Eine umfangreiche Blogserie über interessante Reiseziele und atemberaubende Tourismus Regionen in Südosteuropa. Entdecken sie unbekannte Ziele in Rumänien, Bulgarien, Albanien, Moldau sowie im gesamten Raum der Karpaten und des Balkan.
Abseits der sonnigen Küsten und der belebten Städte liegt in den Bergketten östlich von Tirana ein geologisches Rätsel, das nur wenige Reisende kennen: das Mali me Gropa-Bizë-Martanesh Protected Landscape. Sein Name, übersetzt das „Gebirge der Löcher“, mag wenig einladend klingen, doch er birgt das Versprechen einer der faszinierendsten und unberührtesten Naturlandschaften Albaniens. Für Abenteurer und Liebhaber roher, unberührter Natur ist diese Region weit mehr als nur ein Ausflugsziel – sie ist eine Einladung, ein einzigartiges Ökosystem zu erkunden.
Ein geologisches Wunder und seine Geschichte
Die Geschichte der Landschaft ist untrennbar mit ihrer ungewöhnlichen Geologie verbunden. Das Gebiet ist eine der am besten entwickelten Karstlandschaften Europas. Über Jahrmillionen hat Regenwasser den Kalkstein erodiert und dabei Tausende von Senken und Trichter geformt – die namensgebenden „Löcher“ (Gropa). Diese Dolinen variieren in Größe und Tiefe, von kleinen Mulden bis zu massiven, kraterartigen Vertiefungen. Die höchste Erhebung, der Berg Mali me Gropa, erreicht eine Höhe von über 1.840 Metern und bietet einen spektakulären Blick auf dieses geologische Chaos.
Das Gebiet wurde 2007 als Schutzlandschaft ausgewiesen, um seine einzigartige Biodiversität und geologische Struktur zu bewahren. Es ist ein Rückzugsort für eine reiche Tierwelt, darunter Braunbären, Wölfe, und zahlreiche Vogelarten, sowie für eine vielfältige Flora, die sich an die kargen Bedingungen angepasst hat.
Merkmale, die jeden Besucher in Staunen versetzen
Das Mali me Gropa Protected Landscape ist nichts für den Massentourismus. Seine Hauptmerkmale sind seine unbändige Wildheit und die absolute Ruhe, die nur von den Geräuschen der Natur durchbrochen wird.
- Die Karstlöcher: Diese Dolinen sind das Herzstück der Region. Einige sind bewaldet, andere offene Wiesen. Ihre Erkundung erfordert Vorsicht, da das Terrain uneben und tückisch sein kann.
- Wälder und Weiden: Die Landschaft wechselt abrupt zwischen dichten Buchen- und Kiefernwäldern und weiten, offenen Weideflächen. Hier kann man Hirten und ihre Schafherden beobachten, die sich im Sommer in die kühleren Höhen zurückziehen.
- Vögel und Fauna: Die Abwesenheit von menschlicher Besiedlung macht das Gebiet zu einem idealen Lebensraum für seltene Tiere. Mit etwas Glück kann man Raubvögel am Himmel kreisen sehen oder Spuren von Wildtieren entdecken.
Empfehlungen für eine unvergessliche Expedition
Ein Ausflug nach Mali me Gropa erfordert sorgfältige Planung und Respekt vor der Natur. Es ist ein Ziel für erfahrene Wanderer und Entdecker.
Anreise: Das Schutzgebiet liegt etwa 30 Kilometer östlich von Tirana. Die Anreise ist anspruchsvoll. Die Straßen sind in der Regel unbefestigt, weshalb ein Fahrzeug mit Allradantrieb (4×4) unerlässlich ist. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel in das Gebiet.
Wanderungen: Die Region hat keine markierten Wanderwege im westlichen Sinne. Das bedeutet, Sie müssen sich selbst navigieren.
- Kurze Erkundungstouren: Für einen ersten Eindruck können Sie einfach den lokalen Wegen folgen, die die Hirten nutzen.
- Längere Treks: Erfahrene Wanderer können Mehrtagestouren planen. Ein GPS-Gerät und eine gute topografische Karte sind unerlässlich.
- Geführte Touren: Es wird dringend empfohlen, sich einem lokalen Führer anzuschließen, der die Gegend kennt. Er kann nicht nur die Navigation übernehmen, sondern auch über die Geschichte und Ökologie der Region berichten.
Ausrüstung: Da es in der Landschaft keine touristische Infrastruktur gibt, müssen Sie alles mitbringen, was Sie benötigen: ausreichend Wasser, Verpflegung, wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk. Handyempfang ist in vielen Teilen des Gebiets nicht vorhanden.
Beste Reisezeit: Die beste Zeit für einen Besuch ist von Ende April bis Juni, wenn die Natur in voller Blüte steht und die Temperaturen angenehm sind. Auch der Herbst (September/Oktober) ist wunderschön, wenn die Wälder in warmen Farben leuchten. Der Winter bringt Schnee und macht das Gebiet unzugänglich.
Ein Besuch in Mali me Gropa ist eine Reise zurück zu den Wurzeln der Natur. Es ist ein Ort der Stille und der Ehrfurcht, an dem die Erde ihre Geschichte in Stein und Landschaft geschrieben hat. Für den Touristen, der mehr als nur ein Foto sucht, ist es eine unvergessliche Erfahrung.