Die Kohlroulade, in Polen Gołąbki (Mehrzahl von Gołąbek, wörtlich „kleine Taube“), ist ein Gericht mit tiefen kulturellen Wurzeln. Sie ist ein fester Bestandteil der polnischen Küche und wird oft zu Feiertagen, Familienfesten oder als sättigendes Sonntagsessen serviert. Im Vergleich zur deftigen deutschen Variante zeichnet sich der Gołąbki durch eine hellere Soße, eine leichtere Füllung und eine stärkere Präsenz von Reis aus.


Herkunft und kulturelle Bedeutung

Herkunft: Wie viele Krautwickel-Gerichte hat auch der Gołąbki seine Ursprünge wahrscheinlich im östlichen Mittelmeerraum und im Osmanischen Reich (Sarma). Die Idee, Fleisch in Gemüseblätter zu wickeln, verbreitete sich über die Handelsrouten und im Zuge der Expansion des Osmanischen Reiches nach Osteuropa. Die polnische Variante adaptierte die Technik an die lokalen Zutaten (Weißkohl) und entwickelte eine eigene, charakteristische Tomaten-Basis.

Bedeutung: Der Name Gołąbki (Täubchen) ist metaphorisch. Er bezieht sich entweder auf die zarte Form der gewickelten Roulade oder auf eine ältere Tradition, bei der die Rouladen kleiner waren und tatsächlich der Füllung der Vögel ähnelten. Das Gericht steht heute für traditionelle polnische Gastfreundschaft und Hausmannskost.

Die Besonderheiten des Gołąbki

Das unterscheidet Gołąbki von anderen mitteleuropäischen Krautrouladen:

  • Der Reis-Anteil: Im polnischen Rezept wird im Verhältnis zur Fleischmenge oft eine höhere Menge an gekochtem Reis oder Graupen in die Füllung gegeben, was die Roulade saftig und leicht macht.
  • Die Soße: Die Soße ist fast immer eine helle Tomatensoße, die mit Brühe und oft mit einem Schuss Sauerrahm (Śmietana) verfeinert wird. Sie ist milder, weniger würzig und weniger fettig als die deutsche braune Soße.
  • Der Kohl: Es wird frischer Weißkohl verwendet. Die Blätter werden blanchiert und die dicken Rippen der Blätter herausgeschnitten, damit sie sich gut wickeln lassen.

Rezeptvorschlag und Zubereitung (Klassischer Gołąbki)

Zutaten (für ca. 12–15 Rouladen)

Für die Rouladen:

  • 1 Kopf Weißkohl
  • 500 g Hackfleisch (am besten gemischt, Schwein und Rind)
  • 200 g ungekochter Reis (ca. 400 g gekocht)
  • 1 große Zwiebel (fein gewürfelt)
  • 1 EL Majoran, Salz, Pfeffer

Für die Soße:

  • 1 EL Butter
  • 1 Dose (ca. 400 g) passierte Tomaten
  • 500 ml Fleisch- oder Gemüsebrühe
  • 1 Lorbeerblatt, Pimentkörner
  • Optional: 100 g Sauerrahm (Śmietana)

Zubereitung

  1. Vorbereitung des Kohls: Entfernen Sie den Strunk des Kohlkopfes. Kochen Sie den Kohl in einem großen Topf Wasser, bis die äußeren Blätter weich werden und sich leicht lösen lassen (ca. 5–10 Minuten). Lösen Sie vorsichtig etwa 15 Blätter ab und legen Sie sie beiseite. Schneiden Sie die dicke Mittelrippe flach.
  2. Füllung zubereiten: Kochen Sie den Reis halb gar (er gart später in der Soße fertig). Mischen Sie in einer Schüssel das Hackfleisch, den halb garen Reis, die gewürfelte Zwiebel, Majoran, Salz und Pfeffer. Alles gut verkneten.
  3. Wickeln der Rouladen: Legen Sie ein Kohlblatt flach auf die Arbeitsfläche. Geben Sie 1–2 Esslöffel der Füllung auf das untere Ende des Blattes. Klappen Sie die Seitenränder des Blattes über die Füllung und rollen Sie das Blatt von unten her fest auf.
  4. Schmoren: Bedecken Sie den Boden eines großen, weiten Topfes oder Schmortopfs mit den übrig gebliebenen Kohlblättern, um die Rouladen vor direktem Anbrennen zu schützen. Schichten Sie die Gołąbki dicht aneinander in den Topf.
  5. Soße ansetzen: Erhitzen Sie in einer separaten Pfanne die Butter, geben Sie die passierten Tomaten und die Brühe hinzu. Fügen Sie Lorbeerblatt und Piment hinzu und lassen Sie die Soße kurz aufkochen.
  6. Garen: Gießen Sie die Soße über die Rouladen, bis diese fast vollständig bedeckt sind. Legen Sie optional einen Teller als Gewicht auf die Rouladen. Decken Sie den Topf ab und lassen Sie die Gołąbki bei niedriger Hitze für etwa 60 bis 90 Minuten sanft schmoren, bis der Kohl sehr weich ist und der Reis vollständig gar.
  7. Servieren: Vor dem Servieren die Soße abschmecken. Wer möchte, rührt am Ende einen Löffel Sauerrahm unter die Soße oder gibt ihn als Klecks direkt auf die angerichteten Gołąbki. Klassisch serviert mit Brot oder Kartoffeln.