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Wenn man an Korea denkt, kommen einem vielleicht zuerst Kimchi, K-Pop oder futuristische Metropolen in den Sinn. Doch das Land der Morgenstille hat auch eine reiche Tradition im Obstanbau, die über Jahrhunderte hinweg regionale Spezialitäten und landwirtschaftliche Kunstfertigkeit hervorgebracht hat. Die klimatischen Bedingungen – heiße, feuchte Sommer und kalte Winter – haben eine einzigartige Vielfalt an Obst und Früchten geformt, die nicht nur auf den Märkten, sondern auch in der koreanischen Küche und Kultur tief verwurzelt sind.

Lasst uns einen Blick auf fünf Obstklassiker werfen, die das Herz des koreanischen Obstanbaus bilden und von denen jeder eine eigene Geschichte und einen besonderen Platz im Gaumen der Koreaner hat.


1. Nashi-Birne (배 – Bae) – Die knackige Königin

Die Nashi-Birne, in Korea schlicht „Bae“ genannt, ist zweifellos die Königin der koreanischen Früchte. Sie ist nicht nur die meistangebaute Birnensorte, sondern auch ein absolutes Muss für jeden Besucher. Doch Vorsicht: Wer eine europäische Birne erwartet, wird überrascht sein! Die Nashi-Birne ist von runder, apfelähnlicher Form, hat eine dünne, oft goldbraune Schale und ein unglaublich knackiges, saftiges Fruchtfleisch.

  • Besonderheit: Ihr Geschmack ist subtil süß und erfrischend, mit einer leichten Säure. Die Textur ist körniger als bei europäischen Birnen, was sie besonders erfrischend macht.
  • Verwendung: Nashi-Birnen werden oft pur genossen, gekühlt serviert oder als Geschenk verpackt. Sie sind auch eine wichtige Zutat in der koreanischen Küche, besonders beim Marinieren von Fleisch (z.B. für Bulgogi), da ihre Enzyme das Fleisch zart machen.

2. Koreanische Erdbeeren (딸기 – Ttalgi) – Süße Verführung mit Suchtfaktor

Obwohl Erdbeeren nicht originär aus Korea stammen, haben die Koreaner sie mit unglaublichem Erfolg kultiviert und zu einer wahren Delikatesse gemacht. Koreanische Erdbeeren, insbesondere Sorten wie „Maehyang“ oder „Seolhyang“, sind berühmt für ihre intensive Süße, ihr ausgeprägtes Aroma und ihre leuchtend rote Farbe. Sie sind oft größer und saftiger als ihre europäischen Pendants.

  • Besonderheit: Angebaut werden sie oft in Gewächshäusern, was eine lange Saison und eine gleichbleibend hohe Qualität ermöglicht. Die koreanische Obsession mit „Pretty Food“ sorgt auch hier für makellose Optik.
  • Verwendung: Sie werden frisch als Snack genossen, sind beliebt in Desserts, Säften, Milchshakes und als Belag für Kuchen und Bingsu (koreanisches shaved ice). Erdbeerfarmen sind beliebte Ausflugsziele, wo man die Früchte selbst pflücken kann.

3. Persimone (감 – Gam) – Die goldene Frucht des Herbstes

Die Persimone, in Korea „Gam“ genannt, ist eine Herbstfrucht mit tiefer kultureller Bedeutung. Man findet sie in verschiedenen Formen, aber die beiden Haupttypen sind die harte, knackige Sorte (Dan-gam) und die weiche, saftige Sorte (Heon-gam), die erst nachreifen muss.

  • Besonderheit: Die harte Persimone wird wie ein Apfel gegessen, die weiche hat ein puddingartiges Fruchtfleisch und ist extrem süß. Besonders beliebt sind auch getrocknete Persimonen (Gotgam), die eine zähe, süße Konsistenz entwickeln und oft als gesunder Snack oder in traditionellen Süßspeisen dienen.
  • Verwendung: Frisch, getrocknet oder in Desserts und traditionellen Tees. Gotgam wird oft als festliches Geschenk oder in Ahnentafeln verwendet.

4. Mandarine / Hallabong (감귤 / 한라봉 – Gamgyul / Hallabong) – Die Zitrus-Sonnenscheine von Jeju

Obwohl sie nicht überall in Korea wachsen, sind Mandarinen, insbesondere die spezielle Sorte Hallabong, untrennbar mit der südlichen Insel Jeju verbunden. Hallabong ist eine Kreuzung aus Mandarine und Orange, benannt nach dem Berg Hallasan auf Jeju, dessen Form sie ähnelt.

  • Besonderheit: Hallabong-Mandarinen sind bekannt für ihre charakteristische „Nase“ am Stielansatz, ihre zuckersüße, saftige und fast kernlose Fruchtfleisch und ihre leicht zu schälende, dicke Haut. Sie gelten als Premium-Zitrusfrüchte und sind ein beliebtes Souvenir von Jeju.
  • Verwendung: Hauptsächlich frisch genossen, aber auch zu Säften, Marmeladen, Tees und sogar Schokolade verarbeitet.

5. Aprikose / Pflaume (살구 / 자두 – Salgu / Jadu) – Die süß-sauren Verwandten des Sommers

Unter diesem Punkt fasse ich Aprikosen („Salgu“) und Pflaumen („Jadu“) zusammen, da sie in Korea oft saisonal und in ähnlicher Weise geschätzt werden, auch wenn sie botanisch unterschiedlich sind. Die koreanischen Sorten sind oft kleiner, aber sehr aromatisch.

  • Besonderheit: Sie reifen im Frühsommer und symbolisieren die Ankunft der warmen Jahreszeit. Ihre Süße wird oft von einer angenehmen Säure begleitet, die sie besonders erfrischend macht.
  • Verwendung: Frisch als Obst, aber auch sehr beliebt in traditionellen Säften, Kompotten, Marmeladen und vor allem als Basis für Maesil-Cheong (매실청), einen fermentierten Pflaumensirup, der als Getränk oder zum Würzen verwendet wird und für seine verdauungsfördernden Eigenschaften geschätzt wird. Aprikosenkerne werden in der traditionellen Medizin verwendet.

Diese fünf Obstklassiker sind nur ein kleiner Einblick in die reiche Vielfalt der koreanischen Obstwelt. Sie zeigen, wie tief verwurzelt Landwirtschaft und Natur in der koreanischen Kultur sind und wie viel Wert auf Qualität, Geschmack und oft auch auf die ästhetische Präsentation gelegt wird. Ein Besuch auf einem koreanischen Markt zur richtigen Jahreszeit ist ein Fest für die Sinne, und das Probieren dieser Früchte ist ein Muss für jeden, der die wahre Seele Koreas entdecken möchte.