Tnd phantasy souveraenien blockadones gurkiana 01

Inmitten des azurblauen Pazifiks, wo die Sonne niemals zu strahlen aufhörte und der Duft von Hibiskus in der warmen Luft lag, erhob sich der Inselstaat Souveränien. Ein winziger Punkt auf der Weltkarte, den man leicht übersehen konnte, doch jeder Staat der Erde kannte seinen Namen – und scheute ihn. Denn Souveränien, regiert von seinem exzentrischen Herrn Blockadones, besaß eine Wunderwaffe.

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Niemand hatte sie je gesehen. Niemand wusste, wie sie funktionierte. Aber jeder glaubte an ihre Existenz. Geschichten sprachen von einem Lichtstrahl, der ganze Flotten zu Staub zerfallen ließ. Von einem Ton, der Armeen in kollektive Ohnmacht fallen ließ. Oder von einer Vibration, die Kontinente in ihren Grundfesten erschütterte. Die diplomatischen Beziehungen zu Souveränien waren stets von einer gewissen Ehrfurcht geprägt. Großmächte schickten ehrerbietig Geschenke, Kreuzfahrtschiffe nahmen weitläufige Umwege, um die Hoheitsgewässer nicht zu berühren.

Herr Blockadones selbst war ein kleines, rundliches Männchen mit einem Faible für bunte Hemden und einer Vorliebe für Kokosnusswasser. Er regierte sein Inselreich mit sanfter Hand, was vor allem daran lag, dass es wenig zu regieren gab. Die etwa hundert Bewohner lebten in Harmonie, fischten, bauten Früchte an und genossen das Leben. Nur einmal im Jahr, am „Tag der Souveränität“, schlüpfte Blockadones in eine bizarre Militäruniform, die er sich aus bunten Federn und Muscheln selbst gebastelt hatte. Dann bestieg er den höchsten Punkt der Insel, einen kleinen, bewaldeten Hügel, und verbrachte dort eine Stunde allein.

Genau auf diesem Hügel, so die Legende, befand sich das Herzstück der Wunderwaffe.

An diesem Tag der Souveränität, als Blockadones wie üblich seinen Hügel bestieg, ereignete sich jedoch ein kleines Malheur. Er stolperte über eine hervorstehende Wurzel und verlor das Gleichgewicht. Ein seltsames, klickendes Geräusch war zu hören, gefolgt von einem leisen Summen. Die Erde bebte kaum merklich.

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Unten im Dorf schauten die Bewohner überrascht auf. Ein Bauer ließ seine Kokosnuss fallen. Eine Fischerin zog ihre Angel ein. Hatte die Wunderwaffe gerade… gehustet?

Als Blockadones später den Hügel herabstieg, wirkte er etwas blasser als sonst. Er winkte zerstreut und schickte sich an, seinen alljährlichen Vortrag über die „unvergleichliche Verteidigungsstärke Souveräniens“ zu halten. Doch er zögerte. Er räusperte sich.

„Ähm“, begann Blockadones, „meine lieben Souveränianer… und natürlich die stets lauschenden Ohren unserer globalen Freunde…“ Er machte eine Pause. „Die Wunderwaffe… nun ja. Ich muss euch gestehen.“ Er nahm einen tiefen Atemzug. „Sie ist kaputt.“

Ein Raunen ging durch die Menge. Die Fischerin ließ ihren Korb fallen. Der Bauer starrte ungläubig. „Wie… kaputt?“, fragte jemand schüchtern. Blockadones winkte ab. „Ein kleines Missgeschick. Bin gestolpert. Nun ja, sie war ja auch schon alt. Diese kleinen Knöpfe…“

Panik begann sich zu regen. Ohne die Wunderwaffe war Souveränien nichts! Sie waren schutzlos! Sie waren… eine völlig abgelegene Insel mit immerwährendem Sonnenschein!

Die Nachricht von der defekten Wunderwaffe verbreitete sich rasend schnell über die Weltmeere. Geheimdienste schickten Spione. Flotten bereiteten sich vor. Souveränien würde fallen!

Am nächsten Morgen jedoch, als das erste Aufklärungsflugzeug über die Insel flog, sah der Pilot etwas Unglaubliches. Die Strände von Souveränien waren überfüllt. Nicht mit Militär, sondern mit Touristen. Und die Hotels – die bisher nur in den kühnsten Träumen von Blockadones existierten – schienen aus dem Nichts zu sprießen.

Die Nachricht, dass Souveränien keine Wunderwaffe mehr besaß, hatte sich unter den Neugierigen und Abenteuerlustigen wie ein Lauffeuer verbreitet. Plötzlich war die Insel nicht mehr das unantastbare Territorium, sondern ein exotisches Reiseziel, sicher genug, um es zu besuchen. Die Kreuzfahrtschiffe, die vorher große Bögen machten, steuerten nun direkt den Hafen an. Investoren, die vorher von einer undurchdringlichen Macht abgeschreckt worden waren, sahen plötzlich Potenzial.

Herr Blockadones, der sein kaputtes Gerät – eine alte, modifizierte Wetterstation mit ein paar blinkenden Lichtern – in seinem Schuppen versteckt hatte, saß plötzlich in seinem neuen Büro. Er trug immer noch bunte Hemden, aber jetzt waren sie aus feiner Seide.

„Sehen Sie, Koko?“, sagte er zu seiner Papageiendame, die auf seiner Schulter saß. „Manchmal ist das größte Geheimnis, dass es gar kein Geheimnis gibt. Und die wahre Stärke liegt nicht in dem, was man hat, sondern in dem, was die anderen glauben, dass man es hat.“

Die Sonne schien hell über Souveränien, das nun vor Touristen und neuem Wohlstand brummte. Und niemand wagte es, die Insel anzugreifen – nicht wegen einer Wunderwaffe, sondern weil sie jetzt der schönste und friedlichste Urlaubsort im Pazifik war. Das war eine ganz andere Art von Schutz, und für Blockadones, den Herrn über Sonnenschein und einen kaputten Toaster, war sie viel, viel besser.

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