Portugal, das Land der Seefahrer und des Fado, hat eine reiche und oft unterschätzte Streetfood-Kultur. Anders als in vielen asiatischen Ländern dominieren hier nicht die klassischen Garküchen der Straße, sondern kleine, traditionelle Cafés, Tascas (einfache Lokale) und moderne Markthallen wie der berühmte Time Out Market (Mercado da Ribeira) in Lissabon. Das portugiesische Streetfood ist herzhaft, bodenständig und überraschend hochwertig.
Die beliebtesten Speisen: Rustikal, Herzhaft, Süß
Die beliebtesten Streetfood-Gerichte in Portugal lassen sich in drei Kategorien unterteilen: die ikonischen Sandwiches, die herzhaften Salgados und der süße Export-Hit.
1. Die National-Sandwiches: Bifana und Prego
Die unangefochtenen Könige des portugiesischen Streetfoods sind die einfachen, fleischgefüllten Brötchen, die man überall findet:
- Bifana: Ein Brötchen (Pão) gefüllt mit dünn geschnittenen Schweinefleisch-Scheiben. Das Fleisch wird typischerweise in einer kräftigen Sauce aus Wein, Knoblauch und Gewürzen mariniert und dann gebraten oder geschmort. Regional gibt es Unterschiede: Im Norden (Porto) ist die Sauce oft würziger.
- Prego: Das Pendant zur Bifana, gefüllt mit dünn geklopftem Rindfleisch (Steak). Das Fleisch wird meist schnell gegrillt oder gebraten, oft mit Knoblauch gewürzt und in einem weichen Brötchen serviert, klassischerweise mit Senf. Manchmal wird der Prego sogar als „herzhaftes Dessert“ nach einer Fischmahlzeit gereicht.
2. Die Salgados: Frittierte und gebackene Snacks
Salgados sind herzhafte, salzige Snacks, die in Cafés, Stehimbissen und auf Festivals allgegenwärtig sind:
- Pastéis de Bacalhau (Bolinhos de Bacalhau): Frittierte Bällchen aus einer Mischung von Stockfisch (Bacalhau), Kartoffeln, Eiern und Kräutern. Ein Klassiker, der warm oder kalt genossen wird.
- Rissóis und Croquetes: Rissóis sind halbmondförmige, panierte Teigtaschen, oft gefüllt mit Garnelen (Camarão) oder Fleisch. Croquetes sind frittierte Kroketten, meist mit Hackfleisch oder Rindfleisch gefüllt.
- Caldo Verde: Eine einfache, aber nahrhafte Kartoffel-Kohl-Suppe mit Scheiben von Chouriço (einer würzigen Wurst). Sie wird oft in einem Becher als schneller, gesunder Snack verkauft, besonders an kalten Abenden oder auf Festen.
3. Der süße Weltstar: Pastel de Nata
Obwohl es sich um ein Gebäck handelt, ist der Pastel de Nata (Blätterteigtörtchen mit Eierpudding-Füllung) das ultimative portugiesische Streetfood-Erlebnis. Es wird an jeder Ecke in Bäckereien (Pastelarias) und Cafés verkauft und am besten lauwarm mit Zimt und Puderzucker bestreut genossen.
Qualität, Verbreitung und Preisniveau
Die portugiesische Streetfood-Szene zeichnet sich durch ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis aus.
| Aspekt | Merkmale in Portugal |
| Verbreitung | Extrem hoch. Die beliebtesten Speisen (Bifana, Pastel de Nata, Salgados) sind überall zu finden: in kleinen Tascas, an Märkten, in Bahnhofscafés und bei Sportveranstaltungen. Es ist Teil der täglichen Esskultur. |
| Qualität | Überraschend konstant. Traditionelle Gerichte werden oft in Familienbetrieben zubereitet. Die Qualität des Streetfoods ist in der Regel deutlich höher als in vielen anderen Ländern, da man auf frische, unverarbeitete Zutaten Wert legt. Gourmet-Streetfood findet man in Markthallen wie dem Time Out Market, wo Sterneköche Stände betreiben. |
| Preisniveau | Sehr erschwinglich in traditionellen Lokalen. Die Preise steigen in touristischen Zentren und in Gourmet-Markthallen: |
| Traditionell: Eine Bifana oder ein Prego kostet in einer einfachen Tascas oder einem Café meist nur 2,50 bis 5,00 EUR. Ein Pastel de Nata liegt bei 1,00 bis 1,50 EUR. | |
| Gourmet/Touristisch: In den Food Courts (wie Lissabons Mercado da Ribeira) liegen die Preise für Hauptspeisen bei 12 bis 17 EUR, was immer noch als angemessen für die gebotene Qualität gilt, aber deutlich über den lokalen Preisen liegt. |
Das portugiesische Streetfood ist eine Mischung aus Tradition und Pragmatismus. Es ist nicht die hypermoderne, fusionierte Küche, sondern eine bodenständige Verpflegung, die es dem Einheimischen und dem Besucher ermöglicht, schnell, günstig und vor allem authentisch zu essen. Die Bifana mag einfach sein, aber in ihrer Qualität und Allgegenwart spiegelt sich die wahre kulinarische Seele Portugals wider.

