelblich-braun, oft mit leuchtend roten Augen.
- Flugverhalten: Ihr Flug ist eher torkelnd und langsam im Vergleich zur Stubenfliege.
- Lebensweise: Angezogen von gärenden Stoffen, Zucker und Essigsäure. Sie lieben reifes, überreifes oder faulendes Obst und Gemüse, aber auch offene Wein- oder Bierflaschen, Essig und Abflüsse.
- Fortpflanzung: Extrem schnell. Ein einziges Weibchen kann innerhalb von Tagen eine riesige Population aufbauen, da die Entwicklung vom Ei zur erwachsenen Fliege unter optimalen Bedingungen nur etwa 8-10 Tage dauert.
- Gefahr: Hauptsächlich eine Lästigkeit und ein Hygieneproblem, da sie Sporen von Fäulnisbakterien oder Hefen übertragen können. Für den Menschen sind sie aber weit weniger gefährlich als Stubenfliegen.
Die Fleischfliege (Sarcophagidae)
Diese Fliegenart ist größer und oft gruseliger anzusehen als die Stubenfliege.
Steckbrief:
- Größe: Deutlich größer, 8-15 mm lang.
- Farbe: Grau-schwarz, oft mit markanten schwarzen Streifen auf dem Thorax (ähnlich der Stubenfliege, aber ausgeprägter) und einem schachbrettartigen Muster auf dem Hinterleib. Manchmal auch metallisch schimmernd.
- Mundwerkzeuge: Leckend-saugend.
- Lebensweise: Angezogen von Verwesendem – Aas, Fleischabfällen, Kot, aber auch Käse. Sie legen ihre Eier (oder oft schon lebende Larven) direkt auf das Substrat.
- Gefahr: Als „Aasfresser“ können sie Krankheitserreger übertragen und sind ein deutliches Hygieneproblem, insbesondere in der Nähe von Lebensmitteln.
Die Schmeißfliege (Calliphoridae, z.B. Blaue/Grüne Schmeißfliege)
Diese Fliegen sind oft auffällig metallisch glänzend und durch ihr lautes Summen leicht zu erkennen.
Steckbrief:
- Größe: Mittelgroß bis groß, 7-15 mm lang.
- Farbe: Auffällig metallisch glänzend, meist blau, grün oder kupferfarben.
- Flugverhalten: Sehr agil und schnell, oft begleitet von einem lauten, tiefen Summen.
- Mundwerkzeuge: Leckend-saugend.
- Lebensweise: Ähnlich wie Fleischfliegen werden sie von verwesendem Material, Aas, Kot und organischen Abfällen angezogen, legen aber auch Eier in Wunden von Tieren. Sie sind wichtige Zersetzer in der Natur.
- Gefahr: Hygienisch bedenklich, da sie Krankheitserreger übertragen können, insbesondere von Tierkadavern oder Fäkalien auf Lebensmittel.
Die kleinen Unterschiede im Überblick:
Merkmal | Stubenfliege (Musca domestica) | Fruchtfliege (Drosophila) | Fleischfliege (Sarcophagidae) | Schmeißfliege (Calliphoridae) |
---|---|---|---|---|
Größe | 6-8 mm | 2-4 mm | 8-15 mm | 7-15 mm |
Farbe | Grau, 4 dunkle Streifen Thorax | Gelbbraun, rote Augen | Grau-schwarz, Schachbrettmuster | Metallisch blau/grün/kupfer |
Flug | Schnell, wendig | Langsam, torkelnd | Schnell, kraftvoll | Sehr schnell, laut summend |
Anziehung | Alles organische, Kot, Müll | Reifes/faulendes Obst, Essig | Aas, Fleischabfälle, Kot | Aas, Kot, Verwesendes |
Gefahr | Hohes Hygiene-Risiko | Lästig, geringes Hygiene-Risiko | Hygiene-Risiko, Krankheitsübertr. | Hygiene-Risiko, Krankheitsübertr. |
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Warum sind sie in meinem Haus?
Egal welche Fliegenart es ist – sie alle suchen in unseren Häusern nach denselben Dingen:
- Nahrung: Essensreste, Krümel, offene Getränke, reifes Obst, Müll.
- Brutplätze: Feuchte organische Materialien wie Müll, Kompost, Abflüsse, Tierkot oder sogar Blumentopferde.
- Wärme und Schutz: Besonders in kühleren Monaten suchen sie Schutz vor der Kälte.
Was tun gegen die ungebetenen Gäste?
Um die summenden Besucher loszuwerden, ist die beste Strategie, ihnen die Lebensgrundlage zu entziehen:
- Hygiene ist König: Sofortiges Aufräumen von Essensresten, Krümeln und verschütteten Flüssigkeiten.
- Müll richtig entsorgen: Mülleimer fest verschließen und regelmäßig leeren. Biomüll besonders sorgfältig behandeln.
- Lebensmittel abdecken: Obst, Gemüse und andere Lebensmittel nicht offen liegen lassen.
- Abflüsse reinigen: Regelmäßig Abflüsse mit heißem Wasser oder speziellen Reinigern spülen, um organische Ablagerungen zu entfernen, die Brutstätten sein können.
- Fenster und Türen sichern: Fliegengitter sind der effektivste physische Schutz.
- Fallen: Bei Fruchtfliegen helfen Essig-Spülmittel-Fallen. Klebefallen können auch bei anderen Fliegenarten wirksam sein.
Das nächste Mal, wenn eine Fliege durch Ihr Wohnzimmer schwirrt, wissen Sie vielleicht schon, wer da genau zu Besuch ist. Und mit diesem Wissen können Sie gezielter vorgehen, um Ihr Zuhause wieder zu einer fliegenfreien Zone zu machen!