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Das Gericht Bibimbap (비빔밥), wörtlich übersetzt „gemischter Reis“, ist weit mehr als nur eine einfache Mahlzeit; es ist ein kulinarisches Kunstwerk, das die koreanische Philosophie der Harmonie der Farben (Obangsaek) und der ausgewogenen Ernährung perfekt widerspiegelt. Obwohl es heute weltweit durch die südkoreanische Popkultur bekannt ist, hat das Gericht tiefe historische und kulturelle Wurzeln, die es auch in der nordkoreanischen Küche unverzichtbar machen.

📜 Herkunft und Historischer Kontext

Die genaue Herkunft von Bibimbap ist nicht eindeutig belegt, aber die Tradition, übrig gebliebenen Reis mit verschiedenen Beilagen zu vermischen, reicht weit zurück:

  • Jesa (Zeremonielle Speise): Eine der populärsten Theorien besagt, dass Bibimbap ursprünglich eine Möglichkeit war, die Reste der Speisen von traditionellen Ahnenzeremonien (Jesa) oder Neujahrsfeiern zu verwerten. Da es als unhöflich galt, das Essen einfach wegzuwerfen, wurden die übrig gebliebenen Beilagen mit Reis vermischt und verzehrt. Dies war praktisch und respektierte die Lebensmittel.
  • Bauern und Reisende: Eine andere Theorie sieht seinen Ursprung in der einfachen Kost von Bauern oder Reisenden, die eine schnelle, nahrhafte Mahlzeit benötigten. Alle Zutaten wurden in einer einzigen Schüssel kombiniert, was das Essen unterwegs vereinfachte.
  • Die Schüssel des Königs: Historische Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass eine Form von Bibimbap auch am Königshof als „Goldongban“ (wörtlich „gemischtes Reisgericht“) serviert wurde, wenn der König eine schnelle, leichte Mahlzeit wünschte.

🎨 Die Besonderheit: Ästhetik und Obangsaek

Das Besondere an Bibimbap ist seine ästhetische Anordnung, die die traditionellen koreanischen fünf Farben (Obangsaek) repräsentiert, welche für die fünf Elemente und eine ausgewogene Ernährung stehen:

FarbeRepräsentiertZutat (Typisch)
WeißWesten, MetallReis, Rettich
Schwarz/DunkelNorden, WasserPilze, Algen, Farnkraut
Rot/OrangeSüden, FeuerKarotten, Chili-Paste (Gochujang)
GrünOsten, HolzSpinat, Zucchini
GelbZentrum, ErdeEi-Dotter, Sojasprossen

Die Zutaten werden roh oder separat gekocht und mariniert, bevor sie dekorativ auf den Reis gelegt werden. Erst unmittelbar vor dem Verzehr mischt der Esser alles zusammen – daher der Name „gemischter Reis“.

🍽️ Zubereitung und Variationen

Bibimbap ist ein sehr anpassungsfähiges Gericht; die Zubereitung bleibt aber immer dem Prinzip der separaten Vorbereitung treu:

  1. Reis: Gekochter weißer Reis dient als Basis.
  2. Namul (Gemüse): Verschiedene Gemüse werden einzeln blanchiert, gebraten oder eingelegt. Typisch sind Sojasprossen, Spinat, Zucchini (Hobak), Rettich und Pilze. Jede Zutat wird leicht mit Sojasoße, Knoblauch und Sesamöl gewürzt.
  3. Fleisch: Oft wird dünn geschnittenes, mariniertes Rindfleisch verwendet (ähnlich Bulgogi), es kann aber auch Tofu oder Hühnchen sein.
  4. Ei: Ein Spiegelei oder ein rohes Eigelb wird in die Mitte gelegt.
  5. Würze: Die wichtigste Würze ist Gochujang (koreanische Chilipaste) oder, für mildere Varianten, Sojasoße.

Eine berühmte Variante ist das Dolsot Bibimbap, das in einem sehr heißen Stein- oder Tontopf serviert wird. Der heiße Topf sorgt dafür, dass der Reis am Boden knusprig wird und die Zutaten beim Mischen brutzelt, was einen intensiven Geschmack freisetzt.

🏢 Gastronomie vs. Privatleben

Bibimbap ist sowohl ein zentrales Gericht der gehobenen Gastronomie als auch ein klassisches Gericht für zu Hause:

  • Privat: Es ist das perfekte Reste-Essen (Jesa Tradition) und wird oft improvisiert, indem man einfach alle vorhandenen Banchan (Beilagen) auf den Reis gibt. Es ist schnell und ernährungsphysiologisch ausgewogen.
  • Gastronomie: In Restaurants ist Bibimbap ein beliebtes Gericht für Mittag- und Abendessen, insbesondere das Dolsot Bibimbap. In Südkorea ist es ein Exportschlager; in Nordkorea findet man es in Restaurants, die ausländische Devisen erwirtschaften oder Gäste aus dem Ausland bewirten. In Pjöngjang wird es als stolzer Ausdruck der traditionellen koreanischen Küche präsentiert.