Tnd Igitt Pfui Sprache Deutsch Begriffe Suppenwoche

Liebe Freunde des gepflegten „Bäh!“ und alle, die schon mal beim Anblick eines verdächtigen Flecks auf dem Küchenboden innerlich „Uäääh!“ gerufen haben: Heute begeben wir uns auf eine faszinierende Reise in die sonderbare Klangwelt der Abneigung. Woher kommen diese urplötzlichen Ausbrüche des Missfallens? Warum klingt „Igitt“ so anders als „Pfui“? Und warum fühlt es sich so befriedigend an, diese kleinen, angewiderten Explosionen der Sprache auszustoßen?

Stellen wir uns folgende Szene vor: Sie öffnen nichtsahnend den Kühlschrank und werden von einem Duft begrüßt, der entfernt an eine Mischung aus vergessenen Socken und dem Innenleben einer Bananenschale erinnert. Ihre natürliche Reaktion? Ein instinktives „Igitt!“. Oder Sie beobachten, wie jemand genüsslich seine Finger ableckt, nachdem er ein Stück Butterbrot verputzt hat. In diesem Fall entfährt Ihnen vielleicht ein angewidertes „Pfui!“.

Diese kleinen, oft unwillkürlichen Lautäußerungen sind faszinierend. Sie sind kurz, prägnant und transportieren eine ganze Bandbreite an negativen Gefühlen: Ekel, Abscheu, Missbilligung, manchmal sogar eine Prise spielerische Verachtung. Aber woher kommen diese seltsamen Klangkombinationen? Sind sie uns angeboren wie das Niesen oder haben sie eine abenteuerliche sprachliche Evolution hinter sich?

Die linguistische Detektivarbeit: Spurensuche im Wörterbuch-Dschungel

Um dem Geheimnis von „Igitt“ und „Pfui!“ auf die Schliche zu kommen, müssen wir uns ein wenig in die staubigen Tiefen der Sprachwissenschaft begeben. Hier zeigt sich schnell: Eine glasklare „Das war der Urknall des Ekels!“-Antwort gibt es nicht. Aber es lassen sich interessante Spuren und Theorien finden.

Viele Sprachwissenschaftler vermuten, dass diese Ausrufe onomatopoetischen Ursprungs sein könnten – also Wörter, die Laute nachahmen. „Pfui!“ mit seinem leicht spuckenden „Pf“-Laut könnte beispielsweise entfernt an das Ausspucken von etwas Ungenießbarem erinnern. „Igitt“ hingegen mit seinen weichen Vokalen und dem leicht nasalen „ng“-Laut könnte das unwillige Zusammenziehen des Gesichts oder ein leichtes Würgen imitieren.

Allerdings ist die Sache nicht so einfach. Wenn „Pfui!“ wirklich vom Spucken kommt, warum sagen wir es dann auch, wenn jemand unhöflich ist und nicht nur, wenn wir etwas aus dem Mund befördern wollen? Hier kommt die assoziative Kraft der Sprache ins Spiel. Ein Laut, der ursprünglich mit einer körperlichen Reaktion verbunden war, kann sich im Laufe der Zeit auf ähnliche, aber nicht-physische Situationen übertragen. Ekel vor verdorbenem Essen kann sich so auf moralischen Ekel oder die Missbilligung unfeinen Benehmens ausweiten.

Die emotionale Komponente: Ein Spiegel unserer inneren Befindlichkeiten

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die starke emotionale Komponente dieser Ausrufe. „Igitt“ und „Pfui!“ sind nicht nur leere Worthülsen, sie sind unmittelbare Ausdrucksformen unserer inneren Befindlichkeiten. Sie sind ein akustisches Barometer unseres Wohlbefindens, das bei unangenehmen Sinneswahrnehmungen oder moralischen Grenzüberschreitungen sofort ausschlägt.

Interessanterweise variieren diese Abneigungslaute von Sprache zu Sprache. Während wir im Deutschen „Igitt“ und „Pfui!“ verwenden, ruft der Engländer vielleicht „Ew!“ oder „Yuck!“, der Franzose „Beurk!“ und der Spanier „¡Qué asco!“. Diese Vielfalt zeigt, dass es keine universelle „Ekel-Melodie“ gibt, sondern dass jede Sprache ihre eigenen klanglichen Konventionen für die Artikulation von Missfallen entwickelt hat.

Die humoristische Seite der Abscheu: Wenn „Igitt“ zum geflügelten Wort wird

Und schließlich dürfen wir die humoristische Dimension dieser Begriffe nicht vergessen. „Igitt!“ und „Pfui!“ können, je nach Kontext und Tonfall, auch spielerisch oder ironisch eingesetzt werden. Ein übertriebenes „Igitt!“ beim Anblick eines harmlosen Gemüsesalats kann beispielsweise für einen Lacher sorgen. Oder ein augenzwinkerndes „Pfui!“ als Reaktion auf einen harmlosen Flirt kann eine humorvolle Distanz schaffen.

Die Popularität bestimmter „Igitt!“- oder „Pfui!“-Varianten kann sogar kulturelle Phänomene hervorbringen. Man denke nur an kultige Fernsehfiguren oder virale Internetphänomene, bei denen ein besonders prägnantes „Igitt!“ zum geflügelten Wort wird und sich im kollektiven Gedächtnis festsetzt.

Wo die Reise endet…

Die genaue Herkunft von „Igitt“ und „Pfui!“ mag also im Dunkel der sprachlichen Vorzeit verborgen bleiben. Wahrscheinlich sind sie eine Mischung aus onomatopoetischen Anklängen und assoziativen Bedeutungsverschiebungen, aufgeladen mit einer kräftigen Prise Emotion. Eines ist jedoch sicher: Solange es unangenehme Gerüche, unappetitliche Anblicke und unfeines Benehmen gibt, werden diese kleinen, aber feinen Ausrufe des Missfallens weiterhin aus unserem Sprachgebrauch nicht wegzudenken sein. Und das ist, auf eine seltsame Art und Weise, auch irgendwie beruhigend.

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