Liebe Leidensgenossen am Festnetz, liebe Geplagten der unaufhörlichen Klingelkonzerte, liebe Opfer der digitalen Belagerung! Es gibt sie, diese Telefonnummern, die sich ins Gedächtnis einbrennen wie ein schlecht verheilter Sonnenbrand. Eine davon scheint die 0800 7246832 zu sein, die sich bei so manchem Telekom-Kunden auf geradezu unheimliche Weise ins Leben drängt. „Seriös ist etwas anderes“ – diese Untertreibung des Jahrhunderts verdient eigentlich einen eigenen Wikipedia-Eintrag.
Vier Wochen lang. Viermal täglich. Auf dem geliebten, weil eigentlich ruhigen Festnetz. Das ist keine Kundenbetreuung, das ist schon fast ein digitaler Belagerungszustand. Man zuckt bei jedem Klingeln zusammen, in der Hoffnung, es möge doch bitte die nette Tante Erna sein und nicht der unermüdliche Anruf-Marathon der Telekom-Dauerschleife. Was wollen die eigentlich? Uns zwangsbeglücken mit einem neuen Tarif, den wir garantiert nicht brauchen? Uns einreden, dass unser aktueller Router kurz vor dem digitalen Kollaps steht? Man weiß es nicht, denn in den seltensten Fällen ist jemand dran, oder es kommt nur ein automatisches Rauschen.
Und dann, nach vier Wochen des täglichen Klingelterror, die perfide Wendung! Ein taktischer Rückzug? Eine plötzliche Erkenntnis der eigenen Nervigkeit? Denkste! Die Strategie ändert sich. Plötzlich klingelt das gesamte ISDN-Ensemble des Anschlusses. Alle Nummern auf einmal. Ein Kakophonie des Grauens, die den friedlichsten Sonntagnachmittag in ein apokalyptisches Szenario verwandelt. Man rennt panisch zum Telefon, nur um… niemanden zu hören. Stille. Die Stille nach dem Sturm, die aber trügerisch ist.
Denn nach ein paar Tagen der trügerischen Ruhe schlägt der Telefon-Terror in neuer Gestalt zu. Eine schnöde Festnetznummer aus dem Raum Hannover taucht auf dem Display auf. Wer mag das sein? Ein verirrter Callcenter-Azubi? Ein besonders hartnäckiger Algorithmus, der seine Taktik verfeinert hat? Man nimmt widerwillig ab, nur um entweder in einem Callcenter-Nirwana zu landen oder mit aggressivem Verkaufsgeschwätz überrollt zu werden.
Und das Beste (im zynischsten aller Sinne)? Dieses perfide Muster wiederholt sich alle sechs Monate. Alle sechs Monate aufs Neue beginnt der Telekom-Tango des Grauens. Man könnte fast meinen, da sitzt ein kleiner, sadistischer Mitarbeiter in der Telekom-Zentrale und plant diese Anrufwellen mit diabolischem Vergnügen. „So, die haben sich gerade an die Stille gewöhnt? Dann schicken wir mal wieder die 0800-Armee los!“
Liebe Telekom, ganz ehrlich: Das ist nicht seriös. Das ist nervtötend. Das ist ineffizient (wenn es wirklich um Kundenakquise gehen sollte). Und es führt mit Sicherheit nicht zu einem positiven Bild eures Unternehmens. Eher dazu, dass man innerlich bei jedem Anruf eurerseits den Hörer mit einer Mischung aus Wut und Resignation entgegennimmt.
Was glauben die eigentlich? Dass wir nach der hundertsten unerwünschten Kontaktaufnahme endlich einknicken und sagen: „Okay, okay, ihr habt gewonnen! Ich nehme das Super-Spezial-Mega-Glasfaser-Turbo-Abo mit lebenslanger Garantie und einem kostenlosen Toaster!“? Wohl kaum. Eher führt dieser Telefon-Terror dazu, dass man innerlich schon den Anbieterwechsel plant – wenn es denn einen Ort auf dieser Welt ohne penetrante Callcenter gäbe.
Man könnte ja fast ein Trinkspiel daraus machen: Jedes Mal, wenn die 0800-Nummer anruft, ein Schnaps. Nach vier Wochen wäre man vermutlich ein Fall für die Entzugsklinik. Vielleicht ist das ja auch die geheime Strategie: Die Kunden so mürbe machen, dass sie alles unterschreiben, nur um endlich Ruhe zu haben.
Liebe Telekom, bitte, hört auf mit diesem Telefon-Terror. Eure Angebote mögen ja vielleicht toll sein (oder auch nicht, wer weiß das schon bei dieser Anrufhäufigkeit?), aber diese Methode ist einfach nur… ätzend. Investiert euer Geld lieber in vernünftige Werbung oder, noch besser, in eine funktionierende Kundenbetreuung, die sich meldet, wenn man ein Problem hat – und nicht viermal täglich, um einem etwas aufzuschwatzen.
Für alle anderen Leidensgenossen: Bleibt stark. Ignoriert die Anrufe. Vielleicht hilft es ja, eine Trillerpfeife neben das Telefon zu legen. Oder man entwickelt eine ausgefeilte Roboterstimme, die beim Abnehmen nur „Kein Interesse!“ krächzt. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Hauptsache, wir lassen uns nicht von diesem Telefon-Tango des Grauens in den Wahnsinn treiben. Denn seriös ist wirklich etwas anderes. Sehr viel anderes.