Sw Philosophen Workshop Wald Seminar

Stell dir vor, die Einladung flattert ins digitale Postfach: „Philosophen Workshop im Wald! Kostenlos! Keine Agenda! Erwarte das Unerwartete (wahrscheinlich endlose Diskussionen)!“ Wer da nicht neugierig wird, hat entweder Angst vor ungepflegten Barfüßen oder eine akute Philosophie-Allergie. Und so fand sich eine illustre Truppe von mehr oder weniger denkfreudigen Geistern neulich in den Tiefen des örtlichen Forstes ein, bewaffnet mit nichts als Neugier und vielleicht einer Thermoskanne mit lauwarmem Tee.

Das Konzept war so herrlich anarchisch wie ein philosophischer Anarchist selbst: Es gab keines. Kein straffer Zeitplan, keine vorgegebenen Themen, keine Moderation, die verzweifelt versuchte, rote Fäden zu spinnen. Die Natur sollte unser Hörsaal sein, die Bäume unsere stoischen Zuhörer und das freie Assoziieren unsere einzige Methode. Man könnte es auch als „kontrolliertes philosophisches Chaos unter freiem Himmel“ bezeichnen.

Die ersten Minuten waren erwartungsgemäß… interessant. Ein leichtes, unsicheres Umherwandern, das vorsichtige Abtasten des philosophischen Geländes. „Ähm, hallo? Über was reden wir denn so?“ fragte jemand in die Runde, woraufhin fünf verschiedene Antworten gleichzeitig kamen, von „Die Natur des Seins“ über „Die ethischen Implikationen von Eichhörnchenverhalten“ bis hin zu einem überraschend detaillierten Plädoyer für die Abschaffung von Montagen.

Und dann ging es los. Die Schleusen der Gedanken öffneten sich, manchmal als sanfter Bach, oft aber auch als reißender Fluss unstrukturierter Ideen. Da wurde über die Willensfreiheit unter dem Blätterdach debattiert, die Existenz Gottes zwischen zwei moosbewachsenen Steinen in Frage gestellt und die perfekte Definition von „gemütlich“ im Angesicht eines Ameisenhaufens gesucht.

Es war herrlich unproduktiv. Stunden vergingen, gefüllt mit angeregten (und manchmal leicht wirren) Monologen, leidenschaftlichen (und manchmal leicht am Thema vorbeischrammenden) Debatten und Momenten tiefer (und manchmal leicht peinlicher) Stille, in denen alle angestrengt versuchten, den vorherigen Gedankensprung des Gegenübers zu verarbeiten.

Die Bäume schienen die endlosen Gedankenspiele mit stoischer Ruhe zu ertragen. Manchmal hatte man das Gefühl, ein Eichhörnchen huschte desinteressiert vorbei und dachte sich: „Menschen. Immer am Reden, nie am Nüsse sammeln.“

Und was kam am Ende dabei heraus? Nun ja, außer einer beeindruckenden Menge an gesprochenen Worten, ein paar leeren Teetassen und dem vagen Gefühl, intellektuell etwas… bewegt zu haben? Wahrscheinlich nicht viel Konkretes. Keine bahnbrechenden philosophischen Erkenntnisse, keine neuen ethischen Kodizes, keine revolutionären Theorien über die Natur der Realität.

Aber vielleicht war das ja auch der ganze Witz daran. Ein Raum (oder besser gesagt, ein Wald) für freies Denken, ohne den Druck, zu einem Ergebnis kommen zu müssen. Ein Ort, an dem das Gerede selbst zum Ziel wird, die Reise des Geistes wichtiger ist als die Ankunft an einem vermeintlich „richtigen“ Schluss.

So gesehen war der Wald-Philosophie-Workshop vielleicht doch ein Erfolg. Ein Erfolg im Sinne einer kollektiven, kostenlosen Gehirn-Gymnastik unter freiem Himmel. Ein Beweis dafür, dass manchmal das pure, ungefilterte Gedankenspiel – auch wenn es im endlosen Gerede mündet – seinen ganz eigenen Wert hat. Und wer weiß, vielleicht liegt die tiefste Weisheit ja ohnehin darin, einfach mal zuzuhören, auch wenn die Bäume die einzigen sind, die wirklich jedes Wort mitbekommen. Bis zum nächsten Mal im Wald – die nächste philosophische Irrung wartet schon!