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Lutherstadt Wittenberg, die Wiege der Reformation, ist weitaus mehr als eine Ansammlung historischer UNESCO-Welterbestätten. Für Naturfreunde und Wanderer dient die Stadt als idealer Ausgangspunkt, um zwei völlig unterschiedliche, aber faszinierende Landschaften zu erkunden: die weiten Auen der Mittelelbe im Süden und die sanften Hügel des Naturparks Fläming im Norden.

Wandern in und um Wittenberg ist eine meditative Reise, die spirituelle Pilgerpfade mit unberührter Flusslandschaft und Kiefernwäldern verbindet.


Auf Luthers Spuren: Der Pilgergedanke

Der wohl bekannteste Weg, der Wittenberg durchzieht, ist der Lutherweg. Er ist weniger ein reiner Wanderweg als vielmehr ein spiritueller Pilgerpfad, der die wichtigsten Wirkungsstätten der Reformation in Mitteldeutschland miteinander verbindet.

  • Der Lutherweg in Sachsen-Anhalt: Die Gesamtstrecke ist über 450 Kilometer lang, doch die Etappen rund um Wittenberg bieten sich für Tageswanderungen an. Sie führen Pilger und Wanderer durch die Stadt selbst (vorbei an Schlosskirche, Lutherhaus und Melanchthonhaus) und hinaus in die umliegende Landschaft.
  • Thematische Tiefe: Entlang des Weges bieten Informationstafeln und die besuchten Kirchen Einblicke in das Wirken Martin Luthers. Diese Touren laden zur Entschleunigung und Reflexion ein – ganz im Sinne des historischen Pilgerns.
  • Verbindung nach Coswig: Eine beliebte Teilstrecke führt von Wittenberg in westlicher Richtung entlang der Elbe bis nach Coswig (Anhalt).

Die wilden Flüsse: Biosphärenreservat Mittelelbe

Südlich der Stadt beginnt eine der wertvollsten und unberührtesten Flusslandschaften Deutschlands: das UNESCO-Biosphärenreservat Mittelelbe. Die Auenlandschaft ist geprägt vom ständigen Wechsel zwischen Hoch- und Niedrigwasser.

  • Auenpfade: Die Region um das Auenhaus (Informationszentrum) ist ein Netzwerk von Lehrpfaden. Hier können Naturliebhaber die typische Auen-Flora und -Fauna erkunden.
  • Auenpfad Marina Camp Wittenberg: Dieser knapp 10 Kilometer lange Rundweg bietet tiefe Einblicke in die Dynamik der Flusslandschaft. Der Pfad führt oft durch den Auenwald und entlang des neugebauten Deiches, wo man die urwüchsige Seite der Elbe erleben kann, die Heimat von Bibern und seltenen Vogelarten ist.
  • Die Magie der Aue: Die Wanderung durch die Elbauen ist gekennzeichnet durch die weite Sicht, die Feuchtigkeit des Bodens und die Geräuschkulisse der Natur – ein völliger Kontrast zur historischen Enge der Altstadt.

Der stille Norden: Naturpark Fläming

Nördlich von Wittenberg steigt die Landschaft sanft an und führt in den Naturpark Fläming, eine Region, die für ihre Kiefern- und Buchenwälder, Heideflächen und malerischen Rummeln (kleine, eiszeitlich geformte Täler) bekannt ist.

  • Rundwege bei Wüstemark: Eine lohnenswerte Tour ist der Rundweg Friedenthaler Grund (ca. 11 km), der nordöstlich der Stadt beginnt. Er führt durch Waldgebiete, über den Zahnabach und vorbei an typischen Flämingdörfern wie Jahmo. Die Landschaft ist hier sanft gewellt und reich an Wild.
  • Der Bismarckstieg: Für eine aussichtsreiche Tour bietet sich die Strecke von Coswig (Anhalt) aus an. Der Bismarckstieg führt auf den Bismarckturm auf dem Hubertusberg und weiter auf den Apollensberg, wo man einen der schönsten Ausblicke auf die Wittenberger Schloss- und Stadtkirche sowie die Elbe genießt.

Kurztrip: Wittenbergs grüner Gürtel

Auch wer wenig Zeit hat, kann in Wittenberg schnell ins Grüne entfliehen.

  • Bunkerberg und Wallanlagen: Ein kurzer Spaziergang durch die historischen Wallanlagen und auf den Bunkerberg bietet hervorragende Aussichtspunkte auf die Altstadt und die Schlosskirche.
  • Luthergarten: Der Luthergarten, der im Zuge der Reformationsdekade angelegt wurde, ist ein Ort der Ruhe und Besinnung am Rande der Altstadt.

Wittenberg bietet somit eine einzigartige Kombination: Man kann morgens die Weltgeschichte bewandern und nachmittags in die Stille der Auen oder des Flämings eintauchen – eine Region, in der jede Route eine eigene Geschichte erzählt.