Die Speisekarte ist das kulturelle Aushängeschild eines jeden Lokals, doch ihre Aussprache im deutschen Sprachraum gleicht oft einem linguistischen Abenteuer. Besonders bei italienischen, französischen oder griechischen Lehnwörtern verfallen selbst gestandene Hobbyköche oder Restaurantbesucher gerne in eingefahrene Fehlmuster. Ob aus Unwissenheit, Bequemlichkeit oder durch die schlichte Eindeutschung: Die korrekte Betonung geht verloren.
Hier sind die gängigsten kulinarischen Begriffe, bei denen die Zunge am häufigsten stolpert, und die richtige Aussprache.
1. Das griechische Kraut: Oregano (Woran liegt’s: Das verwirrende „e“)
Der aromatische Majoran-Verwandte gehört in jede mediterrane Küche – seine Aussprache sorgt aber regelmäßig für Verwirrung.
- Die Fehltritte: Man hört häufig [O-RÉ-ga-no] (Betonung auf dem ‚e‘) oder sogar [O-re-GAH-no] (Betonung auf dem ‚a‘).
- Die korrekte Aussprache: Im Deutschen und im Original Griechischen liegt die Betonung auf der drittletzten Silbe: [O-RÉ-ga-no]. Das ‚e‘ ist kurz und unspektakulär.
2. Der italienische Schnellkaffee: Espresso (Woran liegt’s: Das überflüssige „x“)
Dieser Fehler ist der wohl hartnäckigste und führt regelmäßig zu belustigten Blicken in Italien.
- Der Fehltritt: Die häufigste falsche Aussprache ist [Eks-presso]. Das zusätzliche ‚x‘ (oder ‚ks‘) ist eine klassische Eindeutschung des schnellen Wortbeginns, existiert aber im italienischen Original nicht.
- Die korrekte Aussprache: [Es-presso]. Es wird nur mit einem sanften ’s‘ gesprochen. Die Vorsilbe ‚es‘ kommt vom italienischen esprimere (ausdrücken).
3. Das knusprige Brot: Bruschetta (Woran liegt’s: Die tückische „ch“-Regel)
Dieses geröstete Brot mit Knoblauch und Tomaten ist die beliebteste Aussprache-Falle der italienischen Vorspeisen.
- Der Fehltritt: Fast jeder spricht es aus als [Brusch-etta] (wie ‚Dusche‘). Hier wird die deutsche Ausspracheregel für ’sch‘ angewendet.
- Die korrekte Aussprache: Im Italienischen wird die Kombination ‚ch‘ vor einem ‚e‘ oder ‚i‘ als hartes ‚k‘ ausgesprochen. Richtig ist: [Bru-SKET-ta].
4. Das Gewürz und die Soße: Chili (Woran liegt’s: Die Herkunft)
Je nach Herkunftsland des Wortes ändert sich die Aussprache.
- Der Fehltritt (Eingedeutscht): [Tschil-li] (wie ‚China‘).
- Die korrekte Aussprache (Englisch/Spanisch): Obwohl das Wort ursprünglich aus dem Nahuatl stammt, etablierte sich im Englischen das weichere [Tschil-lie] oder im Spanischen [Tschie-le] (mit Betonung auf dem ‚ie‘) für die Schote. Im Deutschen ist [Tschil-li] weitestgehend akzeptiert, aber der englisch-amerikanische Einfluss macht die korrekte Betonung oft schwierig.
5. Die gefüllten Teigtaschen: Gnocchi (Woran liegt’s: Das stumme ‚g‘)
Die kleinen italienischen Kartoffelklößchen sind ein Muss, die korrekte Aussprache ein Kunststück.
- Der Fehltritt: Man hört manchmal das harte, englisch beeinflusste [Gno-tschi] oder das ungelenke [G-notschi].
- Die korrekte Aussprache: Die Kombination ‚gn‘ wird im Italienischen wie das spanische ‚ñ‘ oder das französische ‚gn‘ ausgesprochen – ein einziger, weicher Laut, der dem deutschen [NJ] ähnelt: [NJOK-ki].
Wer diese fünf Klippen umschifft, beweist nicht nur kulinarisches Wissen, sondern auch linguistische Finesse am Esstisch.

