Tnd Suppe Eintopf Restaurant Gastronomie

Liebe Freunde des flüssigen und des löffelfesten Glücks, heute widmen wir uns einer tiefgreifenden, ja fast schon philosophischen Frage, die die deutsche Küche in zwei unversöhnliche Lager spaltet: Was, zum Kuckuck, ist eigentlich der Unterschied zwischen Suppe und Eintopf? Während wir hierzulande penibel zwischen klarer Brühe mit ein paar traurigen Gemüsestückchen und einem deftigen Topf voll „alles rein, was der Kühlschrank hergibt“ unterscheiden, blicken unsere ausländischen Freunde oft mit einem verständnislosen Stirnrunzeln auf diese haarspalterische Debatte.

Stellen Sie sich vor, Sie reisen ins sonnige Spanien und preisen enthusiastisch die „leckere Suppe“, die Ihnen serviert wird. Ihr spanischer Gastgeber lächelt freundlich und erwidert: „Ah, estofado! Sehr gut!“ Sie runzeln die Stirn. Estofado klingt irgendwie… substanzieller als eine klare Hühnersuppe mit ein paar Fadennudeln. Und tatsächlich: Vor Ihnen steht ein dampfender Topf voller Fleisch, Kartoffeln, Paprika und einer Soße, die so reichhaltig ist, dass man fast ein Brötchen darin ertränken möchte. Willkommen in der Welt, in der die Grenzen zwischen Suppe und Eintopf so verschwimmen wie die Erinnerung an den letzten Polterabend.

Oder nehmen wir unsere geschätzten französischen Nachbarn. Dort gibt es die soupe. Klingt erstmal eindeutig, oder? Aber dann kommt die soupe à l’oignon gratinée auf den Tisch – eine Zwiebelsuppe, die unter einer dicken Käsekruste so viele Brotscheiben versteckt, dass man fast eine Schaufel zum Essen bräuchte. Ist das noch Suppe, oder schon ein getarnter Auflauf? Man könnte fast meinen, die Franzosen spielen ein kulinarisches Versteckspiel mit uns.

Und die Italiener! Ach, die Italiener und ihre zuppa. Eine zuppa di pesce beispielsweise ist oft ein reichhaltiger Fischeintopf, der so viele Meeresfrüchte enthält, dass man fast Angst hat, Neptun persönlich darin anzutreffen. Wo hört die Suppe auf und wo beginnt das maritime Festmahl?

Unsereins hingegen ist da streng. Eine Suppe muss dünn sein, durchscheinend, vielleicht mit ein paar vereinzelten Einlagen, die man mit einer Pinzette zählen könnte. Ein Eintopf hingegen ist die rustikale Antwort auf alle kulinarischen Fragen: Fleisch, Gemüse, Kartoffeln, Hülsenfrüchte – alles wird fröhlich in einem Topf vereint und so lange gekocht, bis es vor Gemütlichkeit fast platzt. Der Eintopf ist der bodenständige Kumpel, die Suppe die elegante, aber oft etwas blutleere Verwandte.

Man stelle sich einen deutschen Koch vor, der versucht, einem Amerikaner den Unterschied zu erklären. „Also, eine Suppe ist… flüssig. Und ein Eintopf ist… mehr so… stückig und mit viel ‚Zeug‘ drin.“ Der Amerikaner nickt verständnisvoll und fragt dann: „Ah, so like a really thin stew versus a chunky soup?“ Und schon sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer linguistisch-kulinarischen Verwirrung.

Warum also diese deutsche Sonderrolle in der Welt der Löffelgerichte? Vielleicht liegt es an unserer sprichwörtlichen Gründlichkeit. Wir lieben es, Dinge zu kategorisieren und in Schubladen zu stecken – selbst wenn es ums Essen geht. Ein Topf mit Brühe und ein paar Karottenwürfeln muss eben anders genannt werden als ein Topf, in dem sich eine halbe Bauernschaft an Gemüse und Fleisch tummelt.

Am Ende des Tages ist es wohl Geschmackssache, ob man lieber eine zarte Consommé schlürft oder sich mit einem herzhaften Gulascheintopf die Seele wärmt. Vielleicht sollten wir uns ein Beispiel an unseren internationalen Freunden nehmen und die Grenzen etwas lockerer sehen. Denn ganz ehrlich: Hauptsache, es schmeckt und macht satt. Und ob man das nun „Suppe“ oder „Eintopf“ nennt, ist doch eigentlich… naja, eben Ansichtssache.