Die Kohlroulade, oft schlicht als Krautwickel bezeichnet, ist mehr als nur ein Gericht – sie ist ein Stück kulinarischer Heimat. Als Inbegriff der deutschen Hausmannskost verbindet sie die bodenständige Einfachheit des Kohls mit der Sättigung einer kräftigen Hackfleischfüllung. In ihrer besten Form ist die deutsche Kohlroulade der Beweis, dass wahre Gaumenfreuden nicht kompliziert sein müssen.
Herkunft und Verbreitung: Eine europäische Erfolgsgeschichte
Obwohl die Krautroulade in Mitteleuropa fest verankert ist, liegt ihr Ursprung nicht ausschließlich in Deutschland. Das Prinzip, Füllungen in Blätter zu wickeln, reicht historisch weit zurück und findet sich in vielen Kulturen (z.B. Sarma im Osmanischen Reich).
- Deutsche Entwicklung: Die Kohlroulade in ihrer heutigen Form – mit einer Füllung aus gehacktem Schweine- und Rindfleisch und einer dunklen, reichhaltigen Soße – entwickelte sich primär in Nord-, Mittel- und Ostdeutschland. Sie wurde in Zeiten der Not und in ländlichen Regionen populär, da der Kohl ein günstiges, ganzjährig verfügbares und haltbares Gemüse war, das auch ein wenig Fleisch strecken konnte.
- Regionale Unterschiede: Der Name variiert regional: Kohlroulade (oft im Westen), Krautwickel (oft im Süden und Österreich) oder einfach Wickel im Osten. Während man im Norden eher Speck und Kümmel nutzt, können im Süden auch Semmelbrösel zur Bindung und eine hellere Soße üblich sein.
Heute ist die Kohlroulade ein beliebtes Sonntagsessen und ein fester Bestandteil der traditionellen deutschen Küche, bekannt für ihren sättigenden und vertrauten Geschmack.
Rezeptvorschlag: Die klassische Deutsche Kohlroulade
Dieses Rezept zielt auf eine herzhafte, geschmorte Roulade mit einer intensiven braunen Soße ab.
Zutaten (für 4 Portionen / ca. 8 Rouladen)
Kategorie | Zutat | Menge |
Kohl | Weißkohl (mittelgroß) | 1 Kopf |
Füllung | Hackfleisch (gemischt, Rind/Schwein 1:1) | 600 g |
Füllung | Zwiebel (fein gewürfelt) | 1 Stück |
Füllung | Altbackenes Brötchen (eingeweicht) oder Reis (gekocht) | 1 Stück oder 50 g |
Füllung | Ei | 1 Stück |
Füllung | Majoran, Salz, Pfeffer | Nach Geschmack |
Soße | Speck (durchwachsen, gewürfelt) | 50 g |
Soße | Karotte, Sellerie (gewürfelt) | Je 1/2 Stück |
Soße | Fleischbrühe (Rind oder Gemüse) | 500 – 750 ml |
Binden | Mehl oder Speisestärke | 1 EL |
Die Zubereitung: Schmoren für den vollen Geschmack
1. Den Kohl vorbereiten
- Kopf vorbereiten: Den Strunk des Weißkohls keilförmig herausschneiden.
- Blätter lösen: Den ganzen Kopf in kochendes Salzwasser geben und ca. 10–15 Minuten blanchieren. Die äußeren Blätter lösen sich jetzt leicht ab (ca. 8–10 Stück werden benötigt).
- Strunk glätten: Die dicke mittlere Rippe der abgelösten Kohlblätter flach schneiden oder vorsichtig mit einem Messer ausdünnen, damit die Roulade sich gut rollen lässt.
2. Die Füllung anrühren
- Die fein gewürfelte Zwiebel in etwas Butter andünsten und abkühlen lassen.
- Das Hackfleisch in eine Schüssel geben. Die gedünsteten Zwiebeln, das eingeweichte und ausgedrückte Brötchen (oder den gekochten Reis), das Ei und die Gewürze (besonders Majoran!) hinzufügen.
- Die Masse gründlich mit den Händen verkneten, bis sie gleichmäßig gebunden ist.
3. Die Rouladen wickeln
- Jeweils eine kleine Menge (ca. 70–80 g) der Hackfleischmasse mittig auf das Kohlblatt geben.
- Die äußeren Seiten des Blattes über die Füllung schlagen und das Ganze dann von der dicken Seite her fest aufrollen.
- Die fertige Roulade mit Küchengarn umwickeln oder mit einem Holzspieß fixieren.
4. Anbraten und Schmoren (Der Schlüssel zur Soße)
- Den Speck in einem großen Bräter auslassen. Die gewürfelten Karotten und den Sellerie hinzufügen und anrösten.
- Die Kohlrouladen in den Bräter geben und von allen Seiten scharf anbraten, um Röstaromen zu erzeugen.
- Mit der Fleischbrühe (und ggf. etwas Wein) ablöschen, bis die Rouladen fast bedeckt sind.
- Die Kohlrouladen bei niedriger Hitze (oder im Ofen bei ca. 180°C) zugedeckt mindestens 60 bis 90 Minuten schmoren lassen, bis das Fleisch gar und der Kohl sehr weich ist.
5. Soße binden
- Die Rouladen herausnehmen und warm stellen.
- Die Soße durch ein Sieb passieren oder die Schmorflüssigkeit direkt zur Bindung verwenden.
- Die Soße zum Kochen bringen und mit einer Mischung aus Mehl und Butter (Beurre manié) oder in Wasser angerührter Speisestärke andicken.
- Mit Salz, Pfeffer und eventuell einem Spritzer Essig abschmecken.
Serviervorschlag
Die klassische Kohlroulade wird traditionell mit cremigem Kartoffelpüree oder einfachen Salzkartoffeln serviert, reichlich bedeckt mit der braunen, deftigen Soße.