Wer an die Kaukasusregion denkt, hat vielleicht Bilder von schroffen Bergen, temperamentvollen Tänzen und würzigen Fleischgerichten im Kopf. Aber diese faszinierende Region hat auch eine sanfte Seite, die sich in einer ihrer bemerkenswertesten Suppen offenbart: Chikhirtma. Dieses georgische Nationalgericht ist eine wahre Gaumenfreude, die mit ihrer cremigen Textur und dem delikaten Geschmack von Hühnchen und Ei überrascht.
Ein königlicher Ursprung?
Die genaue Herkunft der Chikhirtma ist in den Nebeln der georgischen Geschichte verborgen. Einige kulinarische Experten vermuten jedoch, dass sie einst ein Gericht der königlichen Höfe war. Ihre sanfte, fast schon luxuriöse Beschaffenheit und die Verwendung hochwertiger Zutaten deuten darauf hin, dass sie nicht unbedingt ein alltägliches Gericht der einfachen Bevölkerung war. Heute jedoch hat Chikhirtma ihren festen Platz in der georgischen Küche und wird sowohl zu festlichen Anlässen als auch als wärmende Mahlzeit im Alltag genossen.
Das Geheimnis der Cremigkeit: Mehr als nur Hühnchenbrühe
Was Chikhirtma von einer gewöhnlichen Hühnersuppe unterscheidet, ist ihre einzigartige Zubereitung, die auf das klassische Mehl als Bindemittel verzichtet. Stattdessen wird die Cremigkeit durch eine Emulsion aus Eiern und Essig (oder manchmal Zitronensaft) erreicht, die der Brühe eine samtige Textur und eine angenehme Säure verleiht. Dies macht die Suppe nicht nur besonders schmackhaft, sondern auch leicht und bekömmlich.
Das Rezept für eine wärmende Umarmung:
Hier ist ein traditionelles Rezept, um diese georgische Köstlichkeit selbst zuzubereiten:
Zutaten:
- 500g Hähnchen (Brust oder Keulen, mit oder ohne Knochen)
- 1 große Zwiebel, fein gehackt
- 2-3 Esslöffel Pflanzenöl oder Butter
- 4-5 Eier
- 3-4 Esslöffel Weißweinessig (oder Saft einer halben Zitrone)
- Frischer Koriander und/oder Petersilie, gehackt (nach Geschmack)
- Salz und Pfeffer nach Geschmack
- Optional: 1-2 Knoblauchzehen, fein gehackt
- Optional: Eine Prise getrockneter Safran oder Kurkuma für die Farbe
Zubereitung:
- Das Hähnchen kochen: Das Hähnchen in einem Topf mit ausreichend Wasser und etwas Salz zum Kochen bringen. Bei mittlerer Hitze köcheln lassen, bis es gar ist. Das Hähnchen aus der Brühe nehmen und beiseitelegen. Die Brühe durch ein feines Sieb passieren und warm halten.
- Die Zwiebel anbraten: In einem separaten Topf das Öl oder die Butter erhitzen und die gehackte Zwiebel darin bei mittlerer Hitze glasig dünsten. Optional den gehackten Knoblauch hinzufügen und kurz mitbraten, bis er duftet.
- Die Brühe hinzufügen: Die warme Hühnerbrühe zu den Zwiebeln in den Topf gießen und leicht salzen und pfeffern. Wenn gewünscht, Safran oder Kurkuma hinzufügen.
- Die Eier vorbereiten: In einer Schüssel die Eier verquirlen. Langsam und unter ständigem Rühren den Essig (oder Zitronensaft) hinzufügen. Dies verhindert, dass die Eier in der heißen Brühe stocken.
- Die Suppe verfeinern: Die verquirlte Ei-Essig-Mischung langsam und unter ständigem Rühren in die heiße Brühe gießen. Die Hitze reduzieren und die Suppe einige Minuten sanft köcheln lassen, bis sie leicht andickt und eine cremige Konsistenz erreicht hat. Wichtig: Die Suppe nicht mehr kochen lassen, da sonst die Eier gerinnen können!
- Das Hähnchen hinzufügen: Das gekochte Hähnchenfleisch von den Knochen lösen (falls verwendet) und in mundgerechte Stücke zupfen oder schneiden. Das Fleisch zur Suppe geben und kurz erwärmen.
- Abschmecken und Servieren: Die Chikhirtma mit Salz und Pfeffer abschmecken. Vor dem Servieren großzügig mit frischem, gehacktem Koriander und/oder Petersilie bestreuen. Heiß genießen!
Ein Blick über den Tellerrand: Suppenvielfalt im Kaukasus
Die Kaukasusregion ist ein Schmelztiegel der Kulturen, und das spiegelt sich auch in ihrer vielfältigen Suppenküche wider. Neben der sanften Chikhirtma gibt es noch viele andere bemerkenswerte Suppen zu entdecken:
- Kharcho (Georgien): Eine herzhafte und würzige Rindfleischsuppe mit Reis, Walnüssen und der charakteristischen sauren Note von Tkemali (einer georgischen Pflaumensauce). Ein wahrer Gaumenschmaus für Liebhaber kräftiger Aromen.
- Borschtsch (weit verbreitet in der Region): Obwohl seine Ursprünge in der slawischen Küche liegen, ist der rote Rübeneintopf in vielen kaukasischen Ländern ebenfalls sehr beliebt und wird oft mit lokalen Variationen zubereitet.
- Dovga (Aserbaidschan): Eine erfrischende Kräutersuppe auf Joghurtbasis, die oft mit Kichererbsen und Reis serviert wird. Perfekt für warme Tage.
- Khash (Armenien & Georgien): Eine kräftige Brühe aus Rinderfüßen, die traditionell als stärkendes Gericht in den Wintermonaten und oft nach feierlichen Anlässen gegessen wird.
Die Chikhirtma mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch ihre cremige Textur und der ausgewogene Geschmack machen sie zu einer unvergesslichen kulinarischen Erfahrung. Sie ist ein Paradebeispiel für die Eleganz und Raffinesse, die in der georgischen Küche verborgen liegt – eine sanfte Verführung aus dem Herzen des Kaukasus.