Armenien, oft als das „Land der Steine“ bezeichnet, ist in Wahrheit ein Paradies für Obst- und Obstanbau. Eingebettet in eine dramatische Landschaft aus majestätischen Bergen, tiefen Schluchten und fruchtbaren Tälern, gesegnet mit einem kontinentalen Klima, das heiße Sommer und kalte Winter mit sich bringt, gedeihen hier Früchte und Obstsorten, die nicht nur die Ernährung des Landes prägen, sondern auch tiefe kulturelle Wurzeln haben.
Die armenische Landwirtschaft, die seit Jahrtausenden die Lebensader des Landes ist, hat eine besondere Beziehung zu ihren Obstbäumen und Beerensträuchern. Sie sind nicht nur Nahrungsquelle, sondern auch Symbol für Fruchtbarkeit, Gastfreundschaft und die süße Seite des Lebens. Wenn Sie durch Armeniens Märkte schlendern oder auf dem Land unterwegs sind, werden Sie schnell merken, welche fünf Obst- und Obstsorten hier eine ganz besondere Rolle spielen.
1. Die Aprikose (Ծիրան – Tsiran) – Armeniens Gold
Ohne Zweifel ist die Aprikose die Königin der armenischen Früchte und ein Nationalsymbol. Sie ist so tief in der armenischen Identität verwurzelt, dass der Farbbereich „Orange“ auf der armenischen Flagge offiziell als „Aprikosenfarbe“ bezeichnet wird.
- Warum sie beliebt ist: Armenien ist eine der Ursprungsregionen der Aprikose, und das spiegelt sich in ihrer unvergleichlichen Qualität wider. Die armenischen Aprikosen, die oft bis in die Kerne durchgefärbt sind, sind für ihre intensive Süße, ihr saftiges Fruchtfleisch und ihr betörendes Aroma bekannt.
- Verwendung: Sie werden frisch gegessen, zu Konfitüren, Kompotten, Säften und dem berühmten armenischen Trockenobst verarbeitet. Auch in herzhaften Gerichten und Saucen findet sie Verwendung. Die Kerne werden oft geröstet und wie Mandeln gegessen.
- Wissenswertes: Die Aprikose wird in Armenien so geschätzt, dass sie auch als „Armenian Plum“ (armenische Pflaume) bekannt ist. Der intensive Geschmack der armenischen Aprikose ist das Ergebnis des einzigartigen Klimas und Bodens der Region.
2. Die Traube (Խաղող – Khaghogh) – Nektar der Götter und der Geschichte
Armenien beansprucht stolz, eine der ältesten Weinregionen der Welt zu sein, und die Entdeckung der ältesten Weinkellerei der Welt in der Areni-Höhle untermauert dies. Daher ist die Traube – sowohl für den Verzehr als Tafeltraube als auch für die Weinherstellung – ein Eckpfeiler der armenischen Landwirtschaft.
- Warum sie beliebt ist: Die armenischen Trauben, insbesondere Sorten wie Areni oder Kangun, sind robust und entwickeln eine bemerkenswerte Süße und Komplexität. Sie sind ein Zeichen von Reichtum und Gastfreundschaft.
- Verwendung: Frisch vom Stock, zu Wein, Branntwein (Cognac), Rosinen und Traubensaft verarbeitet. Auch als „Churchkhela“ (Nüsse, die an einem Faden aufgereiht und in eingedickten Traubensaft getaucht werden) sind sie eine beliebte Süßigkeit.
- Wissenswertes: Die Vielfalt der autochthonen Traubensorten ist beeindruckend. Wein hat in Armenien nicht nur wirtschaftliche, sondern auch tiefe religiöse und kulturelle Bedeutung.
3. Der Granatapfel (Նուռ – Nur) – Symbol für Glück und Fruchtbarkeit
Der Granatapfel ist in Armenien nicht nur eine Frucht, sondern ein mächtiges Symbol. Er steht für Fruchtbarkeit, Überfluss, Glück und Wohlstand. In der armenischen Kunst und Architektur ist er allgegenwärtig.
- Warum er beliebt ist: Die armenischen Granatäpfel sind bekannt für ihre leuchtend roten Kerne, ihren süß-säuerlichen Saft und ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften.
- Verwendung: Frisch gegessen, als Saft, in Salaten (z.B. im traditionellen armenischen „Salat mit Granatapfel und Walnüssen“), in Saucen zu Fleisch und als dekoratives Element auf Speisen.
- Wissenswertes: Es ist Tradition, an Neujahr einen Granatapfel aufzuschlagen, um Glück und Fruchtbarkeit für das kommende Jahr zu sichern. Der Granatapfelbaum selbst ist ein Symbol für das Leben.
4. Die Pflaume (Սալոր – Salor) – Vielfalt in Süße und Säure
Pflaumen und Mirabellen sind in Armenien weit verbreitet und werden in einer beeindruckenden Vielfalt an Sorten angebaut. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der sommerlichen Obsternte.
- Warum sie beliebt ist: Die armenischen Pflaumen reichen von süß und saftig bis hin zu angenehm säuerlich, was sie vielseitig einsetzbar macht.
- Verwendung: Frisch verzehrt, zu Marmeladen, Kompotten, Säften, getrocknet als Dörrobst (Ttu Lavash, eine Art säuerliches Fruchtleder) oder in herzhaften Eintöpfen mit Fleisch.
- Wissenswertes: Die säuerlicheren Pflaumensorten werden oft in der Küche verwendet, um Gerichten eine frische, saure Note zu verleihen, ähnlich wie Zitrusfrüchte.
5. Die Maulbeere (Թութ – Tut) – Die süße Verführung der Bäume
Maulbeerbäume sind in den armenischen Landschaften und Gärten allgegenwärtig. Die Früchte, die je nach Sorte weiß, rot oder schwarz sein können, sind eine Delikatesse und ein Zeichen für den Sommer.
- Warum sie beliebt ist: Maulbeeren sind unglaublich süß und saftig, mit einem einzigartigen, leicht honigartigen Geschmack. Sie sind oft nur schwer zu transportieren, was sie zu einem besonderen lokalen Genuss macht.
- Verwendung: Frisch vom Baum gegessen, zu Konfitüren, Säften, Kompotten, und besonders beliebt als getrocknete Maulbeeren (Tut Hokhani), die als süße Snacks dienen. Aus den schwarzen Maulbeeren wird auch der traditionelle Maulbeer-Wodka (Tut Oghi) gebrannt.
- Wissenswertes: Die Maulbeerbäume spielen auch eine Rolle in der Seidenraupenzucht, da die Blätter die Hauptnahrung der Seidenraupen sind – eine weitere Facette der tiefen Verbindung Armeniens zur Natur und ihren Ressourcen.
Diese fünf Obst- und Obstarten sind mehr als nur landwirtschaftliche Produkte; sie sind ein Ausdruck der armenischen Seele, ihrer Geschichte und ihrer tiefen Verbundenheit mit dem Land. Ein Besuch in Armenien ist erst dann vollständig, wenn man diese sonnengereiften Schätze probiert und ihre Bedeutung für die Kultur des Landes erkannt hat.