Jerewan, die rosafarbene Hauptstadt Armeniens, ist eine Stadt voller Geschichte, Kultur – und natürlich fantastischem Essen! Die armenische Küche ist eine köstliche Mischung aus nahöstlichen, mediterranen und kaukasischen Einflüssen, reich an frischen Kräutern, Fleisch, Gemüse und einzigartigen Aromen. Doch wie in jeder neuen Kultur gibt es auch in Jerewans Restaurants ein paar Besonderheiten und ungeschriebene Regeln, die Ihr Gastro-Erlebnis noch angenehmer und authentischer machen können.

Bevor Sie sich in die Welt von Khorovats (armenisches BBQ), Dolma und Lahmacun stürzen, hier Ihr umfassender Restaurant-Knigge für Jerewan:

1. Reservieren ist ratsam, aber nicht immer zwingend

In den beliebteren Restaurants, besonders am Wochenende oder für größere Gruppen, ist eine Reservierung dringend empfohlen. Die Jerewaner lieben es, auswärts zu essen, und gute Lokale können schnell voll sein. Für kleinere, traditionelle Lokale oder Cafés ist es oft nicht nötig, aber eine kurze telefonische Anfrage kann nie schaden.

2. Gastfreundschaft wird großgeschrieben: Fühlen Sie sich wie zu Hause!

Armenier sind bekannt für ihre herzliche Gastfreundschaft. In Restaurants werden Sie oft mit großer Freundlichkeit empfangen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Besitzer oder Manager persönlich vorbeikommt, um sich nach Ihrem Wohlbefinden zu erkundigen. Nehmen Sie diese Geste an und genießen Sie die persönliche Atmosphäre.

3. Die Sprache des Essens: Menüs und Bestellungen

  • Menüs: Viele Restaurants, besonders in touristischen Gegenden, bieten Menüs auf Englisch an. Fragen Sie einfach danach: „Can I have an English menu, please?“ („Karogh em Angleren menyu unenal, khndrum em?“).
  • Empfehlungen: Scheuen Sie sich nicht, das Personal nach Empfehlungen zu fragen. Sie sind stolz auf ihre Küche und geben gerne Auskunft über Spezialitäten oder frische Tagesgerichte.
  • Portionen: Armenische Portionen sind oft großzügig. Wenn Sie unsicher sind, bestellen Sie lieber etwas weniger und teilen Sie Gerichte, um mehr probieren zu können.
  • Brot ist heilig: Lavash, das traditionelle dünne Fladenbrot, wird zu fast jeder Mahlzeit gereicht und ist oft kostenlos. Es ist nicht nur Beilage, sondern auch Besteckersatz. Es gilt als heilig, daher sollte man es nicht verschwenden und respektvoll damit umgehen.

4. Trinken wie ein Armenier: Alkohol und Anstoßen

  • Wodka und Wein: Wodka (Oghi) und armenischer Wein sind beliebte Begleiter zu jedem Essen. Der lokale Weinanbau hat eine lange Geschichte und erlebt gerade eine Renaissance. Probieren Sie unbedingt die lokalen Sorten!
  • „Kenats!“ (Auf unser Wohl!): Beim gemeinsamen Essen wird oft angestoßen. Der Gastgeber oder ein Ältester spricht dabei Trinksprüche aus. Es ist höflich, darauf zu achten und gegebenenfalls ebenfalls einen Trinkspruch zu erwidern. „Kenats!“ ist der universelle Toast.
  • Wasser: Leitungswasser ist in Jerewan trinkbar, aber in Restaurants wird Ihnen meist Flaschenwasser angeboten (still oder sprudelnd).

5. Das Esserlebnis: Teilen und Genießen

  • Gemeinschaftliches Essen: Viele Gerichte in Armenien sind dazu gedacht, geteilt zu werden. Eine große Auswahl an Vorspeisen (Mezze-Stil), Salaten und Hauptgerichten wird oft in die Mitte des Tisches gestellt, sodass jeder probieren kann. Dies fördert die Geselligkeit und erlaubt es Ihnen, die Vielfalt der armenischen Küche zu entdecken.
  • Die Reihenfolge: Es gibt keine starren Regeln für die Reihenfolge der Gänge. Oft kommen Gerichte, sobald sie fertig sind. Nehmen Sie es gelassen und genießen Sie den Fluss des Essens.

6. Bezahlen und Trinkgeld: Eine Geste der Wertschätzung

  • Rechnung: Bitten Sie um die Rechnung mit „Hashiv, khndrum em“ (Die Rechnung, bitte).
  • Trinkgeld: Trinkgeld ist in Armenien üblich und wird erwartet, besonders in Restaurants, die von Touristen frequentiert werden. Eine Faustregel ist 10-15% des Gesamtbetrags. Manchmal ist eine „Servicegebühr“ bereits auf der Rechnung aufgeführt; in diesem Fall müssen Sie kein zusätzliches Trinkgeld geben, es sei denn, Sie möchten dem Servicepersonal eine besondere Anerkennung zukommen lassen.
  • Bargeld vs. Karte: In vielen Restaurants können Sie mit Karte bezahlen. Kleinere Lokale oder Märkte bevorzugen jedoch Bargeld (Dram). Es ist immer ratsam, etwas Bargeld dabei zu haben.

7. Kulturelle Nuancen und Höflichkeit

  • Umgangsformen: Eine grundlegende Höflichkeit, wie das Bedanken („Shnorhakalutyun“) und das Grüßen („Barev dzez“), wird immer geschätzt.
  • Kein Schweinefleisch in allen Restaurants: Obwohl Armenien ein christliches Land ist, gibt es auch hier eine starke muslimische Minderheit und historisch bedingte Einflüsse. Während die meisten armenischen Restaurants Schweinefleisch anbieten, sollten Sie in einigen spezifischen Lokalen oder bei bestimmten Spezialitäten (z.B. Lammgerichte) darauf achten, wenn Sie eine Präferenz haben. Fragen Sie im Zweifel nach.

Ein Restaurantbesuch in Jerewan ist mehr als nur eine Mahlzeit; er ist ein Eintauchen in die reiche Kultur und die herzliche Seele Armeniens. Mit diesen Tipps sind Sie bestens vorbereitet, um Ihr Gastro-Erlebnis in vollen Zügen zu genießen. „Bari Akorzhak!“ (Guten Appetit!)