In der Welt der Reisebroschüren gilt Montenegro, dieses kleine, aber majestätische Land am Balkan, als das perfekte Postkartenmotiv. Majestätische Berge, tiefblaue Seen und eine Küste, die die Adria zum Funkeln bringt. Wer jedoch das wahre Herz Montenegros – die Berge – erleben will, muss die ausgetretenen Pfade der Touristenmeile verlassen. Und genau hier beginnt das eigentliche Abenteuer: ein Tanz zwischen dem Nervenkitzel des Unbekannten und der puren Notwendigkeit, sich auf alles vorzubereiten, was Mutter Natur und die eigene Dummheit so bereithalten.
Montenegro: Ein winziger Gigant
Zuerst zur Lage: Eingebettet zwischen Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, dem Kosovo und Albanien, ist Montenegro ein Land, das auf engstem Raum eine atemberaubende Vielfalt bietet. Von der glamourösen Küste um Kotor und Budva steigt das Land in schroffen, kahlen Gebirgen empor, die so atemberaubend wie unnachgiebig sind. Genau hier, im Durmitor-Nationalpark oder im Prokletije-Gebirge, wartet das wahre Abenteuer auf Wanderfreunde mit einem Hang zum Extremen. Es ist ein Land, das seine Größe nicht in Kilometern misst, sondern in der schieren Wucht seiner Natur.
Vorbereitung: Die heilige Dreifaltigkeit des Überlebens
Jeder, der schon einmal in der Wildnis verloren war, weiß: Planung ist nicht nur die halbe Miete, sie ist das ganze Haus. Und trotzdem: Der Mensch ist ein Meister der Selbstüberschätzung. Die folgenden Tipps sind daher nicht nur Ratschläge, sondern eine augenzwinkernde Erinnerung daran, dass der Berg keine Witze macht.
1. Das passende Schuhwerk: Die Beine sind nicht die Feinde
Ein häufiger Anfängerfehler, der so manchen Wanderer an den Rand des Wahnsinns trieb: Die falschen Schuhe. Man denkt sich: „Ach, für eine kleine Wanderung reichen die Sneaker schon.“ Dann steht man vor einem steilen Geröllfeld, und jeder Schritt wird zum Balanceakt. Investieren Sie in solide Wanderschuhe. Sie sind der einzige Pakt, den Sie mit der Schwerkraft schließen können. Sie geben Halt, schützen vor spitzen Steinen und sorgen dafür, dass Sie am Ende des Tages nicht mit blutigen Füßen dasitzen. Ihre Beine sind keine Feinde, behandeln Sie sie gut.
2. Verpflegung: Hunger ist kein Witz, Durst schon gar nicht
In den Bergen Montenegros gibt es keine Tankstelle. Wer sich auf einen Tagesmarsch begibt, sollte seine Verpflegung weise planen. Zwei Liter Wasser pro Person sind das absolute Minimum, vor allem, wenn die Sonne brennt. Dazu Snacks, die Energie liefern: Nüsse, Trockenfrüchte, Schokoriegel. Es ist das Schicksal des Wanderers, irgendwann hungrig zu werden. Machen Sie nicht den Fehler, sich auf charmante Bauern oder versteckte Hütten zu verlassen. Die gibt es, aber oft nur, wenn Sie sie nicht dringend brauchen. Die leere Wasserflasche auf dem Gipfel ist die erste Stufe zur Panik.
3. Erste Hilfe: Der Rucksack ist keine Handtasche
Ein Erste-Hilfe-Set ist keine optionale Zugabe, sondern ein Muss. Pflaster, Desinfektionsmittel, Verbandzeug. Mag sein, dass Sie nicht in eine Klippe stürzen, aber ein umgeknickter Knöchel oder eine blutende Schürfwunde können aus einem schönen Ausflug schnell einen Albtraum machen. Die Apotheken-Tasche sollte für den Notfall gepackt sein. Besser ein Pflaster zu viel als keines, wenn der Schuh scheuert. Das Wissen, dass man für kleinere Malheure gerüstet ist, nimmt einem die unnötige Sorge.
4. Werkzeug: Der Drahtesel und das Schweizer Taschenmesser
Ein gutes Schweizer Taschenmesser oder ein Multitool ist der beste Freund des Wanderers. Es kann alles, vom Abzwicken eines störenden Astes bis zum Öffnen einer hartnäckigen Konservendose. Ein weiterer Geheimtipp: Werkzeug für Fahrräder. Viele Wanderwege in Montenegro sind alte Bahntrassen oder Schotterpisten, die auch für Mountainbikes befahrbar sind. Wer sich auf einen solchen Trip einlässt, sollte das passende Werkzeug dabei haben: Flickzeug, eine kleine Pumpe und einen Inbusschlüssel. Denn ein platten Reifen in der Bergwildnis ist wahrlich keine Heldentat, sondern nur ein schmerzhafter Weg, um sich daran zu erinnern, dass man mal wieder zu bequem war, die Grundlagen zu beachten.
Am Ende ist ein Wander-Trip in Montenegro die Belohnung für die Mühe. Atemberaubende Ausblicke, die Stille der Natur und die Gewissheit, etwas Einzigartiges erlebt zu haben. Aber das Abenteuer beginnt nicht erst am Berg, sondern schon zu Hause, mit der richtigen Vorbereitung. Wer das vergisst, wird schnell feststellen, dass der Berg keine Gnade kennt.