Ein kleiner Überblick über kulinarische Kuriositäten in verschiedenen Ländern und Regionen aus Sicht der Touristen, jedoch ein Fest für Einheimische.
Kirgistan, das Land der Nomaden, schneebedeckten Gipfel und unendlichen Weiten, ist ein Paradies für Abenteurer. Doch wer glaubt, die größte Herausforderung sei die Besteigung eines Siebentausenders, hat die Rechnung ohne die kirgisische Küche gemacht. Was Einheimische mit Liebe und Stolz servieren, kann bei Touristen für Stirnrunzeln, fragende Blicke und manchmal auch einen Anflug von Verwirrung sorgen. Fünf kulinarische Besonderheiten, die jeden Reisenden vor eine schmackhafte, aber ungewohnte Prüfung stellen.
1. Das Stutenmilch-Szenario: Kymyz
Was in Deutschland die Kaffeetafel, ist in Kirgistan die Kymyz-Session. Überall im Land wird Kymyz, fermentierte Stutenmilch, angeboten. Er wirkt erfrischend und ist reich an Vitaminen. So weit, so gut. Die Verwirrung entsteht beim ersten Schluck. Statt der erwarteten süßlichen Milch wartet ein säuerlicher, leicht kohlensäurehaltiger Geschmack, der an eine Mischung aus saurer Buttermilch und Kefir erinnert. Für den ungeübten Gaumen ist es eine echte Mutprobe. Einheimische beobachten das ungläubige Gesicht der Touristen oft mit einem breiten Grinsen.
2. Das Schafs-Debakel: Beshbarmak
Werden Sie zu einem Festmahl eingeladen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie Beshbarmak serviert bekommen. Es ist das Nationalgericht Kirgistans. Der Name bedeutet „fünf Finger“, denn es wird traditionell mit den Händen gegessen. Es besteht aus hausgemachten Nudeln, die mit Fleischbrühe, Zwiebeln und viel gehacktem Fleisch, oft vom Schaf oder Pferd, vermischt werden. Die Verwirrung des Touristen beginnt, wenn dem Hauptgast der Schafskopf als besondere Ehre serviert wird. Die Wangen, die Augen und das Gehirn – alles landet auf dem Teller. Die Erwartung ist, dass der Gast die dargebotene Ehre mit Respekt behandelt, was für viele eine echte Herausforderung darstellt.
3. Das Fettschwanz-Phänomen: Kuruk
Das Auge isst mit – außer in Kirgistan, da muss man oft die Augen schließen. Ein Beispiel ist Kuruk, das Innere vom Schafsdarm. Es ist ein sehr fettreiches Gericht, oft eine Art Wurst, die mit Reis, Zwiebeln und Fleisch gefüllt ist. Sie ist ein traditionelles Gericht und ein Zeichen des Respekts vor dem Tier, dessen Teile man vollständig verwendet. Die Verwirrung entsteht, wenn das Gericht auf dem Teller landet und der Tourist die wahre Beschaffenheit des Gerichts erkennt. Es ist nicht nur ein optisches, sondern auch ein geschmackliches Abenteuer, bei dem das Fett des Schafsschwanzes eine Hauptrolle spielt.
4. Der süße Traum-Albtraum: Chak-Chak
Nach all dem Deftigen braucht der Gaumen etwas Süßes. Auf den ersten Blick wirkt Chak-Chak harmlos. Kleine, frittierte Teigbällchen werden mit Honig oder Sirup vermischt und zu einem Turm gestapelt. Die Verwirrung entsteht, wenn man versucht, das klebrige Etwas zu essen. Es ist unmöglich, es mit einer Gabel zu essen, da die Bällchen aneinander kleben. Mit den Händen wird es zu einer klebrigen Angelegenheit. Man muss es einfach versuchen und dabei nicht auf die lachenden Gesichter der Einheimischen achten.
5. Das Überraschungs-Süppchen: Shorpo
Shorpo ist eine traditionelle Fleischsuppe, die in ganz Kirgistan beliebt ist. Sie wird aus Kartoffeln, Möhren und einem Stück Fleisch gekocht. Der Tourist freut sich auf eine warme, nahrhafte Suppe. Die Verwirrung entsteht, wenn er auf ein großes Stück Fett oder Knochen in seiner Suppe stößt. Es ist das Zeichen für eine authentische, nahrhafte Mahlzeit. Man wird ermutigt, das Fett mit den Händen zu zerreißen und es zu essen. Es ist ein unkompliziertes, aber ein sehr traditionelles Gericht.
Fazit für den kulinarischen Abenteurer
Die kirgisische Küche ist wie das Land selbst: rau, echt und voller Überraschungen. Sie erfordert Mut, eine offene Haltung und die Bereitschaft, die eigenen Vorstellungen von Essen zu überdenken. Wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, wird nicht nur eine einzigartige kulinarische Erfahrung machen, sondern auch einen tieferen Einblick in die Kultur und die Gastfreundschaft der Kirgisen erhalten. Und am Ende kann man die Geschichte von der fermentierten Stutenmilch und dem Schafskopf im Gepäck mit nach Hause nehmen.

