Die Mulligatawny-Suppe, ein Name, der so exotisch klingt wie ihre Aromen, ist mehr als nur eine einfache Mahlzeit. Sie ist ein kulinarisches Zeugnis einer faszinierenden Geschichte und ein Paradebeispiel für die Verschmelzung von Kulturen auf dem Teller. Ihre Wurzeln liegen tief im Süden Indiens, doch ihre Popularität reichte weit über die Subkontinent hinaus.
Die Herkunft: „Pfefferwasser“ erobert die Welt
Der Name „Mulligatawny“ leitet sich vom tamilischen Ausdruck „miḷagu taṇṇīr“ ab, was wörtlich „Pfefferwasser“ bedeutet. Ursprünglich handelte es sich wohl um eine einfache, scharfe Brühe, die als Beilage zu Reis serviert wurde. Während der britischen Kolonialzeit in Indien im 18. und 19. Jahrhundert adaptierten die britischen Kolonialherren dieses Gericht und entwickelten es zu einer reichhaltigeren Suppe weiter, die ihren westlichen Gaumen entgegenkam.
So entstanden im Laufe der Zeit unzählige Variationen der Mulligatawny-Suppe. Hühnchen, Lamm oder auch vegetarische Varianten mit Linsen und Gemüse wurden populär. Kokosmilch, Reis und verschiedene Gewürze fanden ihren Weg in die Rezepturen, was zu einer cremig-würzigen Köstlichkeit führte, die sowohl wärmte als auch sättigte.
Das Rezept: Ein Fest der Aromen
Es gibt nicht das eine authentische Mulligatawny-Rezept, da es sich im Laufe der Zeit und durch verschiedene Einflüsse stark gewandelt hat. Hier ist jedoch eine köstliche und vielseitige Variante, die die typischen Aromen dieser faszinierenden Suppe einfängt:
Zutaten:
- 2 EL Pflanzenöl oder Ghee
- 1 große Zwiebel, gehackt
- 2 Knoblauchzehen, fein gehackt
- 1 walnussgroßes Stück Ingwer, gerieben
- 1-2 rote Chilischoten, fein gehackt (optional)
- 2 TL Currypulver (mild oder scharf, nach Geschmack)
- 1 TL gemahlener Kreuzkümmel
- ½ TL gemahlener Koriander
- Eine Prise Kurkuma
- 400g Hähnchenbrust oder -keulen, gewürfelt (für die nicht-vegetarische Variante)
- 100g rote Linsen, abgespült (für die vegetarische Variante mehr Linsen oder anderes Gemüse)
- 2 Karotten, gewürfelt
- 2 Stangen Sellerie, gewürfelt
- 1 Apfel, geschält, entkernt und gewürfelt
- 400g gehackte Tomaten (aus der Dose oder frisch)
- 1 Liter Hühner- oder Gemüsebrühe
- 200ml Kokosmilch
- Saft einer halben Zitrone oder Limette
- Frischer Koriander, gehackt, zum Garnieren
- Salz und Pfeffer nach Geschmack
- Gekochter Reis, optional, zum Servieren
Zubereitung:
- Erhitzen Sie das Öl oder Ghee in einem großen Topf bei mittlerer Hitze.
- Fügen Sie die gehackte Zwiebel hinzu und braten Sie sie goldbraun an (ca. 5-7 Minuten).
- Geben Sie Knoblauch, Ingwer und optional die Chilischoten hinzu und braten Sie sie für eine weitere Minute, bis sie duften.
- Rühren Sie das Currypulver, Kreuzkümmel, Koriander und Kurkuma ein und braten Sie die Gewürze unter Rühren für etwa 30 Sekunden an, bis sie ihr volles Aroma entfalten.
- Wenn Sie Hähnchen verwenden, fügen Sie die gewürfelten Stücke hinzu und braten Sie sie an, bis sie von allen Seiten leicht gebräunt sind.
- Für die vegetarische Variante geben Sie nun die abgespülten roten Linsen hinzu.
- Fügen Sie die gewürfelten Karotten, Sellerie und den Apfel in den Topf und dünsten Sie sie für ein paar Minuten mit.
- Gießen Sie die gehackten Tomaten und die Brühe hinzu. Bringen Sie die Suppe zum Kochen, reduzieren Sie dann die Hitze und lassen Sie sie zugedeckt köcheln, bis das Hähnchen gar ist (ca. 15-20 Minuten) oder die Linsen weich sind (ca. 20-25 Minuten).
- Rühren Sie die Kokosmilch ein und lassen Sie die Suppe weitere 5 Minuten köcheln.
- Schmecken Sie die Suppe mit Zitronen- oder Limettensaft, Salz und Pfeffer ab.
- Servieren Sie die Mulligatawny-Suppe heiß, garniert mit frischem Koriander. Dazu passt hervorragend eine Portion fluffiger, gekochter Reis.
Verweise auf andere beliebte Suppen der Region:
Die indische Küche ist reich an vielfältigen und aromatischen Suppen, die oft eine wichtige Rolle in den Mahlzeiten spielen. Neben der einzigartigen Mulligatawny erfreuen sich in verschiedenen Regionen Indiens auch folgende Suppen großer Beliebtheit:
- Dal Shorba: Eine herzhafte Linsensuppe, die in vielen indischen Haushalten ein Grundnahrungsmittel ist. Es gibt unzählige Variationen, je nach verwendeten Linsen und Gewürzen.
- Tomato Shorba: Eine leichte und erfrischende Tomatensuppe, oft mit Ingwer, Knoblauch und verschiedenen Gewürzen verfeinert. Sie wird gerne als Vorspeise serviert.
- Vegetable Shorba: Eine vielseitige Gemüsesuppe, die je nach Saison und Vorlieben mit verschiedenen Gemüsesorten zubereitet wird. Gewürze wie Kreuzkümmel, Koriander und Kurkuma verleihen ihr eine warme Note.
- Rasam: Eine dünne, würzige und leicht säuerliche Suppe aus Südindien, die oft auf Tamarindenbasis zubereitet und mit verschiedenen Gewürzen wie Curryblättern, Senfsamen und Chili aromatisiert wird. Sie wird sowohl als Vorspeise als auch als Begleitung zu Reis gegessen.
- Payasam: Obwohl oft eher als Dessert betrachtet, haben einige Varianten des Payasam (ein süßer Brei oder eine dicke Suppe auf Milchbasis) eine suppenähnliche Konsistenz und werden in manchen Regionen auch als Teil einer Mahlzeit genossen.
Die Mulligatawny-Suppe ist somit ein faszinierendes Beispiel für die kulinarische Kreativität Indiens und ihre Fähigkeit, sich an unterschiedliche Geschmäcker anzupassen, ohne dabei ihren einzigartigen Charakter zu verlieren. Probieren Sie dieses Rezept aus und entdecken Sie die wunderbare Welt der indischen Suppen!