Liebe Freunde des gepflegten Grillabends und Verfechter des Sonntagsbratens, lasst uns heute mal über Tellerränder hinausschauen. Genauer gesagt: über den Tellerrand dessen, was bei uns so üblicherweise auf den Tisch kommt. Denn während Rind, Schwein und Huhn fröhlich im Einkaufswagen landen, herrscht bei anderen tierischen Genossen – sagen wir mal, dem Dackel vom Nachbarn oder dem eleganten Fuchs, der neulich durch den Garten huschte – eher… kulinarische Funkstille. Warum eigentlich? Hat die Natur da etwa einen eingebauten „Nicht anfassen!“-Knopf gedrückt? Wir gehen der Sache mal humorvoll auf den Grund.
Die Sache mit der Nahrungskette (und dem schlechten Gewissen):
Zunächst mal: Wir Menschen sind ja schon putzige Wesen. Wir kuscheln mit dem einen Vierbeiner auf dem Sofa und verputzen genüsslich den anderen als Steak. Eine gewisse Doppelmoral lässt sich da nicht leugnen. Aber mal ehrlich, wer würde schon gerne in die traurigen Augen von Bello gucken, nachdem man sich gerade ein saftiges Dackel-Kotelett gegönnt hat? Das schlechte Gewissen wäre vorprogrammiert, selbst wenn Bello vorher ein besonders nervtötendes Kläffer-Konzert gegeben hat.
„Was der Bauer nicht kennt…“ – und was uns die Evolution ins Stammbuch schrieb:
Ein weiterer Grund für unsere kulinarische Zurückhaltung gegenüber Fleischfressern und Jagdtieren könnte tief in unserer evolutionären Vergangenheit verwurzelt sein. Unsere Vorfahren waren zwar findige Jäger, aber sie hatten auch einen gesunden Respekt vor Tieren, die selbst an der Spitze der Nahrungskette standen. Ein Kampf mit einem Tiger endete selten mit einem vollen Magen für den Homo sapiens. Da lag der Fokus evolutionär eher auf gemütlicheren Pflanzenfressern, die nicht so wehrhaft waren und deren Jagd weniger riskant.
Die Sache mit den Parasiten (und dem „Iiih!“):
Jetzt wird’s ein bisschen unappetitlich, aber wir müssen ehrlich sein: Fleischfresser stehen oft am Ende einer Nahrungskette. Das bedeutet, sie können im Laufe ihres Lebens eine ganze Bandbreite an unliebsamen Untermietern ansammeln – Parasiten, Bakterien, Viren. Die Vorstellung, sich beim genüsslichen Verzehr eines Fuchsgulaschs gleich eine Gratis-Wurmparty im Darm zu sichern, ist… nun ja… nicht gerade appetitlich. Da greift der gesunde Menschenverstand (und ein gut trainierter „Iiih!“-Reflex).
Der Geschmack – eine Frage der Speisekarte der Natur:
Auch der Geschmack spielt eine Rolle. Fleischfresser haben oft eine andere Ernährung als Pflanzenfresser. Ihre Muskeln sind möglicherweise stärker durchblutet, ihr Fettgehalt anders, und ihr Fleisch kann einen intensiveren, manchmal sogar unangenehmen „wilden“ oder „tranigen“ Geschmack haben, je nachdem, was sie so auf ihrer natürlichen Speisekarte stehen hatten (Mäuse, Aas, was der Wald eben so hergibt). Da klingt ein zartes Rinderfilet doch irgendwie verlockender.
Kulturelle Tabus und knuffige Fellnasen:
Und schließlich spielen natürlich auch kulturelle Tabus eine große Rolle. In vielen Gesellschaften haben sich bestimmte Tiere als Haustiere oder zumindest als Lebewesen etabliert, denen man nicht ans Messer liefert. Der Hund als treuer Begleiter, die Katze als schnurrender Mitbewohner – sie haben einen Platz in unserem Herzen (und nicht auf unserem Teller). Da würde selbst der hungrigste Aussteiger zweimal überlegen, bevor er den Familienhund zum Abendessen einlädt.
Was lernen wir daraus?
Unsere kulinarische Landkarte ist also nicht zufällig gezeichnet. Sie ist ein Ergebnis aus evolutionärer Prägung, praktischen Überlegungen (Parasiten!), Geschmackspräferenzen und tief verwurzelten kulturellen Normen. Während in anderen Teilen der Welt vielleicht die eine oder andere exotischere Fleischsorte auf den Tisch kommt, bleiben Bello, Miez und Reineke Fuchs bei uns in der Regel sicher vor dem Kochtopf. Und das ist vielleicht auch ganz gut so – für alle Beteiligten.