Liebe Freunde der gepflegten Aussprache, liebe Sprachjongleure und all jene, die sich schon mal gefragt haben, warum ihr Gegenüber klingt, als hätte er gerade einen Marathonlauf durch ein Erdbeerfeld absolviert: Lasst uns heute über ein Phänomen sprechen, das uns seit Jahren aufhorchen lässt – das scheinbar kollektive Verschwinden des rollenden „R“ und seine oft… sagen wir mal… „interessanten“ Begleiterscheinungen.
Da ist er wieder, dieser Moment. Jemand stellt sich vor: „Guten Tag, mein Name ist Ähbäht.“ Oder man hört im Supermarkt: „Ich hätte gerne ein Pfund Häabat.“ Und natürlich der Klassiker in der Single-Küche: „Wo finde ich die Ähbähtoate?“ Man könnte fast meinen, wir leben in einer Parallelwelt, in der der Buchstabe „R“ heimlich in den Urlaub gefahren ist und seine Vertretung von einem enthusiastischen „Ä“ übernommen wurde.
Und es betrifft ja nicht nur Vornamen oder kulinarische Gelüste. Nein, die ganze Bandbreite der Sprache scheint betroffen. Aus „wunderbar“ wird „wundäba“, aus der ach so wichtigen „Partnerbörse“ eine klangvolle „Patnaböase“. Manchmal fragt man sich, ob das eine neue, geheime Sprachrevolution ist, die an uns allen vorbeigegangen ist.
Die „Ä“-volution: Ein schleichender Zungen-Tsunami?
Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass sich eine Art „Ä“-Virus in der deutschen Aussprache breitgemacht hat. Ein Virus, der die Zungenmuskulatur auf seltsame Weise beeinflusst und das einst so stolze „R“ in ein weiches, fast schon schmachtendes „Ä“ verwandelt.
Und damit nicht genug der klanglichen Kuriositäten. Oftmals geht diese „Ä“-Affektion mit einer bemerkenswerten Sprechgeschwindigkeit einher. Nicht etwa rasant und dynamisch, nein. Eher so, als würde man versuchen, einen Marathon in Zeitlupe zu absolvieren – langsam, bedächtig und mit einer gewissen… nennen wir es mal… „affektierten“ Note.
Man hat das Gefühl, jede Silbe wird einzeln zelebriert, jede Vokal wird genüsslich in die Länge gezogen. Es ist, als würde der Sprecher uns mitteilen wollen: „Seht her, ich nehme mir Zeit für meine Worte. Jedes ‚Ä‘ ist ein kleines Kunstwerk, das gebührend gewürdigt werden muss.“ Während der Zuhörer innerlich schon ungeduldig mit den Füßen scharrt und sich fragt, ob die nächste Silbe wohl noch vor dem nächsten Eiszeitalter eintreffen wird.
Theorien und Spekulationen: Warum rollt da nix mehr?
Warum aber diese plötzliche „Ä“-Liebe? Warum können so viele Menschen scheinbar das gute alte „R“ nicht mehr über ihre Lippen bringen? Sind es die Nachwirkungen eines besonders intensiven Erdbeer-Smoothie-Konsums? Eine neue esoterische Atemtechnik, die das Zungenbein in seltsame Schwingungen versetzt? Oder vielleicht doch nur eine vorübergehende Laune der Sprechorgane?
Die Wahrheit liegt wohl – wie so oft – im Dunkeln der individuellen Sprechgewohnheiten. Vielleicht ist es eine unbemerkte regionale Eigenheit, die sich langsam ausbreitet. Vielleicht eine modische Sprechweise, die irgendwann mal als „cool“ galt. Oder vielleicht leiden die Betroffenen tatsächlich unter einer phonetischen Herausforderung, die sie auf ihre ganz eigene, charmante Weise kompensieren.
Ein Plädoyer für das rollende „R“ (und ein bisschen mehr Tempo)
Liebe „Ä“-Sprecherinnen und -Sprecher, ich möchte hier keinesfalls despektierlich sein. Jeder soll so sprechen, wie es ihm angenehm ist. Aber als jemand, der das sonore Rollen eines gut platzierten „R“ durchaus zu schätzen weiß, erlaube ich mir die humorvolle Anmerkung: Vielleicht wäre es ja einen Versuch wert, die Zunge ab und zu mal wieder in die „R“-Position zu bringen. Und vielleicht, nur vielleicht, könnte man die Geschwindigkeit der Sprachausgabe um ein paar Umdrehungen erhöhen.
Stellen Sie sich vor: Ein „Wunderbar!“ statt eines langgezogenen „Wundäba!“. Ein zackiges „Robert!“ anstelle eines bedächtigen „Ähbäht!“. Die Welt der gesprochenen Sprache könnte um einiges dynamischer und – für ungeduldige Zuhörer wie mich – auch ein bisschen weniger… äh… „entschleunigt“ sein. Aber hey, solange wir uns alle irgendwie verstehen, ist ja vielleicht alles im „gänzen Bäich“ (ganzen Bereich). Oder sollte ich sagen: „im ganzen Reich“? Sie sehen, die Verwirrung ist perfekt.